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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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zu süß für diese Welt.
    Mit einem Mal wird mir bewusst, wie schmerzhaft mein Herz gegen die Rippen schlägt. Ernüchtert trete ich einen Schritt zurück, zerbreche die Intensität, die von diesem Augenblick ausgeht.
    Ach du heilige Scheiße! Ich klinge wie ein verweichlichter Waschlappen, der seine Gefühle nicht im Zaum hat. Nur wegen … wegen … diesem jungen, durchtriebenen Ding, das ihre Möse in die Gesichter von irgendwelchen Bankern drückt, aber gleichzeitig noch so unschuldig und liebenswert wirkt, dass ich am liebsten auf irgendetwas eindreschen würde.
    »Verflucht!«, stoße ich aus, drücke meine Hand auf die Brust und stürme aus dem Zimmer Richtung Bad.
    Erst als das eiskalte Wasser meinen Körper hinabrinnt, bin ich in der Lage, an etwas anderes als an Claire zu denken. Zum Beispiel, wie absolut erniedrigend das gerade war. Ich, Rashen de Andiel, stehe mit gottverdammtem Herzklopfen vor einem Menschenmädchen. Erbärmlich. Erbärmlich. Erbärmlich!
    Genau das und nichts anderes.
    Mit einer Hand stütze ich mich an der Wand ab, beuge den Kopf, so dass das Wasser in meinen Nacken schießt, Claires Duft und Spuren verwischt.
    Es ist genug. Keine Spielereien. Kein Herumtänzeln. Ich brauche den Sex mit ihr nicht. Über zehn Jahre in der Sphäre, zehn Jahre Abstinenz. Ich hatte den großartigsten Sex des Jahrhunderts, ehe man mich degradiert hat. Was reißen da zweiundzwanzig Tage heraus?

Zwischenspiel VI

Claire.

    D u schaffst das. «
    Jess’ Stimme klang weit entfernt. Sanft drückte sie meine Hand, die schweißnass und kalt war. Am liebsten hätte ich sie ihr entzogen, doch Jess kannte kein Erbarmen. Sträuben hatte keinen Sinn, sie würde ja doch nur wieder meine Hand in ihre nehmen und mich festhalten.
    In meinem Bauch staute sich ein grässliches Gefühl der Hilflosigkeit. Das liebevolle Lächeln auf Jess’ Gesicht erstarrte, als sie meinen Blick bemerkte.
    »Du bist stark. Du wirst dich von James verabschieden und ihn loslassen.«
    Ein Schluchzer löste sich aus meiner Kehle. »Er ist wirklich tot, nicht wahr?«, flüsterte ich. Das Taxi, das uns auf die Beerdigung zum Bunhill Fields Burial Grounds brachte, hielt an einer roten Ampel. Jess nahm nun meine beiden Hände in die ihren und sah mich geradewegs an. Ihre braunen Locken umrahmten ihr feines Gesicht und wurden nur von einer einzelnen, schwarzen Schleife gebändigt. Sie hatte gänzlich auf Schminke verzichtet, wohl wissend, dass sie sowieso nicht lange halten würde.
    »Ich weiß, es ist der schlimmste Tag deines Lebens …«, sie unterbrach sich, als ihr klar wurde, dass es bereits meine zweite große Beerdigung war. Nach dem Tod meiner Eltern war nun auch mein Verlobter verstorben. Ebenso wie sie war er bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Im heftigsten Sturm der letzten Monate war sein Wagen von der Fahrbahn abgekommen und in den Gegenverkehr gerast. Er und zwei Insassen der kollidierten Wagen waren sofort tot gewesen. Jess seufzte leise. »Gut … Vielleicht der zweitschlimmste Tag. Aber du bist mein Kobold, du wirst es schaffen. Es ist deine Möglichkeit, dich von ihm zu verabschieden und dich deiner Trauer hinzugeben. Es kommt nicht darauf an, wie du aussiehst oder was du für einen Eindruck hinterlässt. Es geht nur um James und dich.«
    Die Worte meiner Freundin drangen nur sehr langsam zu mir durch. Doch ich war gar nicht in der Lage, sie zu verdauen. In mir herrschte eine bodenlose Schwärze, von verwirrenden Empfindungen durchdrungen.
    »Seine Eltern werden auch da sein … Oh Gott, seine armen Eltern! Das …«, ich spürte, wie die Tränen in mir hochstiegen, das bekannte Kribbeln in meiner Nase, ehe auch schon der erste Tropfen meine Wange hinunterkullerte.
    Wir erreichten den Friedhof. Jess half mir aus dem Taxi, aus dem ich mit weichen Knien stieg. Meine Beine steckten in meinen Lieblingsschuhen, die James am liebsten an mir gesehen hatte. Schwarzer Rock, schwarzer Mantel. Ich versuchte die Kapelle auszumachen, doch meine Augen schwammen in Tränen. Wir waren drei Stunden zu früh. Doch ich konnte nicht umhin, das Loch zu sehen, in das sein Sarg versenkt würde. Glücklicherweise bezahlten seine Eltern die Beerdigung. Ich hatte angeboten, den Sarg zu übernehmen. Sie hatten eingewilligt.
    James’ Körper war in einer kleinen Hütte aufgebahrt, die sich neben der Kapelle befand. Als wir uns auf den Weg machten, hielt Jess mich untergehakt. Meine Beine zitterten, und meine Unterlippe bebte unentwegt. Die Gedanken

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