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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Getränketresen herum. »Dreiundzwanzig Sprudel dürften vorerst reichen«, murmelte er in sich hinein.
    »Sie haben schon aufgefüllt?«, fragte ich zuvorkommend, in der Hoffnung, mein Arbeitseifer würde mich schnell auf die gefestigten Lohnabrechnungen katapultieren. Vorerst jedoch brachte er mir nur einen Weg ins Getränkelager ein. Nachdem ich alles aufgefüllt hatte, wurde es hektisch an Bord. Antonio stellte fest, dass Alfred Zapf nicht in der bestellten Urne ruhte. Irgendwer musste dieses Detail verwechselt haben. Gerade als Brömme mit der Richtigen angelaufen kam, um den Verstorbenen umzufüllen, dröhnte die Empfangstrompete, was nichts anderes bedeutete als: zu spät. Antonio, der die Urne bereits aufgedreht hatte, huschte zur Seite, um sich bei uns einzureihen. Brömme versteckte die richtige und aschelose Urne hinter seinem Rücken, währenddessen er die Hinterbliebenen willkommen hieß. Der Pfarrer nickte ihm zu und stellte sich ans Kopfende des Tisches. Dann wedelte er mit einem Räucherstäbchen herum und nuschelte das Vaterunser. Ich hielt die Luft an und spürte, wie der vorletzte Knopf meiner Bluse sich gegen die anatomische Ausbreitung des Brustgewebes stemmte. Ein tapferer kleiner Kerl, dieser Knopf. Blieb zu hoffen, dass die Hersteller ihn ordentlich angenäht hatten.
    Ganze zehn Minuten waren verstrichen, und das Räucherritual des Geistlichen nahm kein Ende. Unterdessen war die Friedhild schon in See gestochen und nahm Kurs auf die übliche Urnen-Abwurfstelle. Nennt man das eigentlich so? Ich war mir nicht sicher, fand aber keinen treffenderen Begriff für die Meeresstelle, wo die Asche der Verstorbenen versenkt wurde. Aus den Augen, aus dem Sinn . Und letztendlich sparten sich die Hinterbliebenen das Abstauben des Aschegefäßes oder die zeitaufwendige Grabpflege auf dem Friedhof. Und wenn sie doch mal mit den Verstorbenen reden wollten, konnten sie das schlichtweg mit einer Schiffstour verbinden, dem Seebestatter sei Dank.
    Claudia stieß mich mit dem Ellenbogen an. »Siehst du den Blonden da drüben?«
    Ich blickte mich unauffällig um. Aber es waren mindestens drei Blonde unter den Trauergästen, wenn man von dem Pfarrer absah. »Welchen meinst du?«, flüsterte ich zurück.
    »Der mit den Locken und dem supersüßen Schnauzer.«
    Okay, ich sah ihn, wusste aber nicht, weshalb ich ihn angucken sollte. »Ja und?«, murmelte ich zurück.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Hä? Du merkst echt nix, oder?«
    Ich musterte ihn etwas genauer. Hm …, was meint sie? Seine Hose saß ordentlich, und auch den Reißverschluss hatte er nicht offen gelassen. Als meine Augen höher glitten, trafen sich unsere Blicke. Peinlich berührt drehte ich meinen Kopf von ihm ab.
    »Hast du es jetzt geschnallt? Er beobachtet dich schon die ganze Zeit«, säuselte Claudia in Richtung meines Ohres.
    Ich ignorierte ihre Anmerkung und konzentrierte mich wieder auf die Worte des Pfarrers. Gott, nimm seine Stimmeoder lass ihn für einen Augenblick dement sein und seine Ansprache vergessen. Ich versuchte meine stramme Haltung etwas zu lockern und damit die Gefahr eines Knopfgeschosses zu dämmen. Ich musste plötzlich grinsen. Der gestrenge Brömme, erschossen von dem Blusenknopf seiner Mitarbeiterin, die immer kurz vor ihrer Regel eine Körbchengröße zulegte. Aber das konnte ja niemand wissen. Oder doch! Richard wusste es. Und er beneidete mich um meine straffen Brüste. Mir wiederum waren sie schon immer schnuppe. Nur ein Anhängsel, das mich beim Joggen um einige Sekunden pro Schritt zurückwarf, wenn man der Physik Glauben schenkte. Und nun stand ich auf einem Bestattungsboot, in Reih und Glied, mit einer viel zu engen Bluse und wünschte mir nichts sehnsüchtiger, als meine Brüste, inklusive Unterleibsschmerzen, an Richard abzutreten.
    Als der Priester sich endlich setzte, ging ein Aufatmen durch die Runde. Brömme gab uns per Blickkontakt die Anordnung, die Gäste mit Getränken zu versorgen. Ich griff mir ein Tablett und servierte Sprudel für die Wassertrinker unter ihnen. Der schnauzbärtige Blonde fixierte mich. »Ach, Fräulein, könnten Sie mir bitte etwas mit Geschmack bringen?«
    Geschmack? Das hat ein Schnitzel auch! Ich drehte mich um. »Sprudel mit Geschmack?«
    »Wenn Sie Tonic hätten?«
    Klar hatten wir. Zwölf edle Fläschchen, persönlich von mir in die Kühlung gestellt. Ich öffnete eine, brachte sie zum Tisch und goss ihm ein. »Wenn Sie sonst keinen Wunsch haben«, sagte ich, in der Hoffnung,

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