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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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quietschgelben Öko-Smart.
    Hendrik stand in der Küche, ohne auch nur ein Wort zu sagen, als Ortrud kam. Mit verschränkten Armen lehnte er kopfschüttelnd am Kühlschrank. Isabell saß im Wohnzimmer mit einem Promi-Klatsch-Magazin. Sie tat, als lese sie interessiert einen Artikel. In Wirklichkeit genoss sie ihren Sieg in vollen Zügen. Wahrscheinlich hatte sie längst den Sekt kalt gestellt, den sie nach unserem Auszug unter einem falschen Vorwand öffnen würde. Ich warf ihr einen letzten feindlichen Blick zu, bevor ich die Hausschlüssel auf die Telefonkommode im Flur legte und die Tür hinter mir ins Schloss zog.
    Nachdem sich Ortrud mit der Tatsache Fuchs-im-Haus abgefunden hatte, brühte sie ihre ostfriesische Teemischung auf. Es gibt eben Momente, die schreien nach Suppe! Ortrud ersetzte die Suppe durch Tee und warf Zucker hinein, bevor sie Milch hinzutat. Sarah rieb sich ihre kalt gewordenen Hände. Sie hatte sich ihre Finger bei der frühmorgendlichen Vespa-Fahrt unterkühlt, als sie sich an mir festklammerte, während Knuffelbär und Füchschengut gewärmt unterwegs waren. »Super, ein heißer Tee«, freute sich Sarah.
    Ich freute mich auch. Aber nicht auf den Tee, sondern auf die harmonische Frühstücksrunde im Kreise meiner Wahlfamilie.
    Claudia grinste mich an. »Cool, dass ihr jetzt hier wohnt.«
    Ich grinste zurück, obwohl mir noch immer zum Heulen war. »Und es macht euch echt nichts aus?«
    »Der verfressene Dreibeiner oder Sarah?«, fragte Claudia.
    Ortrud stieß sie an. »Was du immer redest!« Dann lächelte sie. »Ist doch Ehrensache, wo ihr jetzt dringend Hilfe braucht.«
    Ich lehnte mich entspannt zurück. Wie wichtig doch eine Familie war, gerade wenn man an unermesslichem Herzschmerz litt. Ich ließ meinen Blick durchs vertraute Umfeld schweifen, schmunzelte über die Verrenkungen von Knuffelbär, der den aufgehenden Rührkuchen im Backofen entdeckt hatte und verzweifelt nach einem Weg hinein suchte. Und auch über Miez-Miez, die Katzendame des Hauses, die laut fauchend und mit aufgestelltem Haar den unerwünschten Herrenbesuch vom Herd vertreiben wollte. Füchschen hingegen hielt seine Neugier charmant zurück. Er lag zusammengerollt unterm Tisch und blinzelte nur hin und wieder zu den zankenden Stubentigern.
    Ortrud schob den Brötchenkorb zu Sarah und mir. »Nun greift mal ordentlich zu.« Dann zeigte sie zum Backofen. »Und später, nach Feierabend gibt’s dann einen hausgemachten Rührkuchen. Und glaubt mir, der ist viel saftiger als der trockene Mist aus dem Supermarkt.«
    Ortrud hatte die Idee, Sarah aufs Schiff mitzunehmen und Brömme von einem Tag Probearbeiten zu überzeugen. Das Mädel braucht eine Aufgabe, hatte sie gemurmelt undSarah in einen ihrer veralteten Hosenanzüge gesteckt. Dann hatte sie Sarahs Haar gebürstet und zu einem Entenschwänzchen zusammengedreht. Im Nu war aus Sarah eine völlig andere Person geworden. Und wenn sie nicht so ein finsteres Gesicht gezogen hätte, wäre sie glatt als angehende Juristin durchgegangen, so seriös sah sie aus.
    »Ich habe aber keinen Bock darauf«, argumentierte Sarah gegen Ortruds Vorhaben.
    Aber die winkte nur ab, henkelte Sarah ein und schleppte sie hinauf an Bord.
    Claudia stieg von Mokkaböhnchen ab und blickte an sich herab. »Toll! Schau dir meine Hose an«, meckerte sie. »Alles voller Spritzer.«
    Ich nahm den Helm ab und betrachtete das Spritzmuster. »Ja und? Ich habe dasselbe.« Der einzige Unterschied lag darin, dass ich bespritzte Hosenbeine gewöhnt war, während Claudia lieber spritzwassergeschützt fuhr. Ein Smart hat aber nun mal nur zwei Sitze, und das Los war diesmal auf Sarah gefallen, zumal sie sich dem Brömmschen Adlerblick unterwerfen musste.
    Claudia spuckte ins Taschentuch und begann an ihrer Hose zu rubbeln. Ich überlegte ihr zu sagen, dass das nichts brachte, ließ es dann aber. Wie sie da so vor sich hin schimpfend die Spritzflecke breitschmierte, erinnerte sie mich an Richard, der dem Feind Fleck auch immer mit Spucke begegnete. Und jedes Mal ohne Erfolg.
    Ich nahm meinen Rucksack ab und kramte nach dem Handy. Vielleicht hatte sich Richard ja gemeldet, sich dem Gentest unterzogen und mir das Ergebnis gesimst. Aber es gab keine neuen Nachrichten. Nicht von Richard, nicht von Hendrik und auch nicht von Elke, die sich eventuell für ihr Miethai-Benehmen entschuldigen wollte. Besorgt und traurig lief ich die Landungsbrücke hinauf. Ausgerechnetheute musste eine kulinarische Köstlichkeit aufwendig

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