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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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hast«, erwidere ich und trete ans Fenster. Ich ziehe die Jalousie hoch. In der Ferne ist das London Eye zu erkennen, und die Ecke der London Bridge ragt zwischen einigen Häusern hervor. Ich kann nicht glauben, dass ich meinen Tag gemeinsam mit Claire an der Universität verbringen soll, wo es doch eigentlich Wichtigeres zu tun gibt. Da gibt es ja schließlich noch die Sache mit dem Hexenlehrling Hoyt, der dummerweise so ein Formelbuch gestohlen hat, in dem einige Sachen verzeichnet sind, die ich gerne nicht dort drin verzeichnet gesehen hätte. Wie man sich einen Oishine bannt, und zwar für immer. Gut, dass es da draußen noch vier andere Oishine gibt, die sicher genauso Knieschlottern bekommen, wenn sie an die Ewigkeit denken: in einem beschissenen Menschenkörper gefangen zu sein.
    »Ich schreibe die Prüfung in knapp zwei Stunden, und du wirst mich dorthin begleiten, okay?«
    Ich wende mich Claire zu.
    »Kein Interesse.«
    Claire greift in die Schublade ihrer Kommode, holt einen seltsamen Schlüpfer hervor und steigt seelenruhig hinein, als wäre das Teil der letzten Victoria Secret Show entsprungen und nicht beim Altenheimausverkauf aussortiert worden.
    Bevor sie etwas auf meine klare Absage erwidern kann, klingelt es an der Tür. Dass ich wohl oder übel werde mitkommen müssen, verschweige ich ihr. Mir sind die Hände gebunden, sie hat mich gebannt, ich muss in ihrer Nähe bleiben.
    »Jaaaaa, ich komm ja schon! Warum bist du auch immer so verdammt überpünktlich«, flucht sie. Claire wendet sich mir zu: »Bleib hier drin. Sie kennt … kannte James.«
    Das bedarf keiner weiteren Erklärungen.
    Weibliches Lachen erfüllt kurz darauf das Treppenhaus, während polternde Schritte sich nähern.
    »Na, Kobold, bereit für die Prüfung? Ich hab dir frischen, herrlich duftenden Kaffee mitgebracht, mit dem Instantkaffee wirst du nicht mal den Stift anheben können. Und Brötchen, wann hast du das letzte Mal gegessen, mhm?«
    Die lautstark schnatternde Stimme schneidet wie Messerstiche in meinen Schädel. Gute Laune! Wie kann ein Mensch um diese vernichtende Uhrzeit gute Laune haben und dermaßen fröhlich durch die Gegend marschieren?
    »Jess, heute ist ganz schlecht …«, Claire klingt angespannt.
    »Sag jetzt bitte nicht, dass du einen Kerl mit nach Hause gebracht …«, die zweite weibliche Stimme verstummt prompt.
    Zwei Minuten später ist es wieder ruhig, eine sich schließende Tür, und Claire taucht in ihrem Zimmer auf. Ich lehne mich mit dem Rücken gegen das Fenster und schaue sie schweigend an.
    »Eine Freundin aus der Universität – Gott sei Dank ist sie in anderen Kursen und schreibt heute in einem anderen Gebäude.«
    »Du hast Freunde?«, frage ich scherzhaft und klinge dabei äußerst überrascht. Claire zeigt mir stumm den Mittelfinger, während sie sich wieder dem Anziehen widmet. Ihr schmaler Körper verschwindet in einem grässlichen Top, das mit Blümchen bestickt ist, und in einem knielangen Rock. In diesem unschuldigen Outfit hat Claire etwas seltsam Normales. Ich frage mich, ob sie die zerrissene Jeans und das Chaos in ihrer Umkleidekabine im Stripclub ebenso ablegt, wie ihr zweites Ich. Claire ist eine dermaßen gespaltene Persönlichkeit.
    »Mach dich fertig, Oishine.«
    »Hunger.«
    Sie rollt mit den Augen angesichts meiner kindischen Wortkargheit und verschwindet aus dem Zimmer, um keinen Moment später mit einem dampfenden Kaffeebecher und einer Tüte aufzutauchen. Beides, damit sind der Bagel-Inhalt der Tüte und der Kaffee gemeint, verschwindet im Sekundentempo in meinem Rachen, während Claire die Zeit nutzt, um sich zu schminken und ihre Haare zu bürsten.
    »Sind die eigentlich echt?«, frage ich und schiebe mir den letzten Rest des Brötchens in den Mund. Kauend beobachte ich sie genau.
    »Was?«, Claire mustert mich im Spiegel und malt anschließend ihre Augenbrauen mit einem dunkleren Stift nach.
    »Deine Haare, sind die echt?«
    »Ja, sind sie.«
    Ich spüle den faden Bagel mit einem Schluck heißen Kaffee hinunter. Dass die Briten entweder völlig überdrehte Frühstücksorgien feiern, um ihren Kaloriendurchschnitt ins Unermessliche zu treiben, oder einfach ekelhaft geschmacklose Bagels vertilgen, will einfach nicht in meine Birne. Was ist denn an einem normalen Frühstück so schwer? »Schottische Verwandte oder einfach nur ein Gendefekt?«
    Claire verzieht das Gesicht.
    »Schottische Verwandte oder ein Gendefekt?«, äfft sie mich nach und bleckt die Zähne. »Ich habe

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