Rashminder Nächte 3 (German Edition)
befürchtet. Er hatte sehr penibel dafür gesorgt, dass diese Legitimation von niemandem angefochten werden konnte – vielleicht war seine Abneigung gegen Männerliebe zumindest in diesem Fall nicht allzu ausgeprägt? Amisha wusste, dass er die beiden schon länger hatte beobachten lassen.
Medan versiegelte das Dokument, überreichte es wenig feierlich an Eryk und nahm anschließend recht steif seinen Abschied. Lirayam hingegen küsste allen dreien links und rechts auf die Wangen, bevor sie ebenfalls zum Schloss zurückging. Auch Lark, Kaiden und Eryk verabschiedeten sich von Amisha. Die beiden jungen Männer wirkten noch immer wie betäubt und schienen schlicht nicht glauben zu können, was ihnen da geschenkt worden war.
„Jungs, wenn es je Menschen gab, denen ich Glück wünsche, dann seid ihr es.“ Lark umarmte die beiden brüderlich. „Zu einer Hochzeit gehört allerdings eine anständige Feier. Wie sieht’s aus? Ich organisiere was mit meiner Schwester Vanda und wir feiern in ihrer Taverne, bis man euch bewusstlos nach Hause schleppt?“
Wie auf Kommando wurden beide rot, sahen dabei aber erfreut aus.
„Hochzeit, also Lark, wirklich!“ Eryk schnaufte zwischen Verlegenheit und gespieltem Ärger. „Es war kein Priester da und wir haben keinen Ehebund geschlossen!“
„Dafür war der König da und eine höchstrangige Magierin hat euch gesegnet. Und ich bin irgendwie schon ein Priester, nicht vergessen.“
„Nun hör bloß auf … wir können wohl kaum unseren Freunden davon erzählen!“, murmelte Kaiden.
„Ach, den anderen sagen wir einfach, dass ihr einen ganz großen Auftrag erledigt habt und feiern wollt. Wird schon keiner so genau fragen. Das Ganze geht auf mich, hm, ich hab schließlich noch was gut zu machen.“ Nun war es Lark, der verlegen mit den Füßen scharrte.
„Kommst du auch, Amisha? Es wird sicherlich so ein, zwei Wochen dauern“, fragte er dann, gewiss, um von sich abzulenken.
„Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen.“ Sie winkte den drei Männern zu, die jetzt langsam in Richtung Ställe marschierten, wo sie bleiben durften, bis ein Transportmagier sie abholte.
„Es wäre ein würdiger Abschluss“, hörte sie Eryk sagen. „In Vandas Taverne hat unser Unheil mit Naxander begonnen.“
„Erinnere mich nicht daran – so betrunken wie an diesem Abend war ich in meinem ganzen Leben nicht gewesen!“, erwiderte Kaiden.
„Wolltest du nicht diese grässliche Statue die höhere Mathematik lehren?“ Amisha hörte Kaidens Antwort auf Larks Gestichel nicht mehr.
Lächelnd warf sie die letzten beiden Artefakte in die Truhe und blickte sich dann noch einmal um, obwohl sie bereits alles zwei Mal abgesucht hatte. Zu dumm, sie hätte Kaiden bitten sollen kurz nachzusehen, ob nicht doch ein Stück irgendwo versteckt war. Amisha zögerte. Sie könnte ihn leicht zurückrufen.
Nein, er ist erschöpft. Lass ihn gehen.
Gewissenhaft drehte sie auch ein drittes Mal jedes Blatt um, schaute unter jeden Strauch, tastete sich durch das Gras. Schließlich wurde es ihr zu dumm. Sie packte den nächstbesten Ast und verwandelte ihn in ein schwaches Suchartefakt.
„Befindet sich hier außerhalb der Truhe noch ein magischer Gegenstand?“
Die Magie verneinte. Zufrieden warf Amisha den nun nutzlosen Ast fort, schloss die Truhe und versiegelte sie sorgfältig. Dafür opferte sie ihre letzten Kräfte, um das Schloss so verzaubern zu können, dass nur sie es würde öffnen können. Dann holte sie zwei Diener heran, die das schwere Stück in ihr Zimmer schleppten, während sie selbst langsam hinterher ging.
Ich habe nichts übersehen, dachte sie unbehaglich. Ich weiß es. Und trotzdem …
Epilog
„Wenn die Herrschaften mir bitte folgen würden?“ Ein junger Angestellter verneigte sich vor ihnen, als wären sie hochgestellte Persönlichkeiten statt einfache Männer, die sich den Besuch in diesem exklusiven Badehaus nur leisten konnten, weil Lark ihnen einen prallgefüllten Geldbeutel aufgedrängt hatte. Solche tempelartigen Bäder gab es erst seit kurzem in Rashmind, erfreuten sich allerdings wachsender Beliebtheit. Es war eine Modeerscheinung, die aus irgendwelchen exotischen Ländern von Händlern nach Lopurn gebracht worden war und sich jetzt über das ganze Land ausbreitete.
Hier hockte man sich nicht einfach in einen Badezuber und schrubbte sich so rasch wie möglich den Dreck vom Leib, oh nein! Hier wurde die Körperpflege zum rituellen Akt.
Zuerst zogen sie sich aus
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