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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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schnappt sich ihre Unterlagen, macht zwei tänzelnde Schritte in Richtung Tür und bleibt direkt davor stehen, um mir einen verführerischen Blick über ihre zarte Schulter zu schenken: »… schläfst du einfach in meinem Zimmer und kühlst dich ein bisschen ab«, beendet sie ihren Satz, wirft mir mit der freien Hand eine Kusshand zu und verschwindet aus der Tür. Ich höre, wie sich ein Schlüssel im Schloss umdreht, ihre Schritte auf dem Holzboden, dann ist es still. Und ich bin allein.
    »Schau mich ja nicht so an«, sage ich drohend zu Johnny, der mich wissend anlächelt. Na prima. Zwei Arschgeigen auf engstem Raum.
    Seufzend lasse ich mich auf Claires Bett fallen und verschränke meine Arme hinter James’ Kopf. Musste dieser Kerl dermaßen auf seine Verlobte abfahren?
    Plötzlich taucht das Gesicht meines Bruders vor meinem inneren Auge auf. Unvermittelt und ohne jede Vorwarnung. Chaske. Wie es ihm wohl geht? Vierzehn Jahre habe ich ihn nicht gesehen. Wahrscheinlich hat er noch immer eine Vorliebe für blonde, vollbusige Schauspielerinnen. Wäre ihm zumindest zuzutrauen. Die meisten seiner jetzigen Gespielinnen hatten nicht mal eine Großmutter, als er die ersten Leinwandschönheiten rangenommen hat. Das ist so traurig. Ich sollte ihm einen Wikipedia-Eintrag über Pädophilie ausdrucken und ihm in die Zwischenwelt zukommen lassen. Passen würde es ja.
    Langsam überrollt mich die Müdigkeit. Der mickrige Burger und die kleine Cola waren eindeutig nicht ausreichend, um meinen Hunger zu stillen … Morgen würde ich erst einmal zehn Portionen Fish & Chips bestellen. An irgendeinem Stand, wenn der um die Uhrzeit, zu der Claire aus dem Haus gehen will, überhaupt schon offen hat.
    Ich ignoriere Johnnys Lächeln und schweife mit meinen Gedanken ab. Zu glorreichen Zeiten. Zu dem glorreichsten Zeitpunkt meines Lebens, als ich der herrlichste Dämon der Zwischenwelt gewesen bin.

Zwischenspiel V

Rashen.

    Zwischenwelt, 1974

    Z wölf Mal schlug die Turmuhr, als ich aus meinem Jaguar stieg und die Schlüssel in die Hand eines Dieners drückte, der aussah, als wäre er direkt aus dem Tartarus in die Zwischenwelt geholt worden. Die Haut in seinem Gesicht war stellenweise verbrannt, und die schiefe Nase verlieh ihm ein gebrochenes Aussehen. Die Schmerzen waren ihm ins Gesicht geschrieben. Er wirkte dermaßen gequält, dass er mir fast schon leidtat. Alles an ihm roch nach Asche und Tod, mit einer Nuance von versengtem Fleisch. Ich erklomm die oberste Treppenstufe mit dem letzen Glockenschlag. Cinderella wäre stolz auf mich gewesen.
    Ich holte weit aus und genoss das Gefühl von Macht, das mich durchströmte, als ich die Marmorhalle betrat und einem der billigen Dämonensklaven meinen schwarzen Kaschmirmantel in die Hand drückte. Irgendein Idiot, der Mist gebaut hatte und seitdem seine Eier in fremde Hände geben musste.
    Ich hatte kein Mitleid, als ich in seine Augen blickte. Warum sollte ich? Er war selbst schuld an seiner seelischen Situation. Man pinkelte keinem höheren Dämonen ans Bein.
    Die Eingangshalle wurde von einem goldenen Kronleuchter, der aussah, als wäre er direkt aus dem Zarenpalast geklaut worden, in ein atemberaubendes goldenes Licht getaucht. Einige weibliche Dämonen standen im Raum. Sie trugen weitfallende Kleider mit tiefen Schlitzen, die viel Bein und durchaus auch andere Einblicke gewährten. Selbstzufrieden durchschritt ich die Halle und kam am Bernsteinzimmer vorbei, das mit offenen Türen einlud, einen Moment darin zu verweilen. Hierbei handelte es sich um das Original, aber das verstand sich von selbst. Als Bezahlung der Russen, damit die Seelen der Zarenfamilie im Tartarus blieben. Und jetzt war das Bernsteinzimmer einer der vielen Räume, in denen sich Pragaz zum Abenddinner aufhielt.
    Keine langen Anstalten machend, marschierte ich an den verblüfften Gesichtern vorbei, die gigantische Treppe in den ersten Stock hinauf, vorüber an offenstehenden Mündern und fragenden Blicken.
    Ja, sie hatten mich wohl nicht erwartet, sondern jemand ganz anderen. Dass ich zu spät kam, trug sein Übriges zum Skandal bei. In den letzten zweihundert Jahren hatte niemand gewagt, zu spät zu kommen. Das Privileg, am Mitternachtsdinner mit den Fürsten teilzunehmen, war die höchste Dämonenehre, die nur alle sieben Jahre sieben Dämonen aus der ganzen Welt zuteil wurde. Was für eine unvorstellbare Beleidigung, nicht pünktlich zu erscheinen.
    Na, ihr Flachwichser, damit habt ihr wohl nicht gerechnet.
    Ich

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