Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Schwerter abgesehen hatte. Schon die Schwertscheiden verrieten, dass es sich um kostbare Rashminder handelte, die für hohe Preise verkauft werden konnten.
Mittlerweile hatte Kaiden Frieden mit den ganzen Flüchen geschlossen, die man ihm aufgeladen hatte. Es hatte ihm ermöglicht zu überleben. Torgen hatte alles versucht, ihn nicht mehr als notwendig leiden zu lassen. Das bedeutete nicht, dass Kaiden die bitteren Jahre vergessen konnte, in denen er nur dann von täglicher Gewalt und Zurückweisung verschont blieb, wenn er außergewöhnliche Leistungen vollbrachte. Doch er konnte nun zumindest geistig nachvollziehen, dass es die einzige Möglichkeit gewesen war.
Darüber, dass er so viel mehr magische Fähigkeiten besaß als je vermutet, dachte er nicht mehr viel nach. Er war nicht stärker als zuvor, er hatte nun lediglich neue Möglichkeiten der Anwendung entdeckt. Macht gab ihm das nicht, sofern er nicht anstrebte, in Larks Fußstapfen zu treten. Suchmagier waren tatsächlich harmlose Vertreter ihrer Art … Und er wollte es nicht anders haben. Sich mit Naxander zu messen wäre Wahnsinn.
Diesen Mann sollten andere besiegen! Er wollte ein ruhiges Leben mit Eryk führen, mit ihm streiten, in unsinnige Abenteuer ziehen, um Kleinodien von unachtsamen Gräfinnen zu suchen. Ihn lieben …
Seufzend rückte Kaiden von Eryks schlafender Gestalt ab. Er spürte die Müdigkeitswelle auf sich zurollen, die ihm einige Stunden wohliges Vergessen schenken würde. Im Schutz der Dunkelheit war es unverfänglich, eng an Eryks gekuschelt zu liegen und erst Abstand zu nehmen, sobald die anderen Reisenden im Raum erwachten; wenn er hingegen wie tot schlief, sollte ein gesundes Maß von Sittlichkeit zwischen ihnen sein.
Schlaf war willkommen, Kaiden sehnte sich nach Ruhe vor all den Gedanken und Sorgen und dem Wissen, dass sie morgen die Reichsstraße verlassen und in die Wildnis ziehen mussten, um zur Schale zu gelangen.
Dann bekommst du deinen Willen mit sternenklaren Himmeln, dachte er noch und ließ sich davon gleiten.
Eryk gähnte, als er die Augen aufschlug. Er wunderte sich, wie ausgeschlafen er sich fühlte, Kaiden weckte ihn für gewöhnlich kurz vor Sonnenaufgang. Einen Moment später ruckte er hoch – es war hell im Raum, durch die geöffneten Fensterläden drang kalte Luft und Sonnenlicht herein. Die meisten Reisenden waren bereits fort, es waren zumeist Händler, die es sich nicht leisten konnten, die wenigen Lichtstunden zu verschwenden, die ihnen im Winter blieben.
Sein Blick fiel auf die eng zusammengerollte Gestalt neben ihm. Kaiden hatte sich die Decke bis zur Nasenspitze gezogen, nur seine kupferroten Locken lugten hervor. Eryk setzte sich so, dass er den verbliebenen Leuten den Rücken zuwandte, kramte in seinem Reisebündel herum und nutzte die Gelegenheit, Kaiden zu betrachten. Er liebte es, wenn sein Partner schlief und sein Gesicht friedlich entspannt war. Einfach nur schön …
„Alles in Ordnung mit Eurem Freund? Den weckt ja gar nichts!“
Eryk fuhr zusammen und blickte über die Schultern. Ein älterer Mann stand hinter ihm, stämmig gebaut, mit wirren angegrauten Haaren und Stoppelbart. Von der Kleidung her schien er ein wandernder Barbier oder Zahnbrecher zu sein, er wusste niemanden sonst, der einen Lederkittel über der Alltagskleidung tragen würde.
„Er schläft nur, war’n anstrengender Tag gestern. Alles in Ordnung“, brummte Eryk und stand auf, noch vollkommen steif und verfroren nach der Nacht auf dem kalten, schmutzigen Steinboden.
„Seid Ihr sicher? Man sieht ihn nicht atmen und betrunken is’ er auch nich’. Würde ich riechen.“
Etwas an diesem aufdringlichen Kerl behagte Eryk nicht, und auf diesen Instinkt verließ er sich immer. Es hatte ihm viele Male das Leben gerettet, seit er als Fünfjähriger auf der Straße gelandet war, auf der Flucht vor seiner versoffenen Mutter. Die hatte als Hure kaum noch Freier finden können und wollte daraufhin ihn an ein Bordell verkaufen.
Unauffällig drehte er den Kopf ein wenig zur Seite, um aus den Augenwinkeln die Männer zu beobachten, die noch hier waren. Einer verließ gerade den Raum, vier weitere hielten sich in seinem Rücken auf. Sie gehörten zu dem vorgeblichen Barbier, kein Zweifel. Was sie wollten, interessierte ihn nicht, er war fest entschlossen, es ihnen zu verweigern, egal was. Eryk stemmte die Hände in die Hüften, gähnte lautstark und bog ein wenig den Rücken durch, so, als wollte er sich lediglich nach der
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