Rashminder Nächte 3 (German Edition)
hauchte er und küsste ihm zum Abschied auf die Lippen. Eryk rührte sich nicht. Es gab kein Zeichen, dass er ihn wahrgenommen hätte. Es fühlte sich an, als würde er sich selbst das Herz herausreißen, als Kaiden sich schließlich hochstemmte und von ihm abwandte. Danach nickte er Naxander entschlossen zu.
„Ich bin bereit“, sagte er laut.
„Dann komm und sei mein Sklave.“ Naxander streckte ihm eine Hand entgegen, diesmal mit einem Handschuh verhüllt, sodass Kaiden ihn gefahrlos berühren konnte. Ohne zu Zögern griff er zu. Er war bereit, den Preis zu zahlen.
„Wohin, Herr ?“, fragte er demütig.
„Zuerst zu deinem geschätzten Meister.“ Naxander schenkte ihm ein weiteres unechtes Lächeln. „Ich mag es nicht, mich vor dem eigenen Schlaf fürchten zu müssen. Torgen wird dafür sorgen, dass du immer schön brav und gehorsam bleiben wirst.“
Kaiden nickte nur stumm.
Es gab nichts mehr zu sagen.
~*~
Genau wie damals, dachte Kaiden erschüttert. Vor vielen Jahren war er von seinem Vater bis zu diesem grauen Gemäuer geschleppt worden, um ihn bei Meister Torgen abzuliefern. Diesmal war es Naxander, der ihn hierher zwang. Abliefern würde er ihn nicht, doch das Gefühl von Unwillen war dasselbe.
Meister Torgen wartete in der Tür, als hätte er sie erwartet. Seit damals war er deutlich gealtert, sein Rücken gebeugt, das Gesicht von zahllosen Falten durchzogen, das Haar grauer und schütterer. Vor allem aber der hoffnungslose Ausdruck in seinen Augen zeugte davon, wie viel sich geändert hatte.
Es bedurfte keiner Erklärungen. Er sah erst ihn, dann Naxander an und nickte langsam.
„Geh!“, sagte er über die Schulter. Kaiden erhaschte einen Blick auf Torgens Schüler, der zwar verwirrt schien – Naxander konnte der eindeutig nicht sehen – jedoch ohne weitere Diskussion die Treppe zu jenem Turmzimmer hinaufrannte, in dem Kaidens Kindheit brutal beendet worden war. Erst als oben die Tür hörbar in Schloss fiel, schritt Torgen zur Seite und ließ sie beide eintreten.
„Lebt er?“, fragte er Kaiden leise.
„Eryk ist weitestgehend wohlauf“, erwiderte Naxander, bevor Kaiden den Mund öffnen konnte. „Er wird ziemlich lange schlafen, aber es besteht kein Grund zur Sorge. Unser junger Freund hier hingegen … Nun, du kannst dir denken, warum wir hier sind, nicht wahr?“
Torgen taumelte leicht, während er voran in die Küche ging, wo sie sich ungestört unterhalten konnten.
„Ich soll Kaiden mit einem Fluch an Euch binden“, flüsterte er heiser.
„So ist es. Er ist daran gewöhnt, und es hat sich in der Praxis bewährt. Besonders wichtig ist die Angst, sobald er versucht, einen Befehl zu verweigern.“
„Ihr wollt also haargenau denselben Fluch wie bei mir?“, hakte Torgen nach.
Kaiden merkte auf. Die Gilde wusste nichts von der besonderen Einschränkung des Fluches, die sein Meister heimlich vorgenommen hatte. Galt dies auch für Naxander?
„Genau derselbe, in allen Feinheiten. Fang bitte an, ich habe noch einiges zu tun heute.“
„Diese Bindung wird Kaiden viel Kraft kosten, da sie sich von seiner Lebensenergie nähren wird. Damit wird er Euch heute Nacht nicht mehr zur Verfügung stehen.“
„Umso wichtiger, dass du dich beeilst!“
Naxander wirkte nervös, regelrecht gereizt. Ob das an Torgen lag? Oder an der Situation als solcher? Kaiden wusste es nicht zu sagen. Gleichgültig, womit Naxander ihn erpresste, es musste einen Grund geben, warum Torgen ihn nicht längst mit seiner Magie erledigt hatte.
Sein Meister schien zu erraten, woran Kaiden gerade dachte. Er erwiderte den Blick, wandte dann den Kopf zu Naxander, der vor Ungeduld zischte.
„Sag es ihm meinetwegen, aber rasch!“
„Naxander war damals einer derjenigen, die durchgesetzt haben, dass du nicht in den Tempel geschickt wirst. Nachdem ich beschlossen hatte, dich aufzunehmen und mit dem Fluch zu binden – ein Akt, an den du keine Erinnerungen hast –, da kam er zu mir. Er hatte bereits lange nach einem Weg gesucht, mich unter Kontrolle zu bringen, war jedoch stets vor meiner Fluchmagie zurückgeschreckt.“
„Es hatte schon lange vage Gerüchte gegeben, dass der gute Meister Torgen ein Geheimnis vor der Gilde verbirgt. Da nicht nur ich vor seiner Magie respektvoll zurückschrecke …“ Naxander gestattete sich ein raubtierartiges Grinsen, bei dem es Kaiden eisig den Rücken herunterlief.
„Wie die meisten Menschen hat auch er ein weiches Herz. Die Drohung, dass ich mich für deine
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