Raritaeten mit Biss
hinweist, dass es sich um eine jüngere Sorte (weniger als 100 Jahre alt) handeln muss.
Beide Sorten bringen ihren delikaten Geschmack als Pellkartoffel, Gratin und Kartoffelsalat gut zur Geltung. Probieren Sie doch mal einen Kartoffelsalat aus den blauen Knollen mit Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Kresse und Sauerampfer. Mit lauwarmer Gemüsebrühe übergießen, mit Olivenöl, Balsamico, Salz und Pfeffer abschmecken und einige Stunden ziehen lassen. Der Kartoffelsalat ist, wie auch ein Kartoffelpüree vom Blauen Schweden oder von Hermanns Blauer, geschmacklich kaum zu überbieten – ob er nun solo oder zu Fisch und Fleisch gegessen wird. Und der farbliche Kontrast erfreut das Auge gleich mit.
Blaues Kartoffelpüree
Zutaten
1 kg blaue Kartoffeln
3 EL Olivenöl, fruchtig, 75 g Butter
Muskat, frisch gerieben
Salz, Pfeffer
Zubereitung
Die geschälten Kartoffeln in Wasser weich, aber nicht matschig kochen, gut abtropfen.
Die Kartoffeln zerstampfen. Olivenöl, Butter und Gewürze untermischen, gut durchrühren und sofort servieren.
Tipp
Pürees immer mit einem Kartoffelstampfer zerdrücken oder durch eine Kartoffelpresse drücken. Keine Küchenmaschine oder Mixer verwenden, da sonst das Püree klebrig wird.
Besonders fein schmeckt ein Püree aus Kartoffeln, Möhren und Sellerie. Einfach zusammen in gleich große Stücke geschnitten kochen und wie oben beschrieben weiter zubereiten.
Mandelkartoffel
Finnische Persönlichkeit
Die »sinnlich-sittliche« Wirkung von Gelb, so empfand Goethe in seiner Farbenlehre, sei heiter und munter, warm und behaglich. Entsprechend ließ er seinen Speisesaal in der Farbe tünchen, sollte doch das Mahl der Stärkung wie der Erholung dienen. Auch manchem Gemüse haftet diese appetitliche Farbe an – so auch der Kartoffel. Unter den 200 Kartoffelsorten, die heute in Deutschland zugelassen sind und deren faszinierende Geschmacksnuancen von cremig, buttrig, über würzig bis erdig variieren, gewinnen neben den Standardsorten neuerdings auch wieder alte und bunte Sorten an Bedeutung. Zu ihnen gehört die kleine gelbe, festkochende Mandelkartoffel, auch liebevoll Puikula genannt. Diese delikate Sorte stammt aus Finnland und zählt mit ihren 70 Jahren (1940 erstmalig angebaut) zu den »ältesten Damen« unter ihresgleichen. Woher die kleine, aber feine Kartoffel mit ihrem dunkelgelben Fleisch kam, weiß man nicht. Ihr Name leitet sich nicht, wie man vermuten könnte, von einem mandelartigen Geschmack, sondern von ihrem Aussehen ab: Die Knolle ist länglich oval und geformt wie eine Mandel. Ihre Fans nennen die kleine Knolle auch liebevoll »Handschmeichler«. Geerntet wird sie ab September, aufwendig in reiner Handarbeit. Die Ernteerträge sind gemessen mit »modernen« Kartoffeln eher gering. Dafür entschädigt die Mandelkartoffel mit einem sehr cremigen, buttrigen Geschmack. In Skandinavien wird sie deshalb besonders gern in der Spitzengastronomie eingesetzt. Eben eine Kartoffel für Feinschmecker.
Kartoffelfans gewähren ihr die kulinarische Ehre, in Form einer mit Hingabe zubereiteten Suppe das Menü einzuleiten. Ein großer Auftritt gelingt ihr aber ebenso als Salz-, Pell- oder Röstkartoffel – der buttrig-cremige Geschmack verleiht ihr eine ganz besondere Note. Im Kochbuch des Itzehoer Stadtkochs Markus Lofft von 1778 stößt man auf ein Rezept für Kartoffelbrei, das der Mandelkartoffel wie auf den Leib geschrieben ist: »Erdäpfel kochen, ergänzen mit Rahm, Butter, Gewürzen, Rindfleischbrühe.« Schon damals hatte man die Zutaten entdeckt, die den Charakter der Mandelkartoffel aufs Beste unterstreichen. Die Gourmets sind sich jedenfalls einig: Die Puikula ist auf jede Art zubereitet eine Kartoffel mit Persönlichkeit.
Mandelkartoffeln
Zutaten
800 g Mandelkartoffeln
Butterschmalz
40 g gehackte Mandeln
6 Stiele Thymian
Meersalz
Zubereitung
Kartoffeln waschen und in Salzwasser bissfest kochen.
Kartoffeln abgießen, mit kaltem Wasser abschrecken, abtropfen lassen und pellen.
Butterschmalz in einer Pfanne erhitzen und die Kartoffeln im Ganzen bei mittlerer Hitze goldbraun braten. Salzen, gezupfte Thymianblättchen und die gehackten Mandeln 3 Minuten mitbraten.
Tipp
Die kleine Feinschmeckerkartoffel passt zu jedem guten Stück Fleisch oder zu einem edlen Fisch.
Bekommt man sie früh geerntet, reicht es, die Kartoffel mit einer Wurzelbürste zu waschen, die Schale isst man einfach mit.
Pink Fir
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