Rashminder Allerlei (German Edition)
Haare, obwohl sie sonst alle rot oder rotblond waren. Viel war ansonsten nicht von ihren zerschmetterten Leib übrig, den Varel eingeklemmt zwischen zwei Felsen entdeckt hatte.
Kior wiederum hatte eine breite Narbe am Fuß gehabt, wo er einst auf einem scharfkantigen Stein ausgeglitten war. Seine Füße waren fast das Einzige, was die Raubvögel noch nicht gefressen hatten ... Soweit Varel das sagen konnte, denn es fehlte der größte Teil von Kiors Körper.
Varel erbrach sich stumm, wehrte jede Hilfe von Torgen ab und suchte dann verbissen weiter. Aber vom Rest seiner Familie fehlte jede Spur. Das Meer hatte sie gefressen ...
„Warum?“, fragte er zwei Tage später, als sie zurückgesegelt waren und Torgens Haus erreicht hatten. Es waren die ersten Worte überhaupt, die er sprach, seit er Annalie gefunden hatte.
„Das warst du“, erwiderte Torgen sehr ernst. „Du hast sie dafür verflucht, dass sie versucht hatten, dich umzubringen. Das hatten sie nicht getan, weil sie böse waren, sondern weil sie Angst vor dir hatten. Der wilde Eber, ich bin mir sicher, dass er tatsächlich tot umgefallen ist, nachdem du ihn beschimpft hattest. Sie hatten panische Angst vor dir, und das zurecht. Du bist ein Fluchmagier der achten Nanchra, Varel. Das bedeutet für dich im Augenblick nichts, doch eines Tages wirst du verstehen, dass deine Macht groß genug ist, um die gesamte Welt zu vernichten. Darum trägst du den Magiebann. Du bist eine tödliche Gefahr für alles und jeden, dich selbst eingeschlossen.
„Woah, langsam, langsam!“ Eryk und Natt zerstörten mit zeitgleichen Rufen die Vision und rissen alle zurück in die wirkliche Welt.
„ACHTE Nanchra? Dann wäre er mächtiger als Torgen es war! Es hieß stets, dass er über Magie der fünften Nanchra verfügt.“ Cael sprach aus, was sie wohl alle dachten.
Varels verächtliches Schnauben verhinderte den Ausbruch einer erregten Diskussion.
„Torgen hatte mir meine Macht genommen! Fragt Kaiden, ob diese Bestie noch etwas anderes zu geben hatte als Schläge, Strafen und unbarmherzige, eiskalte Logik, an der ein Kind zerbricht!“
Alle blickten unbehaglich zu Kaiden hinüber. Es entsprach der Wahrheit, dass auch er als verstörtes, traumatisiertes Kind in Torgens Obhut fast zugrunde gegangen wäre …
Es war Amisha, die diese Frage beantwortete:
„Mein Vater war ein Mann, der sein weiches Herz und seine mitfühlende Seele stets verbergen musste. Andernfalls hätte er unentwegt mit seinen Flüchen in den Lauf der Welt eingegriffen. Jedes Mal, wenn er von Gefühlen statt Logik gelenkt seine Magie nutzte, sind furchtbare Dinge geschehen, die teilweise über Jahrzehnte hinweg ihre Wirkung taten. Drei Mal hat er Kinder gerettet, deren Macht zu groß war, viel zu groß, als dass sie hätten leben dürfen. Die erste war ich. Auch mich hat er nicht geschont, nur weil ich ein Mädchen und seine eigene Tochter war! Er durfte es nicht, denn sonst hätte ich mit meinen Kräften unvorstellbares getan. Er hat sich selbst für jeden Hieb gehasst, den er mir zuteil werden ließ, doch mit Zärtlichkeit und Nachsicht hätte er sich ein Monster gezüchtet. Ja, er hat mich fast zerbrochen und zu einem Leben in ewiger Gefahr vor Entdeckung und zur Unterdrückung meiner angeborenen Fähigkeiten verdammt. Dennoch hat er mir das Leben bewahrt und ich habe dieses Geschenk zu nutzen gewusst.
Du Varel, du warst das zweite Kind. Er hatte die Ausläufer des Fluches gespürt, mit dem du den Tod über deine Familie gebracht hattest. Darum konnte er dich aufspüren. Er fragte mich damals, was du getan hast, und was er mit dir tun solle. Ich konnte ihm leicht zeigen, welche Macht du besitzt und was geschehen war. Auf die Frage, ob er dich den Priestern ausliefern sollte oder nicht, gab es nur eine einzige Antwort: niemals! Es wäre grausamer Mord gewesen, das Dämpfungsritual hätte dich qualvoll sterben lassen.“
„Sieh mich an, Weib!“, brüllte Varel unbeherrscht und schaffte es diesmal, Natt und Cael abzuschütteln. Sein Gesicht war rot angelaufen, seine gesamte Haltung signalisierte Aggression. Kaiden wechselte einen Blick mit Lark dem Kleineren. Der war gegen Magie immun, ihm würde nichts geschehen, wenn er sich einem Schadensfluch in den Weg stellte. Er selbst war bereit, Varel sofort in Ohnmacht fallen zu lassen, sollte der Anstalten machen, irgendjemanden anzugreifen. Eryk hatte sich hinter Varel positioniert. Er konnte nicht mehr spüren, ob jemand zu Magie griff, trotzdem waren
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