Rashminder Nächte 2 (German Edition)
auf und ging in Kampfstellung. Kaiden hatte sein Überraschungsmoment genutzt, nun musste er kämpfen. Ohne Magie, für die blieb keine Zeit, er bräuchte mindestens einen Herzschlag Konzentration.
„Sieh an, sieh an, der Bengel hat ein Stöckchen. Wofür soll das denn gut sein? Hast du damit Hündchen für deinen toten Kumpel gespielt?“
Kaiden konnte gerade noch ausweichen, als der Bastard mit seinem Krummsäbel auf ihn losschlug. In ihm brannte alles, er konnte nicht denken. Eryk – er durfte, er konnte nicht tot sein! Getrieben von rasender Wut und Verzweiflung achtete Kaiden nicht mehr auf seine Deckung oder darauf, dass sein Gegner eine deutlich längere Waffe hielt als er selbst. Er schlug auf ihn ein, trat ihm in den Unterleib, ließ seinen Stock niedergehen, als der Mann stürzte. Es krachte. Ein ersticktes Stöhnen – Kaiden hatte ihm den Unterarm gebrochen, den er zur Abwehr hochgerissen hatte. Er ließ von seinem wimmernden Opfer ab und warf sich zu Eryk herum. Blut, hier war überall Blut!
„Gut gemacht, Kleiner“, hauchte Eryk, als Kaiden mit zitternden Fingern nach einem Herzschlag suchte. Er hätte schreien können vor Erleichterung! Graublaue Augen blickten schmerzerfüllt zu ihm hoch. Kaiden spürte, wie er ihn verlor, Eryk war schwer verletzt. Zu schwer – tiefe Stichwunden in Brust und Bauch.
Ihr Götter!
Entsetzt legte er die Hände über die Brustwunde und konzentrierte sich. Ein Magier lernte in seiner Ausbildung jegliche Art von Magie zu wirken, doch nur in seinem Urtalent konnte er überragende Leistung vollbringen. Kaiden war kein Heiler, aber eine Wunde anzuregen sich zu schließen und rasch neues, gesundes Gewebe zu bilden, das konnte er. Eryks röchelnder Atem wurde leichter, sobald die Lungenverletzung geheilt war. Es dauerte nicht lange, bis sich alle Wunden geschlossen hatten. Trotzdem regte sich Eryk nicht und zeigte durch nichts, dass es ihm besser ging. Er musste innere Verletzungen erlitten haben, und hier konnte Kaiden nichts ausrichten. Es wäre sinnlos, magische Energien in Eryks Körper zu pumpen, sie würden ihn stärken, doch nicht heilen, sondern nur das Leiden verlängern. Dafür bräuchte es zielgerichtete Magie, ein Heiler würde wissen, wo sich die Wunde befand, und …
Kaiden erstarrte. Verflucht, er war ein Suchmagier, oder nicht? Was konnte leichter sein, als eine Verletzung zu finden, die irgendwo unter seinen Händen lag? Wen interessierte denn, dass er kein Heiler war?
„Grenzen sind Mauern in unserem Verstand …“, murmelte er, setzte sich breitbeinig zurück, zog Eryk auf seinen Schoß und legte ihm die Hand auf die Stirn. Beinahe augenblicklich spürte er die Blutung im Kopf auf – ein harter Schlag musste ihm den Schädel gebrochen haben. Konzentriert heilte er den Bruch, stillte die Blutung und löste dann die Flüssigkeit auf, die sich im Gewebe gesammelt hatte. Als er die Hand fortzog, hätte er weinen können vor Erleichterung und Glück, denn Eryk sah mit einem leisen Lächeln zu ihm auf.
„Hey“, wisperte er.
„Hey“, erwiderte Kaiden zärtlich und strich ihm durch das raspelkurze Haar. Obwohl er gerade erst geschlafen hatte, war er so erschöpft, dass er kaum noch wusste, wie er sich bewegen sollte.
„Ist das mein Blut?“, fragte Eryk, während er seine Hände ergriff.
„Größtenteils schon.“ Das erinnerte Kaiden daran, dass sie nicht allein waren, obwohl er die anderen Kerle nur zu gerne vergessen hätte. Die lagen noch immer alle stöhnend auf dem Boden, abgesehen von dem, den Eryk getötet hatte. Es hatte sich wie ein komplettes Weltzeitalter angefühlt, als er ihn geheilt hatte, tatsächlich war wohl nicht viel mehr als eine Minute vergangen.
Von der Tür her ertönter ein spitzer Schrei.
„Wer ist das?“, murmelte Eryk desinteressiert. Er hielt weiterhin Kaidens Hände umfangen und schien nicht gewillt zu sein, sie in naher Zukunft loszulassen.
„Hm? Oh, die Wirtin, würde ich sagen. Wir haben ziemlich viel Krach gemacht. Wahrscheinlich dachte sie, es wäre ein guter Zeitpunkt mal nachzusehen, jetzt, wo es ein Weilchen stille war. Also weitestgehend still, abgesehen von dem Gejammer und Gestöhne der anderen, aber ich weiß nicht, ob man das im Schankraum überhaupt hören konnte, und …“ Mitten im Geplapper wurde es Kaiden schwindelig vor Erschöpfung. Seine Augen schlossen sich ohne sein Zutun, sein Kopf sank nach vorne.
Eryk schoss hoch, um Kaiden aufzufangen, bevor der zur Seite wegkippen konnte. Er
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