Rasende Leidenschaft
konnte. Das ist für uns leider nicht möglich.“
„Nein.“ Jordan rückte näher zu Maddie und ergriff ihre Hände. „Das ist leider nicht möglich. Ich wünschte von ganzem Herzen, du könntest meine Mutter kennenlernen.“
„Und du meinen Vater.“
„Vielleicht können wir sie nur auf diese Art, sozusagen im Nachhinein kennenlernen. Wir können das schaffen.“
Maddie sah ihre Schwester fragend an. „Ich verstehe das nicht. Warum willst du das unbedingt? Und warum solltest du dein Erbe mit mir teilen wollen?“
Jordan schaute sie entgeistert an. „Weil du meine Schwester bist, und weil unsere Mutter es so wollte. Auch wenn es zu spät kommt, sie hat wohl bereut, uns voneinander getrennt zu haben, und das ist ihre Art, es wiedergutzumachen.“
„Wir könnten uns auch auf andere Art kennenlernen.“
„Maddie, du hast doch gehört, wie das Testament lautet. Wenn wir nicht für drei Wochen die Rollen tauschen, wird Eva Ware Designs verkauft. Ich kann nicht einfach tatenlos zusehen, wie das passiert. Unsere Mutter hat ihr ganzes Leben dafür gearbeitet. Ich möchte, dass ihr Vermächtnis weiterlebt. Ganz gleich, was es uns kostet, wir müssen die Bedingung erfüllen. Bitte sag, dass du mitmachst.“
Maddie hielt sich selbst nicht für impulsiv. Doch sie verstand durchaus, was in Jordan vorging. Aus dem gleichen Grund wollte sie ja auch versuchen, das Erbe ihres Vaters zu bewahren.
Jordan hatte recht. Wenn Maddie deren Stelle bei Eva Ware Designs einnähme, dann hätte sie die einmalige Chance, mehr über die Frau zu erfahren, die sie so bewunderte und der sie nie begegnet war. Wer weiß? Vielleicht würde sie sogar herausfinden, weshalb ihre Eltern beschlossen hatten, sie und Jordan zu trennen. War das nicht die Frage, die sie quälte, seit Fitzwalter sie zum ersten Mal angerufen hatte?
„Okay. Ich tue es.“
„Wirklich?“
Maddie nickte.
„Danke.“ Jordan umarmte sie. „Jetzt zur praktischen Seite. Du kannst natürlich in meinem Apartment wohnen. Ich habe einen Mitbewohner, er heißt Jase Campbell. Er war mir am College ein paar Semester voraus; wir haben damals schon eine Wohnung geteilt. Als er nach New York kam, ist er bei mir eingezogen und hat in der Sicherheitsbranche seine eigene Firma gegründet. Irgendwie ist es bei unserem Arrangement geblieben.“
„Seid ihr ein Paar?“
„Nein, wir sind wirklich nur Freunde“, erwiderte Jordan. „Er ist wie ein großer Bruder für mich. Aber du wirst ihm wahrscheinlich gar nicht begegnen. Er ist in irgendeiner mysteriösen Sache in Südamerika unterwegs. Ich kann ihn nicht einmal mit dem Handy erreichen. Ich hatte noch keine Gelegenheit, ihm zu sagen, dass …“
Jetzt war es an Maddie, Jordans Hände in ihre zu nehmen. „Ich glaube, ich habe noch gar nicht richtig begriffen, dass sie nicht mehr da ist“, murmelte Jordan.
Maddie reichte ihr das Weinglas. „Wie solltest du auch? Du musstest die Leiche identifizieren.“ Das hatte Fitzwalter ihr erzählt. „Dann musstest du dich um die Beerdigung kümmern, und dazu kam noch der Schock, dass du eine Schwester hast, von der du nie etwas wusstest.“
Ihre Blicke trafen sich. „Als du deinen Vater verloren hast, wie lange hast du da gebraucht, um dich damit abzufinden?“
Maddie seufzte. „Ich glaube, ich arbeite immer noch daran.“ Sie berührte Jordans Wange. „Aber ich glaube, der Aufenthalt auf der Ranch wird dir gut tun.“
„Ich bin froh, dass ich dich habe, Maddie Farrell.“
„Ich bin auch froh, dich endlich kennengelernt zu haben.“
„Tja.“ Jordan atmete tief ein und wieder aus. „Wir haben nur noch siebzig Stunden. Wir sollten besser anfangen.“
Maddie sah wortlos zu, wie Jordan aufstand und ihren Laptop aus einer Schublade herauszog.
„Es gibt für uns beide so viel zu lernen, bevor wir die Rollen tauschen können.“
2. KAPITEL
Es war fast Mitternacht, als Jase Campbell aus dem kleinen Privatjet stieg. Nach gut drei Wochen in der drückenden Schwüle des Amazonasdschungels war der raue Wind auf dem La Guardia Airport eine willkommene Abwechslung.
Der Jet war das letzte von drei Flugzeugen, in denen er in den letzten vierundzwanzig Stunden gesessen hatte, und das einzige, das gewisse Annehmlichkeiten geboten hatte. Dank Federman Corp. – der Firma, die ihn als Berater angeheuert hatte, um drei Geiseln freizubekommen – hatte er endlich wieder einmal seine Kleidung wechseln können.
Was er nicht hatte aufholen können, war Schlaf. Die Erinnerung an die
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