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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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Arzt nun herausgefunden hat.«
    Wieder Stille.
    »Wenn du dich nicht testen lassen willst, dann sag es doch einfach!« Ich konnte Richard nicht verstehen. Wie konnte man weiterleben, wenn man nicht wusste, wie lange noch. So etwas verändert doch alles! Urlaubsplanung, zukunftsorientierte Umgestaltungsmaßnahmen des Wohnraums und selbst der Kauf eines Kleidungsstückes, welches man ja meist im Schlussverkauf für das darauffolgende Jahr erwirbt … Alles eben!
    »Ich hatte noch keine Zeit dafür. Du weißt doch am besten, wie hektisch es derzeit am Theater zugeht. Und übrigens, bist du der heißeste Favorit für die Hauptbesetzung des Rapunzels. Und jetzt halt dich fest, Schätzchen, ausgeschrieben auf sage und schreibe achtzehntausend Euro im Jahr, inklusive Dreijahresvertrag.«
    »Wow!«, stammelte ich verblüfft.
    »Das ist mega-wow, Süße. Und karrieretechnisch von großem Nutzen.«
    »Ich weiß nicht, Rich. Meinst du echt, ich kann einfach wieder bei Elke klingeln und nach einem Zimmer fragen?«
    »Hör bloß mit Elke auf. Die dreht völlig am Rad, seit ihr weg seid. Sarahs Zimmer will sie einem verwahrlosten Azubi vermieten, weil Sarah einen halben Mietzins offen hat und sich nicht mehr meldet.«
    »Was? Die tickt wohl nicht ganz sauber!« Ich war empört. Immerhin wusste Elke doch, dass Sarah Probleme hatte. Okay, Elke fiel also als Vermieterin weg! Und alsFreundin sowieso! Blieb nur noch, nach einer eigenen Wohnung zu suchen. Einer für Sarah und mich und vielleicht sogar für Richard. »Bestell Elke, sie kann uns mal. Und du hältst Ausschau nach einer WG-geeigneten Künstlerbude in Berlin.«
    »Vergiss es!«, murrte Richard. »Allein Kaution und Courtage kosten so viel wie ein Kleinwagen.«
    Hm … Es würde also schwieriger werden als angenommen. »Na und! Wir drei können das schaffen, hörst du?«
    Das hatten die drei Musketiere doch auch! Einer für alle! Alle für einen!
    Der kurzzeitige Traum einer Dreier-WG war schnell ausgeträumt. Sarah erklärte mir, dass sie nie wieder nach Berlin gehen würde. Bestenfalls auf Besuch. Richard war ebenso wenig begeistert davon, weil er bei Elke günstig wohnen konnte und nur wenige Minuten zur S-Bahn hatte. Und ich alleine hatte auch keine Lust auf eine Stadtwohnung. Es war also eine verzwickte Situation. Ich war quasi abgenabelt – von Berlin und meinem besten Freund. Und ich fühlte mich furchtbar. Wie gut, dass Ortrud merkte, wie schlecht ich mich fühlte. Sie setzte sofort eine Kanne Tee an – natürlich ihren Ostfriesentee – und setzte sich mir gegenüber. »Nun erzähl schon«, sagte sie mütterlich.
    »Ich bin heimatlos, irgendwie jedenfalls.«
    »Du meinst, weil dein WG-Zimmer futsch ist?«
    Ich seufzte auf. »Was mache ich denn nur? In Berlin wartet die Rolle meines Lebens auf mich. Und hier bekomme ich maximal Rabatt auf meine spätere Seebestattung.«
    Ortrud griff nach meinen Händen. »Schau dich um. Das hier kann dein Zuhause sein. Und vergiss nicht den attraktiven Tierarzt.«
    »Hendrik? Der hat mich längst in einem Ordner unter erledigt abgeheftet.«
    Ortrud stand auf und goss Tee ein. »Irrtum. Er hat heute angerufen und nach dir gefragt. Angeblich geht es um eine wichtige Impfung für den Kater.« Sie winkte grinsend ab. »Das war doch aber nur vorgeschoben, glaub mir.«
    Ich starrte sie an. Er hatte tatsächlich angerufen! Angeblich wegen des Katers, aber er wollte immerhin mich sprechen und nicht den Kater. »Denkst du wirklich, dass er mich vermisst? Obwohl er mich für eine Diebin hält?«
    Ortrud zuckte mit den Schultern. »Ich kann nicht alles wissen. Aber ich weiß, dass du mit dem Kater zum Impfen hingehen solltest.«
    Hendrik wollte mich also sehen. Bitte schön! Das sollte er haben. Und ganz nebenbei würde ich mit ihm über Knuffelbärs Männlichkeit plaudern können. Ich würde ihm gegenübertreten – selbstverständlich im angemessenen Outfit, mit einer übertriebenen Duftwolke Cool Water Woman im Ausschnitt und dem Charme einer neuzeitlichen Monroe – und würde ihm sagen: Ich benötige noch einen Termin zum Entmannen des Katers! Bitte mach schnell, ich bin in Eile. Draußen laufen noch genug senile alte Touristen herum, die ich alle bis zum Abend noch beklauen könnte.
    Es kam anders. Als Hendrik die Tür öffnete, schlug mir ein Hauch von Liebe entgegen. Natürlich hatte ich mich vorsorglich mit dem Davidoff-Zeugs übergossen, dessen Duft angeblich aufregend und sinnlich zugleich sein soll. Nur nützt das wenig, wenn es

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