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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Unterwäsche bekleidet durch ein Kaufhaus.
    Dafür lasse ich mir aber nicht die Schuld zuschieben. Raphael wollte unbedingt, dass ich einen neuen Versuch zu trinken starte, nicht ich. Dass das wieder schief geht, war doch klar. Und deswegen laufen wir jetzt auch nur in Unterhosen herum. Wenn uns jemand so sehen könnte, würde er sich mit Sicherheit fragen, ob wir nicht ganz dicht sind. Aber die einzigen beiden Zeugen sind tot, was ebenfalls Raphael zu verdanken ist, denn ich brachte es nicht fertig. Seit dem Tod von Chris ist mir das Trinken und dazugehörige Töten richtiggehend zuwider.
    Raphael hat nichts dazu gesagt. Noch nicht. Wir beide wissen, dass diese Angelegenheit langsam aber sicher zu einem ernsthaften Problem wird, und das wird Raphael sich nicht mehr allzu lange tatenlos ansehen. Hoffentlich findet Setjan bald eine Möglichkeit, mir das Blut trinken schmackhaft zu machen, egal, wie makaber das klingt.
    Aber ob ich will oder nicht, ich muss endlich trinken lernen, sonst habe ich keine Überlebenschance. Raphael kann sich nicht für immer um mich kümmern, und ich bezweifle auch, dass er daran Interesse hat. Obwohl er gesagt hat, dass er mich liebt, ist Raphael kein Vollidiot. Er wird sich für sich selbst entscheiden, sollte es hart auf hart kommen. So ist er eben und ich könnte ihn mir auch gar nicht anders vorstellen.
    „Träumst du schon wieder?“, reißt mich seine Stimme aus den Überlegungen wegen meines Trinkproblems und plötzlich hängt ein graugrün gestreiftes Hemd direkt vor meiner Nase. „Schick, oder?“
    Meine Antwort ist ein entsetzter Blick, der Raphael lachen lässt, bevor er das potthässliche Hemd fallen lässt und zwischen den Kleiderständern verschwindet. Er hat scheinbar beschlossen, sich einen Heidenspaß aus dieser Sache zu machen. Kopfschüttelnd wende ich mich selbst einem Kleiderständer zu.
    Wir sind in der Herrenabteilung des Einkaufscenter, welches nur zwei Blocks von Raphaels neuer Wohnung entfernt liegt, die wir letzte Nacht eilig bezogen haben, nachdem ich für unser Abendessen besorgt hatte. Einen niedlichen, blonden und recht jungen Filmvorführer, den er, O-Ton Raphael, 'erst mal abgestaubt hat', bevor er ihn zum Abendessen degradierte.
    Ich kann ihn verstehen. Gegen ein bisschen Sex hätte ich nichts einzuwenden, aber das dürfte etwas schwierig werden, wenn die ausgewählte Dame mitbekommt, dass ich sie lieber beißen als ficken will, das aber nicht fertig bringe, weil etwas in mir jedes Mal blockiert, wenn ich es versuche. Am Ende hätte ich eine panische, kreischende Frau an der Backe und die Polizei auf dem Hals. Keine sonderlich erhebende Vorstellung.
    Nein, Sex ist bis auf Weiteres gestrichen.
    Was würde ich darum geben, die Shoppingtour auch streichen zu können. Vor mir landen drei Hemden, eines hässlicher als das andere. Wenn Raphael so weitermacht, hat er die Herrenabteilung schon bald in ein Chaosgebiet verwandelt. Soll mir egal sein. Ich muss hier schließlich nicht aufräumen, die Zeiten sind vorbei. Aber kann mir trotzdem bitte jemand erklären, wieso ich als Vampir auf einmal vernünftige Hosen und Hemden tragen soll? Was ist gegen Jeans und ein T-Shirt einzuwenden? Mir hat es schon gereicht, dass ich in meinem alten Job spießerhaft aussehen musste, was Jeans ausschloss.
    Was habe ich bloß getan, um Kincades Neugierde zu wecken und mich jetzt mit solchen Sachen wie Einkäufen herumärgern zu müssen? Und dieses abartige Hemd, mit dem Raphael gerade um die Ecke kommt, muss einfach ein schlechter Scherz sein.
    „Vergiss es“, knurre ich, als er dieses Ding, denn als Hemd würde ich es niemals bezeichnen, triumphierend hochhält, obwohl er noch ein paar Schritte entfernt ist. Mein Kommentar bringt mir ein breites Grinsen ein, und ich unterstreiche meine Ablehnung sicherheitshalber mit einem Kopfschütteln. „Das ziehe ich garantiert nicht an. Nie im Leben.“
    „Was ist dagegen einzuwenden?“, will Raphael wissen und betrachtet das Hemd in seiner Hand genauer. „Es ist weiß, aus Leinen, hat einen schlichten Schnitt und ist für diesen Spottpreis gut vernäht. Was willst du mehr?“
    Meint er das ernst? Ich sehe ihn finster an. „Die Farbe ist mir völlig schnuppe, genauso wie der Schnitt, aber die Rüschen an den Ärmeln sind ja wohl abartig.“
    „Weshalb? Das ist doch heutzutage wieder in bei euch jungen Hüpfern. Sogar im 'Bizarre' trug jemand genau so ein Hemd.“ Raphael lässt es sinken, um mich anzusehen. „Früher trugen wir

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