Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Vorsichtsmaßnahme ergriffen, von der niemand bislang wusste. Seit dem Tag, an dem du von mir fortgegangen bist, gilt der Fluch nur noch eingeschränkt. Du bist weiterhin dazu verdammt, Todesängste bei dem bloßen Gedanken auszustehen, mir den Gehorsam zu verweigern. Doch wenn du dich dennoch widersetzt, hat das nur bedingt Folgen für dich, denn ich habe festgelegt, dass du lediglich einmal am Tag von mir bestraft werden darfst, gleichgültig aus welchem Grund.“
Nun musste auch Kaiden lächeln.
„Er hat mich heute bereits bestraft“, erklärte er Lark. „Vorgeblich, weil ich zu langsam war und mich ihm in den letzten Jahren entzogen habe. Es waren lediglich zehn Stockhiebe, und er hat die Bestrafung nicht einmal selbst ausgeführt. Wohl, damit sie für Außenstehende nicht als unsinnig übertriebene Maßnahme erscheinen kann – ich vermute, er wurde magisch überwacht?“
Wie schmachvoll es für ihn gewesen war, von einem fünfzehnjährigen Zauberschüler verprügelt zu werden, behielt Kaiden für sich. Wie wütend er noch immer darüber war, obwohl er den Sinn jetzt verstand und guthieß, wollte er nicht einmal sich selbst gänzlich eingestehen.
Lark erhob sich langsam.
„Mehr Hilfe können wir euch beiden nicht bieten. Ihr müsst nach dem Artefakt suchen, sonst weiß der Rat und, schlimmer noch, Naxander sofort, dass die Flüche nicht mehr wirksam sind. Doch ein höchstrangiger Suchmagier wird wohl in der Lage sein, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden .“
Er musterte sie beide gewohnt ausdruckslos. Überraschenderweise zog er nacheinander erst Eryk, dann Kaiden in eine feste Umarmung. „Passt auf euch auf, Jungs. Ich will Naxander tot sehen, ich würde viel geben, den Rat in die Niederhöllen zu jagen, aber ihr sollt nicht der Preis dafür sein, verstanden? Bleibt mir am Leben!“
Er wandte sich um, verharrte allerdings noch einmal an der Tür.
„Naxanders Urtalent ist nicht, Energien an sich reißen zu können. Er wurde mit der Gabe erweckt, mit Artefakten verschmelzen zu können.“
Die Tür schloss sich hinter ihm.
Verblüfft stand Kaiden mitten im Raum und versuchte, diese Aussage zu begreifen. Naxander konnte mit Artefakten verschmelzen …?
OHA!
„Ich Dummkopf!“, murmelte er fassungslos. „Es hätte mir auffallen müssen! Naxanders Talent entspricht genau dem, was den Tor von Amarganth ausmacht – Nichtmagiern Lebensenergie rauben, diese in Magie umwandeln und sie an Zauberer abgeben.“
Eryks Augen weiteten sich, als er verstand, was das bedeutete.
„Du meinst, er ist …? Aber du hast doch vorhin das Artefakt spüren können! Wenn Naxander damit verschmolzen ist, müsste die Statue weg sein. Kaputt. Was weiß ich.“
Sie starrten einander an, bis Eryk endlich weitersprach: „Es sei denn, Naxander selbst ist der Tor von Amarganth geworden … Das würde erklären, warum Torgen nicht gesagt hatte, wohin wir die Statue bringen sollen. Es gibt nun mal keine mehr, die wir stehlen könnten!“
„Genau das darf niemand erfahren. Niemand darf wissen, dass wir es herausgefunden haben, deshalb müssen wir auf jeden Fall versuchen, den Diebstahl zu begehen. Naxander würde uns allein dafür schon umbringen, dass ich ihn nun magisch aufspüren kann, wenn ich nicht an ihn, sondern an das Artefakt denke!“
Kaiden wandte sich um. Was für eine verworrene Situation!
Ich brauche Wissen. Wissen über Suchmagie, dachte er. Erst, als er bereits halb auf dem Weg in den geheimen Kellerraum war, in dem er seine Magiekundebücher aufbewahrte, wurde ihm bewusst, dass er einen entsprechenden Suchzauber gewirkt hatte. Einfach so, ohne es zu planen – und ohne jede Anstrengung.
„Kaiden?“ Eryk folgte ihm beunruhigt, doch darauf konnte er nicht achten, nicht jetzt. Wie von einer unsichtbaren Schnur gezogen trat er zum Regal und holte einen ledergebundenen Almanach hervor, den er geglaubt hatte auswendig zu kennen. Mit fliegenden Fingern schlug er ihn auf und blickte entgeistert auf die Seite, die nun vor ihm lag:
„Über die Sucher. Eine Betrachtung der einfachen wie komplexeren Suchmagie.“ Ein dreißigseitiges Kapitel, das er bislang übersehen hatte, obwohl er dieses Buch gewiss tausend Mal in die Hand genommen hatte.
„Suchmagier der ersten Nanchra sind fähig, einen Gegenstand oder Lebewesen zu finden, sofern es sich in hundert Schritt im Umkreis befindet und der Magus entweder das Gesuchte selbst bereits berührt hat oder die Person sehr gut kennt UND etwas hält, was zum
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