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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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seine Worte mit einem Schnauben. Das glaubt er wohl selbst nicht? „Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen. Was soll die bescheuerte Frage?“
    „Caine!“, zischt Raphael, doch Kincade winkt ab.
    „Lass nur, Raphael. Er ist ehrlich bis aufs Blut und außerdem seinem Alter entsprechend aufbrausend. Bei den Jungen merkt man schneller, wann sie lügen. Und deiner hier tut es nicht.“ Kincade scheint zufrieden, was seine nächsten Worte bestätigen. „Und damit wäre der Vorwurf erledigt. Bevor ihr geht ...“ Er betrachtet mich vom Kopf bis hin zu meinen alten Chucks, dann schüttelt er den Kopf. „Kauf ihm vernünftige Kleidung, Raphael. Er läuft herum wie diese Teenager, das ist fürchterlich. Ich würde es gern selbst tun, aber ...“
    „Das kommt nicht infrage“, unterbreche ich Kincade entsetzt. „Nur weil ihr alle schwul seid, bin ich es noch lange nicht.“
    Im nächsten Moment wünsche ich mir ein tiefes Loch im Boden, um für immer darin verschwinden zu können. Erst denken, dann reden. Wann werde ich das endlich lernen? Doch plötzlich schallt lautes Gelächter durch den Raum und ich beruhige mich etwas. Es scheint, als wäre mir keiner der zwei böse, sonst würden sie kaum über meinen unpassenden Kommentar lachen. Vampire. Sind eben alle nicht ganz dicht.
    „Schwul ist so ein hässliches Wort“, erklärt Kincade nonchalant und grinst anschließend schmutzig. „Ich umschreibe es lieber mit, 'Ich mag hübsche Körper'.“
    „Schön für Sie“, murmle ich und fasse mir gleichzeitig gedanklich an die Stirn. Kincade findet junge Vampire eindeutig anziehend und das macht mich offensichtlich zu einem potenziellen Bettgefährten für ihn. Allerdings hat er die Rechnung ohne mich gemacht, denn ich habe keinerlei Interesse. „Und was ist mit Kopf, Verstand und so weiter?“
    Kincade winkt gleichmütig ab. „Austauschbar.“
    „Mein Gott, der ist ja schlimmer als du“, rutscht mir nach einem fassungslosen Blick auf Raphael heraus, was den finster dreinschauen, Mister Obervampir jedoch in Gelächter ausbrechen lässt. „Ähm, Entschuldigung?“
    „Das nenne ich mal ein Kompliment.“ Kincade grinst mich an. „Nenn mich Benedict.“
    Das muss nun wirklich nicht sein. Ich schaue fragend zu Raphael. Können wir bitte von hier verschwinden? Ich habe nichts gegen Schwule oder Bisexuelle, aber ich mag diesen Blutsauger nicht. Benedict Kincade hat dieses, in meinen Augen, typische und unmögliche Gehabe an sich, dass er sich für etwas Besseres hält. Na gut, Raphael hat das auch, aber er nutzt es nicht bei mir aus und ich habe die Befürchtung, dass Kincade das tun würde, sollte er mich alleine erwischen. Der Gedanke beschert mir eine Gänsehaut. Ich will hier raus. Und zwar sofort. Raphael sieht mir an, was los ist.
    „Es wird Zeit zu gehen“, sagt er und steht auf. „Wenn wir diese Nacht noch eine Shoppingtour machen wollen, müssen wir uns beeilen. Benedict, wir sehen uns.“
    Da ich nicht weiß, wie ich mich korrekt verabschieden soll, mache ich es Raphael nach, der Kincade schweigend zunickt. Der Vampir erwidert meinen Gruß auf dieselbe Art und schmunzelt dabei sichtlich.
    „Oh, bevor ich es vergesse ...“, hält er uns zurück, als Raphael die Tür zum Gang geöffnet hat. „Kommt doch am Samstagabend zu mir. Ich gebe eine private Party ... Nur ausgewählte Gäste. Setjan ist ebenfalls Willkommen, falls er sich anschließen möchte.“
    Es klingt wie eine Bitte, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass es keine ist. Ich sehe zu Raphael. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Wenn ich ehrlich bin, ist sie nicht vorhanden. Und als er nur schweigend nickt, anstatt die Einladung aus irgendeinem fadenscheinigen Grund abzulehnen, wie ich es erwartet hatte, bin ich mir sicher, dass Kincade einen Befehl erteilt hat.
    Das schreit förmlich nach Ärger. Der Obermotz von New York City hat einen Narren an mir gefressen und Raphael kann, aus welchen Gründen auch immer, nichts dagegen tun, dass ich diesen Blutsauger ein zweites Mal treffen muss.
    Wie war das mit: 'Schlimmer geht’s immer?'

 
     
    6
     
     
    Ich kann mir weitaus angenehmere Beschäftigungen vorstellen, als mitten in New York City mit Raphael in ein riesiges Einkaufscenter einzubrechen, um Klamotten zu klauen. Aber Benedict Kincade hat gesprochen und Raphael folgt seinem Befehl, wenn auch mit Murren und Knurren. Verständlicherweise, dabei hätte ich viel mehr Grund zum Protest. Man rennt ja schließlich nicht jede Nacht in

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