Rashminder Nächte 3 (German Edition)
und begaben sich lediglich mit einem schmalen Lendentuch bekleidet in die fähigen Hände zweier diensteifriger Helfer. Sie wurden rasiert, die Nägel eingekürzt, Eryk bekam sogar einen frischen Haarschnitt. Kaiden brauchte eine Weile, bis er sich einfach entspannen und genießen konnte. Es war ein absonderliches Gefühl für ihn, sich so bedienen zu lassen und dabei darauf zu vertrauen, dass niemand ihn hinterrücks angreifen oder auf irgendeine Art verletzen wollte. Der junge Mann, der sich um ihn kümmerte, bemerkte seine Anspannung durchaus.
„Wollt Ihr lieber von einer Frau versorgt werden?“, fragte er leise und diskret. Kaiden schüttelte nur den Kopf. „Alles ist bestens“, versicherte er. Der Mann war blond. Blond wie Neko. Aber das war die einzige Ähnlichkeit. Neko war fort, zwar nicht tot wie Naxander, doch es gab keinen Grund zur Annahme, dass er jemals wiederkommen würde.
Dennoch war er erleichtert, als sie zum Schwitzen in einen von Wasserdampf erfüllten, feucht-heißen Raum gebracht wurden. Im Wechsel wurden sie mit kaltem Wasser überschüttet, in heiße Kräuterbäder gesteckt und von Kopf bis Fuß mit rauen Schwämmen abgeschrubbt, bis ihre Haut krebsrot war. Zu guter Letzt packte man sie in Decken gehüllt auf bequeme Liegen, wo sie sich von der angenehmen Tortur erholen durften, solange sie wollten.
„Ich bringe den Herrschaften gleich noch Wasser und Fruchtsaft, Ihr müsst nun viel trinken“, beschied man ihnen.
Dann waren sie allein.
Kaiden wartete nicht, bis der Angestellte zurückkam, er schlüpfte sofort zu Eryk hinüber und schmiegte sich an den starken Körper seines Liebsten. Der blinzelte ihn träge und leicht verwirrt an, nahm ihn allerdings ohne Widerstand in die Arme.
„Hoffentlich klappt das mit diesen Ringen wirklich“, murmelte Eryk unbehaglich.
„Hab Vertrauen. Magie versagt niemals, allenfalls der Magier. Das ist in Amishas Fall wohl ausgeschlossen. Solange wir die Ringe tragen, besteht keine Gefahr für uns.“
So war es dann auch: Der junge Mann kam mit einem Tablett voller Getränke, Becher und einer Schüssel Obst und stellte es unbefangen neben ihnen ab. Kein verlegenes Lächeln, diskretes Blickabwenden, Hüsteln oder Erröten, er bewegte sich, als würden Kaiden und Eryk nach wie vor auf getrennten Liegen ruhen.
„Wenn die Herrschaften etwas brauchen, klingelt bitte“, sagte er und verschwand im Nebenraum, wo jemand seinen Namen gerufen hatte. Kaiden und Eryk hatten das Reich ganz für sich allein.
„Sag, was ich dich schon heute Nacht fragen wollte …“, begann Eryk nachdenklich. „Wann ist denn jetzt eigentlich Morgen , also, magisch besehen? Wie konnte Naxander sich da so irren?“
Kaiden grinste, er hatte mit dieser Frage gerechnet.
„Magie funktioniert immer so gut wie der Zauberer, der sie anwendet. Torgen und ich sind beide keine Männer, die sich an nackte Fakten klammern. Wir hocken die meisten Nächte schlaflos da und schlagen die Zeit tot, freuen uns dabei auf den Sonnenaufgang, da dann die Mitmenschen erwachen und sich wieder zu uns gesellen. Das ist für unser beider Verständnis der Beginn des neuen Tages, gleichgültig, um wie viel Uhr das jetzt genau ist.
Naxander hingegen war der Analytiker, alles muss seine naturgegebene Ordnung haben. Zwölf Stunden dauert der Tag, zwölf Stunden dauert die Nacht, ob und wann die Sonne scheint ist gleichgültig. Er ist überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass irgendjemand das anders sehen könnte. Tja, Pech gehabt …“
Es war regelrecht verwirrend, so dazuliegen. Sie hatten keine Pflichten, keine Aufgaben, keine Sorgen. Kein Naxander, niemals wieder. Keine Gefahr mehr, angeklagt zu werden. Es gab nichts weiter zu tun, als müde aneinandergekuschelt zu liegen, sich gegenseitig zärtlich über den Rücken zu streicheln und vielleicht noch mit Apfelstückchen zu füttern. Weitergehen wollten sie erst heute Nacht. Die Vorfreude nach solch langer Wartezeit war wundervoll.
„Ich liebe dich“, flüsterte Eryk unvermittelt und gab ihm einen Kuss.
„Und ich liebe dich.“
Sie lächelten einander zu, schlossen dann die Augen und genossen die Stille und die Wärme des anderen, trunken vor Glück und so zufrieden mit der Welt, wie es nur irgendwie möglich war.
~*~
Zufrieden kichernd legte Neko sein Bündel auf das kostbare Schreibpult aus edlem Schwarzholz. Er hatte das gesamte riesige Anwesen für sich. Alle Anhänger Naxander waren geflohen wie die Ratten vom sinkenden Schiff.
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