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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Fragen über Billy gestellt.«
    »Billy.« Die wegwerfende Kopfbewegung sprach Bände.
    »Kam Millie besser mit Billy aus als Sie, Mr. Murdock?«
    »Ich hatte nichts gegen den Jungen.«
    »War etwas zwischen den beiden?«
    Aber darauf wollte Murdock offenbar keine Antwort geben. Er fing wieder an, im Zimmer auf und ab zu gehen, und wedelte dabei mit den Armen, als versuchte er zu fliegen. »Seit seinem Tod ist sie anders.«
    »Es war ein schwerer Schlag für sie.«
    »Ja, das schon. Aber gleich wegzulaufen …«
    »Kann ich ihr Zimmer sehen?«
    »Was?«
    Rebus lächelte. »Das ist unsere normale Vorgehensweise, wenn jemand als vermisst gemeldet wird.«
    Murdock schüttelte wieder den Kopf. »Das wär ihr nicht recht. Was, wenn sie zurückkommt und sieht, dass jemand in ihren Sachen herumgewühlt hat? Nein, das kann ich nicht erlauben.« Murdock war offensichtlich bereit, wenn nötig, gewaltsamen Widerstand zu leisten.
    »Ich kann Sie nicht zwingen«, entgegnete Rebus ruhig. »Erzählen Sie mir ein wenig mehr über Billy.«
    Das beruhigte Murdock. »Was denn zum Beispiel?« »Mochte er Computer?«
    »Billy? Er mochte Videospiele, Ballerspiele jedenfalls. Ich weiß nicht, ich nehm an, er interessierte sich für Computer.«
    »Konnte er damit umgehen?«
    »Mehr oder weniger. Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Bloße Neugier. Drei Leute teilen sich eine Wohnung, zwei davon arbeiten mit Computern, der dritte nicht.«
    Murdock nickte. »Sie fragen sich, was wir gemeinsam hatten. Schauen Sie sich in der Stadt um, Inspector. Sie werden zig Wohnungen voll von Leuten finden, die ausschließlich deswegen zusammen wohnen, weil sie ein Zimmer oder das Geld brauchen. In einer idealen Welt hätte ich es gar nicht nötig gehabt, dieses Zimmer unterzuvermieten.«
    Rebus nickte. »Was sollen wir also wegen Miss Docherty unternehmen?«
    »Was?«
    »Sie haben mich gerufen, ich bin gekommen, und was machen wir nun?« Murdock zuckte die Achseln. »Normalerweise würden wir noch einen Tag warten, bevor wir sie offiziell als vermisst melden.« Er hielt inne. »Es sei denn, es besteht begründeter Verdacht auf eine Straftat.«
    Murdock schien in Gedanken versunken zu sein, aus denen er nur allmählich auftauchte. »Dann warten wir eben noch einen Tag.« Er nickte. »Vielleicht reagiere ich übertrieben. Ich hab bloß … als Steve mir erzählte …«
    »Ich bin sicher, dass es nichts mit dem zu tun hatte, was ich ihr gesagt habe«, log Rebus, während er aufstand. »Darf ich noch einen Blick in Billys Zimmer werfen, wenn ich schon mal da bin?«
    »Es ist leer geräumt.«
    »Nur um meine Erinnerung aufzufrischen.« Murdock schwieg. »Danke«, sagte Rebus.
    Das Zimmer war in der Tat leer geräumt worden. Auf dem abgezogenen Bett lag nur noch das gleichfalls unbezogene Kissen. Es hatte braune Flecken und verlor Federn. Die nackte Matratze war hellblau und wies ähnliche braune Flecken auf. Jetzt wirkte das Zimmer ein bisschen geräumiger, wenn auch nicht viel. Trotzdem zweifelte Rebus nicht daran, dass Murdock nicht die geringsten Schwierigkeiten haben würde, einen neuen Untermieter zu finden – zumal es bis zum Semesterbeginn nicht mehr lang hin war.
    Er öffnete den Kleiderschrank. Dabei klirrten leere Drahtkleiderbügel. Auf dem Boden war ein neues Blatt Zeitungspapier ausgelegt. Er schloss den Schrank wieder. Zwischen der Ecke des Bettes und dem Schrank war ein Stück vom Teppich zu sehen. Er stieß direkt an die Fußleiste unter dem noch immer ungeputzten Fenster. Rebus ging in die Hocke und zog an der Kante des Teppichs. Er war nicht festgeklebt und ließ sich ein paar Zentimeter anheben. Rebus schob die Finger darunter, fand aber nichts. Noch immer in der Hocke, hob er die Matratze an, sah aber nur Eisenfedern und den Teppich darunter, auf dem dicke Staubund Haarknäuel die Reichweite des Staubsaugers markierten.
    Er stand auf und warf einen Blick auf die kahlen Wände. Schmale Spuren auf der Tapete zeigten, dass da Tesastreifen abgerissen worden waren. Er sah sich die Stelle genauer an. Die Oberfläche der Tapete war in zwei längeren Streifen abgegangen. Hatte hier nicht der Wimpel gehangen? Doch, man konnte noch das Loch der Heftzwecke sehen. Der Wimpel war mit einer rotbraunen, an die Wand gepinnten Kordel befestigt gewesen. Was bedeutete, dass der Wimpel diese Rissspuren verdeckt hatte. Die sahen nicht besonders alt aus. Die bloßgelegte untere Schicht der Tapete war sauber und frisch, als seien die Tesastreifen erst vor kurzem

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