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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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abgelöst worden.
    Rebus legte die Finger auf die zwei Streifen. Sie waren vielleicht neun Zentimeter auseinander und ebenso lang. Was immer da hing, war quadratisch und dünn gewesen. Rebus wusste genau, was auf diese Beschreibung gepasst hätte.
    Im Flur wartete Murdock darauf, die Wohnung verlassen zu können.
    »Tut mir Leid, dass ich Sie habe warten lassen, Sir«, entschuldigte sich Rebus.
    Das Carlton klang zwar wie ein Tearoom für alte Damen, war aber ein Fernfahrerlokal mit weithin berühmten gigantischen Essensportionen. Als Mairie Henderson sich endlich bei Rebus meldete, schlug er vor, sie könnten sich dort zum Lunch treffen. Das Carlton lag bei Newhaven am Firth of Forth, ziemlich genau an der Stelle, wo dieser breite Meeresarm nicht mehr von der offenen Nordsee zu unterscheiden ist.
    Laster, die Edinburgh umfuhren oder vom Norden her auf dem Weg nach Leith waren, machten gewöhnlich Rast vor dem Carlton. Man sah sie in einer langen Reihe zwischen Starbank Road und Pier Place am Deich stehen. Die Fahrer fanden, das Carlton sei den Umweg wohl wert; die übrigen Verkehrsteilnehmer und die Polizei zeigten sich über diese Vorliebe allerdings nicht immer erfreut.
    Drinnen war das Carlton ein sauberes, gut ausgeleuchtetes Lokal und so heiß wie ein Lkw-Motor. Als Klimaanlage diente ein Holzkeil, der die Eingangstür einen Spalt breit geöffnet hielt. Allein war man da nie, weswegen Rebus es für angeraten hielt, im Voraus anzurufen und einen Tisch für zwei zu reservieren.
    »Den zwischen der Theke und den Toiletten«, spezifizierte er.
    »Hab ich Sie richtig verstanden? Sie wollen einen Tisch vorbestellen ?«
    »Sie haben’s gehört.«
    »Solang’s den Laden hier gibt, hat noch kein Mensch einen Tisch vorbestellt.« Der Koch nahm den Hörer von seinem Mund. »He, Maggie, da ist jemand, der will einen Tisch vorbestellen .«
    »Hören Sie auf mit der Scheiße, Sammy, hier ist John Rebus.«
    »Besonderer Anlass, Mr. Rebus? Hochzeitstag? Ich back Ihnen einen Kuchen.«
    »Um zwölf«, sagte Rebus, »und sorgen Sie dafür, dass es der Tisch ist, den ich verlangt habe, okay?«
    »Ja, Sir.«
    Und so riss Sammy, als er Rebus eintreten sah, ein Geschirrtuch vom Herd, legte es sich über den Arm und kam schwungvoll auf ihn zu.
    »Ihr Tisch ist gerichtet, Sir – wenn Sie mir folgen wollen …«
    Die Fernfahrer grinsten und machten ein paar spöttische Bemerkungen. Maggie stand mit einem Stapel leerer weißer Teller vor der Brust da und versuchte sich, als Rebus vorbeiging, an einem Knicks. Der kleine Resopaltisch war für zwei gedeckt und – wie ein in der Mitte geknicktes, mit Kugelschreiber beschriftetes Stück Pappe kundtat – RESERVIERT. In der Mitte stand eine ausgewaschene Soßenflasche, in die jemand eine Plastiknelke gesteckt hatte.
    Rebus sah Mairie durch das Fenster schauen und dann durch die Tür hereinkommen. Die Fernfahrer blickten auf.
    »Hier ist Platz, Süße.«
    »Hi, Puppe, setz dich auf meinen Schoß, nicht auf den seinen.«
    Sie grinsten durch den Rauch der Zigaretten, die in ihren Mundwinkeln hingen. Einer von ihnen aß wie ein Kamel, mit horizontal malmendem Unterkiefer, während der Oberkiefer vertikale Hackbewegungen verrichtete. Rebus fühlte sich so stark an Ormiston erinnert, dass er seinen Blick abwenden musste. Stattdessen schaute er Mairie an. Warum auch nicht, wenn das alle Übrigen auch taten. Erwartungsgemäß hatte Mairie ihren kürzesten Minirock angezogen. Zumindest hoffte Rebus, dass es ihr kürzester war. Und er saß eng, eins dieser schwarzen Stretchteile. Dazu trug sie ein schlabberiges weißes T-Shirt und eine blickdichte schwarze Strumpfhose, deren senkrechte Nähte winzige Tüpfelchen weißen Fleisches freigaben. Sie hatte sich die Sonnenbrille über die Stirn geschoben und stellte, als sie sich setzte, mit Schwung ihre Umhängetasche auf den Boden.
    »Ich sehe, wir sitzen im Separee.«
    »War nicht grad billig, aber das ist mir die Sache wert.«
    Rebus beobachtete sie, während sie das Wandschild betrachtete, das die Speisekarte des Carlton darstellte.
    »Sie sehen gut aus«, log er. Tatsächlich sah sie fix und fertig aus.
    »Danke. Ich wünschte, ich könnte dasselbe von Ihnen sagen.«
    Rebus zuckte innerlich zusammen. »Als ich in Ihrem Alter war, sah ich genauso gut aus wie Sie.«
    »Auch im Minirock?« Sie beugte sich hinunter, um ein Päckchen Zigaretten aus ihrer Tasche zu holen, und gewährte Rebus dabei einen Einblick in den Ausschnitt ihres spitzenbesetzten

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