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Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition)

Titel: Rapunzel auf Rügen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Bieling
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außerdem im Süden der Insel Rügen, ist flachwellig, etwa fünf Kilometer von der Küste entfernt, und die höchste Erhebung waren seinerzeit Isabells Brüste, die keinesfalls echt sein konnten!
    »Dann müssen wir sie trennen«, entschied Ortrud und scheuchte mit dem Bratenwender Knuffelbär, der sich gerade Miez-Miez nähern wollte, in die Flucht. »Der Kater bleibt oben und die Katze unten.«
    »Aha!«, erwiderte ich. Ich konnte mir aber absolut nicht vorstellen, dass sich die beiden Turteltäubchen trennen ließen, ohne Gegenwehr zu leisten. Trotzdem beließ ich es dabei und sparte mir jeglichen Kommentar. Schließlich war Ortrud in einer Trauerphase, auch wenn sie nach wie vor nicht über Harry sprach und auch die bestattungsrelevanten Formalitäten vor sich herschob. »Gibt es denn schon einen Bestattungstermin?«, fragte ich behutsam.
    »Nächste Woche«, sagte sie, ohne aufzublicken.
    »Und für was hast du dich entschieden?«
    »Erdbestattung.«
    »Aber Brömme meinte doch …«
    »Was Brömme meint, ist mir egal! Er kannte Harry ja nicht einmal.« Sie goss Wasser auf die angebratenen Rouladen und schlug den Deckel auf den Topf. »Und außerdem will ich nicht darüber reden.«
    Am Abend schlenderte ich zum kleinen Hafenrestaurant, wo ich vor Wochen mit Richard gegessen hatte. Der alte Fischereihafen war ordentlich belebt um diese Zeit. Überall standen, liefen oder saßen Touristen und nahmen der Insel ein kleines Stück Idylle. Ich setzte mich an einen der abseits stehenden Tische und lauschte dem Rauschen des Meeres, das sich mit Kinderlachen vermischte.
    »Guten Abend, Madame«, sagte der Kellner, der uns einst mit Martinis abgefüllt hatte. Erst jetzt sah ich, dass er einen gezwirbelten Franzosenbart trug. Ich grüßte zurück, während der Kellner ein junges Paar abkassierte. Als sie aufstanden, blickte er mich erneut an. »Einen Martini Gibson?«
    Das hatte er sich gemerkt? Ich schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich wollte eigentlich nur für einen Moment den Ausblick genießen.«
    Er nickte verständnisvoll und verschwand im Inneren des Speiselokals.
    Ich lehnte mich entspannt in die schützende Rückenlehne des Strandkorbes, auf dem der Name des Fischrestaurants in verschnörkelter Schrift stand. Ach, wäre doch nur Richard jetzt hier! Der Blick auf die Uhr verriet, dass Richard jetzt nicht gerade inmitten einer Katzenmaske stecken oder über abgebrochene Eyeliner fluchen konnte. Ich winkte dem Kellner zu, während ich in meinem Rucksack nach dem Handy suchte. »Ach, bringen Sie mir doch einen Martini.«
    »Ein Gibson, kommt sofort, Madame«, sagte er zwinkerndund tippte die Bestellung in seinen elektronischen Block.
    Wo steckte nur das Handy? Es ist ein Phänomen – die Handtaschen und Rucksäcke einer Frau. Es finden sich darin allerlei nützliche Dinge wie Klammern, Feuerzeuge, Haargummis, Nagelscheren und zerfetzte oder längst abgelaufene Medikamentenschachteln. Natürlich ist zwischen all diesem Kram auch noch genug Platz für Schlüssel, Handys, Geldbörsen und tausend Wertgutscheine auf irgendwelche Angebote, die in der Regel nicht auf der Einkaufsliste stehen. Und jenes Teil – Frauen kennen das – das man gerade sucht, ist – ähnlich der zweiten Socken in der Waschtrommel – nicht auffindbar. Verflucht noch mal! Aber das Handy schien sich regelrecht vor einer Benutzung zu drücken. Mittlerweile hatte der Kellner ein Glas Martini gebracht. Ich nahm einen winzigen Schluck und setzte meine Suche fort. Nach weiteren zehn Minuten hatte ich es gefunden und das Kaubonbon entfernt, das daran klebte.
    Ich wählte Richard an. »Hi, du gestresster Künstler«, begrüßte ich ihn vorsichtig, um mich allmählich auf die Frage vorzutasten, die mir unter den Nägeln brannte. Hast du dich testen lassen? Du stirbst doch nicht etwa noch dieses Jahr? Aber sosehr ich das Gespräch auch auf das Thema Doktor und Arztpraxen lenkte, Richard schlug immer einen Bogen darum und erklärte mir, wie viele Narben er heute schon geschickt überschminkt hatte. Ich musste stärkere Geschütze auffahren. »Was ich wissen will – hast du nun endlich mal diesen Gentest gemacht?«
    Stille folgte.
    »Richy? Bist du noch dran? Und leg ja nicht auf und schieb die Gesprächstrennung wieder auf den Telefonanbieter.«
    »Als hätte ich das schon jemals getan«, sagte er.
    »Und ob! Das machst du immer, wenn du nicht antworten willst.«
    »Also, weißt du! Das ist doch gar nicht wahr!«
    »Dann sag mir doch einfach, was der

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