Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
geplant. Ich habe deinem Bruder diesbezüglich freie Hand gelassen. Hätte es dieser Hoyt rechtzeitig geschafft, würden wir uns nicht gegenüberstehen«, fährt er in einem eindringlichen Tonfall fort. »Jetzt habe ich aber die Seele eines jungen Zauberlehrlings, der seinen Pakt nicht einhalten konnte, Levathian aus dem Weg geräumt und einen meiner talentiertesten Dämonen wieder.«
Ich brauche einige Sekunden, um das Gehörte zu verarbeiten. Allmählich lichtet sich der Nebel. Nebel, der die ganze Sache umschlossen hat.
»Du bist allerdings vorerst nur auf Zeit wieder da«, fährt Pragaz fort.
»Wie?«
Plötzlich kommen mir die Worte von Kalicia in den Sinn. Die Coggswell-Sache. Darum geht es hier also.
Pragaz entblößt seine weißen Beißerchen mit einem höhnischen Grinsen und wartet einige Sekunden, ehe er antwortet. Seine nächsten Worte wählt er mit Bedacht: »Ich gebe dir deine Unsterblichkeit unter einer Bedingung wieder, Rashen. Du bringst mir die Seele von Claire Coggswell.«
Das böse Funkeln in den Augen meines Fürsten steht für sich. Ihm ist tatsächlich langweilig. Wahrscheinlich hat er alles bis ins kleinste Detail geplant, nur um mich jetzt auflaufen zu lassen.
»Und mit welcher Begründung soll das Ganze vonstatten gehen? Ich kann nicht einfach einen unschuldigen Menschen hier runterholen.«
Das wiederum kann einen Dämon nämlich ganz schön teuer zu stehen kommen.
Pragaz lacht. »Unschuldig? Das Mädchen hat niedere Dienste geleistet, sich und ihren Körper entehrt. Das reicht völlig aus.«
Ich schlucke kurz. Claires Seele für meine Unsterblichkeit, meine Rückkehr als Dämon? Warum nicht.
»Darf ich fragen, was mit diesem James ist?«
Pragaz legt die Stirn in Falten. »Was soll mit ihm sein? Er ist ein Mensch und hat seine Strafe bekommen.«
»Strafe für was?«, frage ich und komme mir im selben Moment albern vor. Hier stehe ich, Jahre sind seit meiner Degradierung vergangen, und ich stelle meinem Fürsten Fragen über den toten Verlobten von Claire. Bitter.
»Er hat zwei Mädchen vergewaltigt, als er zweiundzwanzig war, gemeinsam mit drei Freunden. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn holen.« Pragaz macht eine wegwerfende Handbewegung. »Was ist, Rashen? Sind wir im Geschäft?«
»Was steht für mich auf dem Spiel?«
Pragaz sieht mich einige Sekunden lang verwundert an, dann bricht er in lautes, schallendes Gelächter aus. Es ist das erste Mal, dass ich ihn lachen sehe, und es wirkt angesichts seiner ansonsten so zynischen Art ungewöhnlich.
»Deinen Humor habe ich vermisst«, antwortet er und wendet sich dann von mir ab. Das Zeichen dafür, dass meine kleine Audienz beendet ist. Ich kann mir denken, was ein Versagen meinerseits für Auswirkungen hätte. Dieses Mal keine Degradierung, nein. Dieses Mal würde es mir wie meinen Eltern ergehen.
Mit langen Schritten und einer grimmigen Miene stolziere ich den Weg zurück durch die Tür ins Wartezimmer, wo mich neugierige Blicke empfangen. Nur weg hier. Weit weg. Ich quetsche mich in einen der vollen Aufzüge. Claires Seele. Das dürfte doch ein Kinderspiel werden.
Zwischenspiel XIII
Claire.
I ch wusste nicht wirklich, was und wie genau alles geschah. Es passierte einfach. Mein Herz drohte mir zu zerspringen, und meine Atmung war flach und heftig. Ich konnte meine Augen nicht von Rashen abwenden. Der Fremde, ich vermutete, dass es sich um seinen Bruder handelte, holte aus und verpasste ihm einen kräftigen Tritt in die Magengrube. So heftig, dass sich mir beim Zusehen alles zusammenzog.
Du bist ein kleiner, bösartiger weiblicher Dämon mit dem Herz eines Menschen. Du hast deine Berufung verfehlt, weißt du das eigentlich? Seine Worte vibrierten in meinem Innersten, sammelten sich in meinem Schoß zu einem Klumpen zusammen und verweigerten mir jeglichen klaren Gedanken. Rashen. Wie konnte ein Dämon mir so nahegehen? Wie konnte er mir einfach Fragen stellen, die mich dermaßen aus der Bahn warfen, dass ich nicht mehr wusste, was oben und was unten war.
Deutlich stieg das Bild von Rashen in mir auf, wie er nackt, mit einem getrübten Blick durch mich hindurch gestarrt hatte. So viele Emotionen hatten sich auf seinem Gesicht widergespiegelt.
Zuerst eine tief verankerte Trauer, die mir die Luft abgeschnürt hatte, dann der Schock darüber, was er empfand, und schließlich eine Leere, die mich mehr berührt hatte als alles, was mir zuvor begegnet war. Der Drang, ihn zu berühren, ihn zu trösten, ihm zu
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