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Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)

Titel: Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela B. Wahl
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schaut auf und wirkt auf einmal verunsichert. Wahrscheinlich passt es ihr nicht, dass ich sie mit meinem Insiderwissen übertrumpfe.
    »Schon immer gesundheitlich angeschlagen, viele Fehlgeburten? Früher ist man nicht so zimperlich mit dem Leben der Tochter umgegangen, wenn es um die eigene Zukunft ging. Schließlich war es ein Pakt fürs Leben. Dass die Gute überhaupt so lange gegen den Dämon bestehen konnte, ist ein Wunder.«
    Claire hält inne und schaut mich lange an. »Hat sie deswegen so viel Blut gespuckt? Wegen eines Paktes mit einem Dämon?«
    »Genau.«
    Der Ausdruck in ihren Augen verdunkelt sich, als sie meine Worte erfasst, ein Schatten huscht über ihr Gesicht. Sie begreift. Sie begreift, dass ihre Welt aus einer großen Blase von Lügen besteht. Ziemlich bitter, wenn man sich nicht sicher sein kann, ob alles durch Zufall geschehen ist oder ein dreckiger Dämon seine Finger im Spiel hatte, um die Karriereleiter nach oben zu klettern und einem der Fürsten die Füße zu küssen. Die paar Millionen Seelen, die durch Kriege gestorben sind, im Handgepäck.
    »Oh. Gibt es denn keine Liste, wo das alles verzeichnet ist? Was ist mit anderen großen, historischen Persönlichkeiten?«
    »Schätzchen, du kannst dir sicher sein, dass von Philipp dem II. bis hin zu Hitler eigentlich jeder irgendwie irgendetwas mit Dämonen zu tun hatte. Oder mit Dschinns. Oder mit Hexen. Und selbstverständlich gibt es Listen, allerdings wirst du diese niemals einsehen können. Dafür musst du schon tot sein. Und ein Dämon.«
    »Was ist eigentlich mit Vampiren? Werwölfen? Drachen? Elben? Zwergen?«
    »Erfunden. Ausgerottet. Ausgerottet. Erfunden. Ausgerottet.«
    Claire schluckt hart und hält dann inne.
    »Wann genau hat man sie denn ausgerottet, und wieso sind Vampire und Elben nur erfunden?«
    »Werwölfe in der Zeit der Hexenverfolgungs-Hochblütezeit. Drachen und Zwerge tauchen das letzte Mal in Minnesang-Geschichten nach wahren Begebenheiten auf, in China noch etwas länger, und Vampire sind im Grunde Dämonen, die sich während ihres ewig währenden Daseins einen Spaß erlaubt haben. So sind dann Legenden entstanden. Von blutrünstigen Monstern bis hin zu glitzernden Weichspüler-Charakteren. Wirklich bitter, was den Menschen gefällt. Eine Liebe zwischen einer erfundenen Figur und einer langweiligen, immerzu Tränen in die Augen treibenden weiblichen Hauptfigur? Unrealistisch.«
    Jetzt ist Claire gänzlich fassungslos.
    »Du hast Twilight gelesen?«
    »Daran kommt man auch in der Sphäre nicht vorbei. Ich habe alles gelesen, was es zu diesem Thema gibt. Man muss schließlich wissen, wie der Stand der Menschen ist.«
    Es klopft, und Oprah steckt ihren Kopf hinein. Als sie mich entdeckt, kräuselt sie die Lippen und schlüpft durch die Tür. In ihrer rechten Hand hält sie ein weißes Korsett, das perfekt auf Claires bisher sehr mageres Outfit passen würde. Mich würdigt sie keines weiteren Blickes. Auch gut. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen, allerdings nicht, ohne die beiden unter meinen halbgeschlossenen Lidern zu beobachten.
    »Wenn man dir nicht alles hinterherträgt, würdest du noch gänzlich untergehen.«
    Sie wirft ihrer Kollegin das Korsett zu, die es geschickt mit einer Hand auffängt.
    »Und? Schon ein Geheimnis offenbart und dich für immer auf die Liste von Dämonen gesetzt?«, fragt sie mich.
    »Nein.«
    Claire zwängt sich in das enge Korsett, und Oprah schnürt es von hinten zu, zieht dabei fester und fester.
    »Warum hast du ihn dann überhaupt gebannt?«, fragt sie fahrig und pustet sich einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Fast so, als wäre ich nicht da. »Also?«, hakt sie nochmals nach.
    »Weil es sich angeboten hat.«
    So eine schlechte Ausrede habe ich noch nie gehört, doch Oprah scheint sich damit zufrieden zu geben. Vielleicht auch, weil sie weiß, wie gering die Chance ist, die Wahrheit zu erfahren. Claire scheint mir an Eigensinn nicht zu übertreffen zu sein. »Wo ist das Hochzeitskleid eigentlich?«, fragt Oprah.
    »Gloria hat es aus der Reinigung mitgebracht. Hängt bei ihr im Zimmer.«
    »Gut, ich hol es dir. Aber komm nächstes Mal bitte pünktlicher. Madame Pompadour hat sehr schlechte Laune, und du weißt ja, an wem sie das dann auslässt.«
    »Unserem Trinkgeld, ja, schon gut.« Claire seufzt und stöhnt dann auf, als Oprah die letzte Schnürung zusammenzieht. Wespentaille ist bei diesem Anblick untertrieben. Ich richte mich auf, als Oprah aus dem Zimmer verschwindet

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