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Rashminder Allerlei (German Edition)

Rashminder Allerlei (German Edition)

Titel: Rashminder Allerlei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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mache.
    Ganz sicher schaute Kior sich bereits die Augen nach ihm aus. Sein ältester Bruder passte auf ihn auf, und sagte Papa oft, dass er ihn nicht bestrafen würde.
    „Kior!“, rief Varel, was seine Stimme hergab. Selbst in seinen Ohren klang es piepsig wie ein Vogeljunges. Zudem wurde es langsam dunkel, da durfte er wirklich nicht mehr draußen sein!
    „Kior! Nari! Kana! Bakel ...“ Der Reihe nach rief er die Namen all seiner Geschwister – er hatte mehr als Finger an beiden Händen.
    Als ihn die Kräfte verließen, rollte er sich jämmerlich weinend am Rand einer Düne ganz klein zusammen, dort, wo der Wind ihn weniger heftig beißen konnte. Nur kurz ausruhen. Bestimmt würden sie gleich kommen ...

    Mitten in der Nacht schreckte Varel zusammen, als er hochgehoben und fortgetragen wurde.
    „Papa?“, fragte er schlaftrunken, da er einen langen kratzigen Bart spürte.
    „Ganz ruhig, mein Kleiner. Du bist in Sicherheit, alles ist gut.“

    Dies waren die ersten Worte gewesen, die Torgen zu Varel gesprochen hatte. Worte, die er ihm niemals verziehen hatte, denn sie waren gelogen ...
    Wie Torgen ihn damals aufgespürt hatte, wusste Varel nicht. Es dauerte Tage, bis er aufhörte, nach seiner Familie zu fragen und unaufhörlich zu weinen. Noch viel länger, bevor er ein wenig Vertrauen zu diesem Mann fassen konnte, der keine Tätowierung trug, wie es sich für göttergläubige Farkländer gehörte.
    Erst nach Wochen konnte er akzeptieren, dass er nicht mehr länger auf den Farklandinseln war, sondern in einem der wilden Länder jenseits des Meeres gestrandet sein musste.
    Das Vertrauen zerbrach allerdings rasch, da Torgen ihn zwang, ständig ein Lederhalsband zu tragen, das er ‚Magiebann‘ nannte. Es schmerzte und sorgte dafür, dass Varel sich seltsam schwach und leer fühlte. Anfangs erklärte Torgen ihm geduldig, dass er das Ding brauchte, weil er ein Zauberer war ...

    „Du bist stark, Varel. Kleine Jungen wie du dürfen nicht so viel Macht besitzen, darum tragen alle Magier ein solches Band, bis sie ausgebildet sind und gelernt haben, ihre Kräfte zu beherrschen. Ich selbst habe es als Kind auch getragen.“
    Das genügte Varel allerdings bald nicht mehr als Begründung. Er begann zu randalieren, schnitt sich fast die Kehle bei dem Versuch durch, das Band zu durchschneiden, bockte, weinte und schrie tagelang.
    Torgen versuchte es mit Langmut, dann mit Strenge und schließlich mit Schlägen. Die ließen Varel noch rebellischer werden: Er lief mehrmals weg, verweigerte das Essen und blockte jede Bemühung, ihn zu besänftigen. Als Torgen einsah, dass Reden und Strafen sinnlos waren, packte er Varel, schleppte ihn auf ein Schiff und brachte ihn zu den Farklandinseln.
    Die Fahrt dauerte nur wenige Stunden. Dabei hatte Kior immer behauptet, man müsse jahrelang segeln, um eines der wilden Länder zu erreichen ...
    Ohne viele Worte zu verlieren brachte Torgen ihn dorthin, wo Varel bislang gelebt hatte. Wie groß waren seine Freude und Dankbarkeit, als er die vertrauen Dünen erblickte!
    Doch als sie näherkamen, spürte er, dass etwas nicht stimmen konnte. Die Bäume, die etwa fünfhundert Schritt vom Strand entfernt wuchsen, lagen fast allesamt entwurzelt herum.
    Varel begann zu laufen. Er schrie nach seinen Eltern, seinen Geschwistern, sogar nach Annalie, seiner blöden Schwester, die lediglich ein Jahr älter war als er.
    Annalie fand er als erstes. Ihr halb skelettierter, von Raubtieren und –vögeln gefledderter Körper hing im Geäst eines der Bäume, die nicht gestürzt waren. Varel erkannte sie an dem roten Kleid, das ihr ganzer Stolz gewesen war. Jetzt hing es in Fetzen herab.
    Zu betäubt, um schreien oder irgendetwas empfinden zu können, taumelte Varel weiter. Der Boden war schlammig und von Geröll, Holz, toten Tieren und vor allem Seetang bedeckt. Es stank entsetzlich nach faulendem Fisch, umso schlimmer, je näher er dem Meer kam. So hoch war das Wasser noch nie gestiegen, selbst bei den schrecklichsten Stürmen nicht! Das war unmöglich!
    Dort, wo das Haus gewesen war, lagen nur noch einzelne Steine herum, sowie zwei lange Holzplanken, die zu ihrem Boot gehört haben könnten.
    Varel suchte den Strand ab, ohne auf Torgen zu achten, der ihm schweigend auf den Fersen blieb. Er fand die Muschelkette seiner Mutter – seltsamerweise vollkommen intakt – doch von ihr gab es keine Spur. Dafür fand er Kior und seine drittälteste Schwester Kana. Sie erkannte er an den Haaren. Schöne, honigblonde

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