Raritaeten mit Biss
Wöchnerinnen fernhalten. Eine andere antike Legende erzählt, dass das Gemüse aus den Tränen des Königs Lykurgos hervorging. Lykurgos verachtete den Weingott Dionysos. Er vertrieb die ekstatischen Weintrinker und ließ alle Rebstöcke abhacken. Zur Strafe schlug der Gott des Weines den König mit Wahnsinn, sodass Lykurgos seinen eigenen Sohn tötete, weil er ihn in seinem Wahn für einen Weinstock hielt.
Historische Aufzeichnungen belegen, dass Wildkohl schon vor mehr als 2500 Jahren an den Küsten Kleinasiens, also im östlichen Mittelmeerraum, beheimatet war. Heute wächst die Wildform noch immer an den Küsten des Mittelmeers und der Nordsee, vor allem auf Helgoland – einst die heilige Insel der Wikinger. Der Helgoländer Kohl wächst dort an den Felshängen der Insel und an Standorten, die den Schafen nicht zugänglich sind. Auch der schnell wachsende Bremer Scheerkohl (Brassica rapa), der mit dem Raps verwandt ist, ist eine alte regionale Sorte. Schon nach sechs Wochen können die ersten Blätter geschnitten werden. Kulinarisch veredeln kann man den Kohl zum Beispiel in einer Fischterrine mit Rote-Bete-Meerrettich-Soße. Aber auch im Salat, im Eintopf und in der Suppe machen sich die Wildkohlblätter ausgezeichnet. Am besten sind die jungen, noch zarten Blätter. Auch nicht entgehen lassen sollte man sich den Sibirischen Kohl (Brassica napus var. pabularia), der ähnlich wie Grünkohl angebaut wird, aber auch schon im Sommer als knackiges Gemüse seine Verwendung in anspruchsvollen Küchen findet. Kurz blanchiert als Gemüse ist er eine würzige, leicht süßliche Köstlichkeit! Zum Glück setzen vermehrt Biobauern wieder auf den wilden Kohl und bieten ihn gelegentlich an. Mit einem Sinnbild für Armut hat Kohl, insbesondere Wildkohl, nichts, aber auch gar nichts mehr gemein.
Wildkohl mit Specksoße
Zutaten
1 kg Wildkohl
1 Zwiebel
5 EL Olivenöl
500 ml Gemüsebrühe
Salz, Pfeffer, Currypulver
200 g durchwachsener Speck
50 g Mehl
Zubereitung
Wildkohlblätter waschen, von starken Rippen befreien und in schmale Streifen schneiden.
Kohl in einem Topf mit Olivenöl mit der gepellten und klein geschnittenen Zwiebel andünsten, mit 100 ml Gemüsebrühe ablöschen und im geschlossenen Topf 15 bis 20 Minuten bei mittlerer Hitze garen. Mit Salz, Pfeffer und Currypulver abschmecken.
Für die Soße den klein geschnittenen Speck in einem Topf auslassen, knusprig braten und herausnehmen.
Mehl unter Rühren in das Speckfett geben und anschwitzen, bis es hellgelb ist. Dann nach und nach die restlichen 400 ml Gemüsebrühe zugeben, gut durchschlagen und 10 Minuten einkochen (reduzieren).
Die Soße über den Kohl geben und mit dem knusprigen Speck garnieren.
Tipp
Dazu gehören Salzkartoffeln. Wer es noch deftiger mag, kocht im Kohl gut gewürzte Kochwürste mit.
Kartoffeln
Kartoffeln
Bamberger Hörnchen
Hörnchen für Feingaumen
In den Andenstaaten Südamerikas wurde die Kartoffel (Solanum tuberosum) schon vor rund 2000 Jahren kultiviert. Im 16. Jahrhundert brachte Kolumbus sie mit nach Europa und das »Gold der Inkas« gelangte auch nach Deutschland. Doch es brauchte noch 200 Jahre, bis der Erdapfel, die Kartoffel, auch hier heimisch und populär wurde. Erst während der großen Hungersnot im 18. Jahrhundert überwand die Bevölkerung ihre Skepsis gegenüber der bis dahin für giftig gehaltenen Pflanze. Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) wurde die Kartoffel dann endgültig zu einem Grundnahrungsmittel. Der »Kartoffelbefehl« des Alten Fritz von 1756/57 machte es möglich. Heute zählt die Speisekartoffel zu den beliebtesten Nahrungsmitteln.
Neben den bekannten Standardsorten bauen einige Landwirte auch wieder alte Liebhabersorten an, wie zum Beispiel das »Bamberger Hörnla«, auch Bamberger Hörnchen genannt.
Dieses Hörnchen findet sich in keiner Bäckerei, es kommt seit dem 19. Jahrhundert vom fränkischen Acker und ist bei Feingaumen äußerst beliebt. Erfreut es doch durch einen geschmeidigen, erdhaften, leicht nussigen Geschmack. Kartoffelliebhaber beeindruckt seine Geschmacksfülle ebenso wie seine sanfte Festigkeit beim Kauen.
Sein Äußeres ist eine Augenweide. Die Pflanze ist kleinwüchsig, mit dünnem zartem Kraut und schneeweißen Blüten. Ihre Knollen sind klein, fingerförmig, oft mit charmanten Ausbuchtungen. Sein hauchdünnes, hellockerfarbenes Kleid hat einen leicht rötlichen Schimmer. Das Fleisch ist sattgelb und fest.
Das
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