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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Wunderwerke wie Dr. Whos Zeitmaschine: Irgendwie hatte man zwei Pinkelbecken, eine Kabine und ein Waschbecken in einen Raum hineinbekommen, der kleiner war als deren Gesamtvolumen.
    Daher war Rebus wenig erbaut, als Ken Smylie sich neben ihn stellte. Smylie war offiziell beurlaubt, nur bestand er darauf, weiter ins Büro zu kommen.
    »Wie geht’s Ihnen, Ken?«
    »Alles in Ordnung.«
    »Gut.« Rebus wandte sich vom Urinal ab und ging zum Waschbecken.
    »Sie scheinen ja hart zu arbeiten«, bemerkte Smylie.
    »Ach ja?«
    »Sie sind nie da, also nehme ich an, dass Sie arbeiten.«
    »Natürlich arbeite ich.« Rebus schüttelte das Wasser von den Händen.
    »Nur sehe ich nie irgendwelche Aufzeichnungen.«
    »Aufzeichnungen?«
    »Sie machen sich nie Ermittlungsnotizen.«
    »Tatsächlich?« Rebus trocknete sich die Hände an der Handtuchrolle ab. Heute war sein Glückstag: Man hatte gerade eine frische Rolle eingebaut. Er kehrte Smylie noch immer den Rücken zu. »Na ja, ich behalt meine Notizen gern im Kopf.«
    »Das ist gegen die Vorschriften.«
    »Dumme Sache.«
    Er hatte gerade das letzte Wort ausgesprochen, als Smylies Arme sich wie ein Schraubstock um seine Brust schlossen. Er bekam keine Luft mehr und spürte, wie er emporgehoben wurde. Smylie presste ihm das Gesicht gegen die Wand neben der Handtuchrolle. Sein ganzes Gewicht quetschte Rebus an die Wand.
    »Sie sind an was dran, stimmt’s?«, fragte Smylie mit seiner hohen, pfeifenden Stimme. »Sagen Sie mir, wer es ist!« Er löste seine Umklammerung nur so weit, dass Rebus sprechen konnte.
    »Lassen Sie los, verdammte Scheiße!«
    Der Klammergriff schnürte sich wieder zusammen, und Rebus’ Gesicht wurde noch fester gegen die Wand gepresst. Gleich bin ich durch, dachte er. Gleich guckt mein Kopf im Korridor raus wie eine Jagdtrophäe.
    »Er war mein Bruder«, presste Smylie hervor. » Mein Bruder.«
    Rebus’ Gesicht war voller Blut. Er spürte, wie ihm die Augäpfel aus dem Kopf traten, seine Trommelfelle sich unter dem Überdruck nach außen wölbten. Das Letzte, was ich im Leben sehe, dachte Rebus, wird diese verdammte Handtuchrolle sein. Dann flog die Tür auf, und Ormiston stand mit glimmender Zigarette da. Die Zigarette flog auf den Boden, und Ormiston warf sich von hinten auf Smylie. Er bekam die Arme nicht ganz herum, aber doch weit genug, um seine Daumen in das weiche Fleisch von Smylies Armbeuge zu bohren.
    »Loslassen, Smylie!«
    »Verschwinden Sie!«
    Rebus spürte, wie der auf ihm lastende Druck nachließ, und schaffte es, Smylie von sich abzuschütteln. Es war kaum genügend Platz für die drei Männer. Smylie schüttelte Ormiston mühelos ab. Dann ging er wieder auf Rebus los, aber diesmal war Rebus auf den Angriff gefasst. Er rammte dem Schrank von einem Mann ein Knie zwischen die Beine. Smylie stöhnte und ging in die Knie. Ormiston rappelte sich langsam wieder hoch.
    »Was zum Teufel war eigentlich los?«
    Smylie kam wieder auf die Beine. Er sah wütend und frustriert aus. Als er die Tür mit Schwung öffnete, hätte er fast die Klinke ausgerissen.
    Rebus schaute in den Spiegel. Sein Gesicht hatte diese kirschrote Farbe, die hellblonde Menschen bei Sonnenbrand bekommen, aber zumindest standen seine Augen nicht mehr so weit vor.
    »Ich will lieber nicht wissen, wie hoch mein Blutdruck ist«, sagte er zu sich selbst. Dann dankte er Ormiston.
    »Das war reiner Egoismus«, gab Ormiston zurück. »Solang Sie beide sich kloppten« – er bückte sich nach seiner Zigarette –, »war kein Platz für mich, um in Ruhe eine zu rauchen.«
    Die Zigarette hatte das Handgemenge zwar unbeschadet überstanden, aber nach kurzer Begutachtung beschloss Ormiston, sich doch eine neue anzuzünden.
    Rebus rauchte ebenfalls eine. »Das könnte das erste Mal gewesen sein, dass Rauchen jemandem das Leben gerettet hat.«
    »Mein Großvater hat sechzig Jahre lang geraucht und ist mit achtzig im Schlaf gestorben. Dreißig davon war er allerdings bettlägerig. Also, worum ging’s eben?«
    »Aktenablage. Smylie passt mein System nicht.«
    »Smylie weiß gern alles, was so läuft.«
    »Er dürfte doch nicht mal hier sein. Er sollte zu Haus sein und trauern.«
    »Aber genau das tut er ja«, hielt Ormiston dagegen. »Auch wenn er wie ein großer Knuddelbär aussieht, ein sanfter Riese, dürfen Sie ihn nicht unterschätzen.« Er zog an seiner Zigarette. »Ich werd Ihnen was von Smylie erzählen.«
    Und er tat’s.
    Zu Patience Aitkens großer Überraschung war Rebus schon um

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