Rasende Leidenschaft
oder etwas anderes, wenn dir das lieber ist.“
„Weißwein ist okay“, erwiderte Maddie.
Es wurde still im Zimmer. Jordan öffnete eine Flasche Chardonnay und füllte zwei Gläser. Sie zögerte. Was war los mit ihr? Sie war doch sonst nie um Worte verlegen.
„Ein wunderschönes Zimmer“, bemerkte Maddie.
Jordan blickte sich erneut um. Sie bekam ein ganz enges Gefühl in der Kehle.„Mom mochte es. Wir haben immer hier übernachtet, wenn wir Onkel Carleton und die anderen besuchen mussten.“
„Ihr habt nicht in der Villa übernachtet?“
Jordan reichte Maddie eins der Gläser und bedeutete ihr, sich zu setzen. „Die Atmosphäre war dort immer ein bisschen unterkühlt. Seit ich meinen Abschluss in Betriebswirtschaft gemacht und angefangen habe, bei Eva Ware Designs zu arbeiten, ist es noch schlimmer geworden. Aber es lag nicht nur daran. Ich glaube, Onkel Carleton und Mom haben sich noch nie verstanden, nicht einmal als Kinder. Onkel Carleton ist einer dieser altmodischen Männer, die glauben, der älteste Sohn einer Familie sollte alles erben. Zum Glück war mein Großvater anderer Meinung. Als er starb, hat er alles zwischen Mom und Carleton aufgeteilt – sogar Ware House. Sie hat ihren Anteil am Vermögen in ihre Designfirma investiert. So schaffte sie es bis in die Madison Avenue.“
„Kluge Entscheidung“, sagte Maddie.
„Stimmt, aber die anderen fanden das nicht. Als eine Art Friedensangebot stimmte meine Mom zu, dass Onkel Carleton mit seiner Familie in der Villa leben durfte. Sie behielt sich das Recht vor, die Villa für geschäftliche Events zu nutzen. Dafür stimmte sie zu, all ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen im Zusammenhang mit der Ware Bank immer pünktlich zu erfüllen.“
Maddie nippte an ihrem Wein. „Und seit du bei Eva Ware Designs arbeitest, haben sich die Spannungen verstärkt?“
„Das lag daran, dass Adam bis dahin geglaubt hatte, ein Anrecht auf die Firma zu haben. Er hatte schon drei Jahre in der Firma gearbeitet, als ich dazukam. Er ist brillant als Designer, das war Mom durchaus bewusst. Seine Eltern waren enttäuscht von ihm, weil er sich nicht für das Bankgeschäft interessierte. Ich schätze, deshalb glaubt er, als Designer unbedingt Erfolg haben zu müssen. Tante Dorothy jedenfalls ist ganz sicher dieser Ansicht. Dazu kommt, dass er ziemlich unbeherrscht ist.“
„Das ist mir auch aufgefallen. Er ist vielleicht gut als Designer, aber er verfügt nicht über deine Qualifikationen.“
Jordan sah Maddie schweigend an. „Woher weißt du das?“, fragte sie dann.
„Ich habe im Internet nachgeforscht. Ein Bachelor-Abschluss an der Wharton School, ein MBA an der Harvard University. Sehr beeindruckend.“
Jordan lächelte. „Eins zu eins. Ich habe mir auch deine Website angesehen. Sie müsste ein bisschen aufgepeppt werden, finde ich. Aber dein Schmuck nicht. Ich finde deine Arbeit sehr gut.“
Jordan stellte ihr Glas ab, beugte sich vor und berührte einen von Maddies Ohrringen. Es war ein einzelner Türkis, umgeben von einer filigranen Spitze aus Silber. „Wunderschön“, sagte sie. „Mom hat immer nach Türkisen von dieser Qualität gesucht.“
„Sie hätte nach New Mexico kommen sollen.“
Jordan entging nicht das kurze Aufflackern von Trauer in Maddies Blick. „Sie war dort, als sie uns zur Welt brachte. Ich habe Fitzwalter keine Ruhe gelassen, bis er mir unsere Geburtsurkunde zeigte. Wir wurden in Santa Fe geboren.“
„Sie war auf der Ranch?“
„Darüber weiß ich nichts, aber sie war auf jeden Fall in Santa Fe.“
„Sie hätte zurückkehren sollen.“
„Ja, das hätte sie. Und unser Vater hätte hierherkommen sollen. Ich bin nicht sicher, ob wir jemals herausfinden werden, warum sie das nicht taten. Oder warum sie uns trennten.“
„Warum verlangt sie, dass wir jeweils die Stelle der anderen einnehmen sollen?“, fragte Maddie. „Du sagtest vorhin, du hättest eine Ahnung, weshalb?“
„Ja, die Idee kam mir, als ich nach deinem Namen suchte. Ich glaube, sie wollte, dass du Erfahrung sammelst, was die Firma betrifft, weil sie dich bei Eva Ware Designs haben wollte.“
„Aber das ist unmöglich.“
„Ich kenne sie. Sie war sehr energisch und willensstark. Ich bin sicher, sie hat genau verfolgt, was du so tust. Bestimmt wollte sie dafür sorgen, dass du, falls ihr etwas zustoßen würde, erfahren würdest, was sie vollbracht hat – und dass du daran teilhaben kannst.“
„Aber warum hat sie keinen Kontakt zu mir
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