Rashminder Nächte 2 (German Edition)
Naxander zu eilen.“
„Du könntest dich diesem Befehl straflos widersetzen.“
„Ja. Aber du hast doch gehört, dann wissen alle, das etwas nicht stimmt.“
Kaiden stutzte, als ihm spontan eine Idee in den Sinn kam und führte sie sofort aus.
„Ich suche jetzt den Weg, den wir gehen müssen, um heil und unversehrt aus dieser Falle zu entkommen. Wenn es einen gibt, dann kann ich ihn finden!“
So etwas hatte er noch nie getan, nicht einmal darüber nachgedacht. Etwas zu suchen, das weder ein Lebewesen noch ein Gegenstand war, das war doch absurd! Augenblicklich spürte er, wie ihm seine Magie eine Richtung wies. Aufgeregt prüfte er, wohin dieser Weg führen würde – und spürte die Schale der Unsichtbarkeit. Er wusste, dass sie es war, obwohl er sie nie zuvor gesehen hatte. Das war ihr Weg. Um zu überleben, mussten sie zur Schale gehen.
Eryk folgte ihm schweigend, als er sich für eine längere Reise bereit machte, half, Ausrüstung und Verpflegung zu packen. Sie kannten einander gut genug, um ohne Worte Hand in Hand arbeiten zu können. Er reichte ihm die kurzen Kampfstöcke an, mit denen Kaiden seit einigen Jahren trainierte. Eryk selbst bewaffnete sich mit den zwei Kurzschwertern, die er aus seiner Zeit als Gardist behalten durfte, und einem Kampfdolch. Auch zu dieser Jahreszeit war viel Gesindel auf den Straßen unterwegs, und eher noch gefährlicher als sonst – Hunger und Kälte ließen Räuber jeden Gedanken an Vorsicht oder Gnade vergessen. Nur, weil seine Magie ihm diesen Weg als Möglichkeit zum Überleben gewiesen hatte, durften sie nicht leichtsinnig werden. Wie schnell hatte man eine Gelegenheit sinnlos vergeben und das, was sicher war, verloren!
Ein neuer Gedanke drängte sich ihm auf. Gab es eine Möglichkeit, eines Tages frei und ohne Furcht Eryk lieben zu dürfen, ohne Rashmind und ihr vertrautes Leben aufgeben zu müssen?
Zuerst schien es, als würde seine Magie ins Leere greifen, wie stets, wenn er etwas suchte, was nicht vorhanden war – etwa weil der gesuchte Gegenstand zerstört wurde. Doch dann zupfte etwas am Rand seines Bewusstseins. Etwas, das sich nicht fassen ließ. Eine Möglichkeit, das konnte bedeuten, dass es noch viele Jahre dauern würde, bis es dazu käme. Oder dass es zwar denkbar wäre, die notwendigen Entwicklungen des Schicksals sich aber nicht gesichert einstellen würden.
Trotzdem fühlte Kaiden sich aufgemuntert. Es gab Hoffnung. Er würde nicht aufgeben zu hoffen, koste es, was es wolle!
~*~
Kaiden räkelte sich zufrieden unter der Wolldecke.
Seit drei Tagen marschierten sie nun schon eine Reichsstraße entlang. Sie war gepflastert und gut ausgebaut, die schnellste Verbindung zwischen Rashmind und Lopurn, breit genug, dass zwei Kutschen sorglos aneinander vorbeikamen. Dennoch kamen sie nicht allzu rasch voran, denn auch hier lag knöchelhoch der Schneematsch, der alle anderen Wege unpassierbar machte. Draußen im Freien zu übernachten war bei dieser Witterung völlig undenkbar. Zumindest für Kaiden. Eryk grollte immer wieder, dass sie kostbare Zeit und Geld verschwenden würden und es doch niemanden umbrachte, mal eine Nacht unter dem wunderschönen klaren Sternenhimmel zu verbringen. Trotzdem war er stets der Erste, der bei Einbruch der Dunkelheit ungeduldig wurde, die nächste Herberge zu erreichen, die es glücklicherweise entlang der Straße zuhauf gab. Selbstverständlich nur, damit der empfindliche Herr Magus keine Frostbeulen an den kostbaren Zauberfingerchen erlitt. Kaiden lächelte in sich hinein. Unter anderen Umständen hätte er es genossen, mit Eryk unterwegs zu sein. Wirklich nahekommen durften sie sich nicht, das wussten sie und wollten sich auch nicht für alle Zeiten vor jedem primitiven Wahrheitszauber fürchten müssen. Doch niemand hinderte sie daran, sich während der Essenspausen anzusehen. Beim Laufen an den Händen zu halten. Nachts eng zusammenzurücken, um sich gegenseitig zu wärmen, denn auch, wenn Kaiden einen permanenten Suchzauber gewirkt hatte, um alle verlorenen Münzen in der Nähe aufspüren zu können, blieben ihre Geldreserven jämmerlich gering. Sie konnten sich nur Liegeplätze auf dem Boden von mit Menschen vollgestopften Schlafräumen leisten, die genauso wenig Geld für ein anständiges Bett hatten. Dennoch, es war ein schönes Gefühl, den Mann im Arm zu halten, den man liebte, und seine Träume zu bewachen. Kaidens Schlaflosigkeit hatte bereits so manchen Dieb verscheucht, der es auf Eryks
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