Rashminder Nächte 3 (German Edition)
zerstört ist, ich bin schlicht zu alt, als dass die Gilde jetzt noch etwas gegen mich unternehmen wird.“
In diesem Moment räusperte sich Lark und wisperte drängend:
„Ihr solltet voneinander abrücken, Jungs, wir bekommen Besuch.“
Kaiden blickte sich hastig um und sah das Königspaar, das umgeben von Gardisten den Hof betrat und genau auf sie zuhielt.
Amisha kniete mit einem Seufzen am Boden nieder und grüßte Medan und Lirayam mit allem gebotenen Respekt.
„Gebt acht, kein einziges Artefakt zu berühren!“, sagte sie warnend. „Naxanders Körper ist zerstört, aber sein Geist steckt in diesen Gegenständen, mit denen er verschmolzen war. Nur ich kann sie gefahrlos berühren und unschädlich machen.“
„All diese Kostbarkeiten vernichten? Gibt es keinen anderen Weg?“ König Medan schüttelte missbilligend den Kopf. „Kannst du Naxander nicht so aus ihnen austreiben, dass ihre Magie trotzdem erhalten bleibt?“
„Sie waren bereits vernichtet, als Naxander mit ihnen verschmolzen ist. Alles was ich tun kann ist, die Gegenstände als solche zu erhalten.“
Amisha hob die Schale der Unsichtbarkeit auf und strich liebevoll über das aus feinstem Bleikristall geschliffene Kleinod der Handwerkerkunst. Naxanders Wille wütete darin, sie konnte ihn spüren.
Hinfort mit dir!, dachte Amisha grimmig. Es war ein wundervolles Gefühl, ihn zum Schweigen zu bringen, auch wenn es sie einiges an Kraft kostete. Ausgeschlossen, diesen Berg von Artefakten in einer Sitzung zu neutralisieren.
„Hier, Majestät, nehmt dieses hübsche Stück als Erinnerung an das glückliche Ende einer schrecklichen Erfahrung.“ Königin Lirayam nahm die Schale mit einem scheuen Lächeln entgegen.
„Wunderschön!“, rief sie ehrfürchtig. „Bring es in mein Schlafgemach, sei vorsichtig“, bat sie ihre Zofe und vertraute ihr die Schale zögernd an.
Amisha hatte derweil begonnen, die annähernd hundert Artefakte auf einen Haufen zu sammeln.
„Lasst bitte eine Truhe bringen. Ich werde Tage brauchen, sie alle zu bearbeiten. Kein einziges von ihnen darf hier draußen zurückbleiben, Majestät.“
Medan nickte und schickte mit einem Winken einen Diener los.
Amisha fand zwei Ringe, die einander vollkommen glichen. Naxanders Wille war hier kaum zu spüren. Das waren vermutlich eher wertlose Artefakte gewesen, die die Konzentration des Trägers stärken sollten oder etwas in dieser Art. Rasch verwandelte Amisha sie zurück in ungefährliche Ringe, die jeder berühren konnte. Spontan kam ihr eine Idee. Diese schlichten silbernen Schmuckstücke waren wie geschaffen für …
Lächelnd wandte sie sich zu Kaiden und Eryk um. Die beiden hockten eher unglücklich und erschöpft am Boden und schienen sehnlich darauf zu warten, endlich nach Hause gehen zu dürfen.
„Kommt mal her“, sagte Amisha und winkte sie heran. „Die sind für euch.“ Sie steckte jedem einen der Ringe an, ohne sich dabei um die verblüfften Blicke sämtlicher Anwesenden oder das missbilligende Gemurmel des Königs zu kümmern.
„Stillhalten!“, befahl sie in jenem Kommandoton, den man als Haushaltsvorstand am Königshof ganz von allein erwarb. Mit ein wenig Überredung brachte sie die beiden dazu, ihre Finger ineinander zu verschränken und legte ihre eigenen Hände darüber, so, dass sie die Ringe berührte. Dann ließ sie ihre Magie fließen. Es würde sie vollkommen erschöpfen, zwei solch starke, zudem permanente neue Artefakte zu erschaffen, wie sie es im Sinn hatte. Aber das war ein geringes Opfer, das sie gerne brachte.
Als es vollendet war, lächelte Amisha in die fragenden Gesichter der jungen Männer, die für ihre Liebe so sehr hatten leiden müssen, über viel zu lange Zeit.
„Diese Ringe sind an euch gebunden. Nur ihr allein könnt von ihrer Macht profitieren, und nur, wenn ihr mit dem jeweils anderen zusammen seid. Solange ihr beide diese Ringe tragt, kann niemand wahrnehmen, was ihr beide in Liebe miteinander tut. Ihr könntet euch auf offener Straße küssen, und alle würden glauben, zwei Männer zu sehen, die in eine Diskussion vertieft sind. Ihr könnt nackt auf einem Hofball erscheinen – solange ihr euch an den Händen haltet, wird jeder eure geschmackvolle Kleidung bewundern.“ Sie lachte über die verstörten Blicke, die ihr begegneten.
„Ein Illusionszauber, Ihr braucht nicht zu fragen, mein Herr.“ Kaiden errötete und klappte den Mund zu, gewiss ein Dutzend Fragen verschluckend.
„Das ist …“, begann Eryk, vergaß
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