Rashminder Tage 01 (German Edition)
weißt. Bitte, hilf mir! Ich werde dich nicht für etwas verurteilen, an dem du unschuldig bist.“
Die Art, wie Natt sprach, verriet, dass er mit heftigen Emotionen kämpfte.
„Nimm eine Trickmurmel“, flüsterte Kaiden mühsam. „Ich werde es kein zweites Mal erzählen. Für niemanden.“
Natt schob ihn ein wenig von sich, musterte ihn intensiv und schnaufte dabei leicht, so als könne er sich nicht zwischen Lachen und Verblüffung entscheiden.
„Eryk sagte, dass dein Verstand sehr geordnet funktioniert. Ich verstehe, was er meinte, an eine Murmel hätte ich jedenfalls nicht gedacht.“
Natt half ihm, sich wieder hinzusetzen und platzierte eine der Trickmurmeln auf dem Tisch.
Und Kaiden begann zu erzählen. Dabei trank er schlückchenweise seinen Tee, froh, sich an irgendetwas festhalten zu können. Wie er aufgewacht war, wie er den Betrug durchschaut hatte, zu was Naxander ihn gezwungen hatte. Die Aussage, dass er seine Gestalt nach Belieben wandeln konnte, sein Opfer dafür aber lebendig sein musste, und dass Naxander nichts gesagt hatte, was nur Eryk wissen konnte, quittierte Natt mit einem erleichterten Aufseufzen – die einzige Reaktion, die er während des Berichts zeigte. Naxander hätte sich gewiss nicht zurückgehalten, ihn mit den Koseworten zu verhöhnen, die Eryk für ihn nutzte!
Danach fühlte Kaiden sich wie durch Schlamm gezogen. Naxander hatte ihn beschmutzt, und er wusste nicht, wie er das jemals wieder abwaschen sollte.
Er hörte, dass Natt aufstand und draußen vor der Tür mit Lark sprach. Das hatte jetzt nichts mehr mit ihm zu tun. Er hockte weiterhin da und klammerte sich an dem inzwischen leeren Becher fest.
„Na komm, hoch mit dir.“ Kaiden fuhr zusammen, er hatte nicht gehört, dass Natt zu ihm gekommen war. Willenlos ließ er sich mitnehmen, zurück zu Eryk. Als Natt allerdings Anstalten machte, Kaiden in das Bett zu schieben, an Eryks Seite, begann er sich zu wehren.
„Ich kann nicht!“, rief er, „Ich hab ihn noch an mir, ich …“
„Hinlegen!“ Natts Kommandoton ließ weder Kompromisse noch Protest zu. Kaiden versuchte es trotzdem. Unter all der Verzweiflung und Taubheit, die sein Inneres beherrschte, begann sich ein Funke Wut zu regen. Seit wann durfte ihn hier eigentlich jeder durch die Gegend zerren und benutzen, als wäre er ein Packpferd?
„Leg dich hin.“
Der Tonfall seines Meisters war deutlich sanfter, gegen den zugehörigen magischen Zwang hingegen konnte Kaiden nichts ausrichten.
Steif legte er sich nieder, streng darauf bedacht, Eryk nicht zu berühren. Es war unangenehm, all die Menschen, die sich um das Bett drängten und auf ihn herabsahen. Lark der Größere, sein Bruder, Torgen, Natt, eine Reihe von Gardisten, die Kaiden nicht kannte. Sie wussten, was geschehen war. Er hasste das Mitgefühl in ihren Gesichtern!
„Sieh mich an“, bat Torgen. „Du legst dich jetzt unter die Decke und wirst schlafen. Naxander kann mit Eryks Gestalt nicht viel anfangen, er wird sich schon bald eine andere suchen. Ich weiß nicht genau, wie dieser Zauber funktioniert – eine Illusion kann es nicht sein, sonst hättest du zumindest im Nachhinein Schmerzen durch seine Berührung leiden müssen.“
„Aber ohne den Tor von Amarganth …“
„Er ist durch den Tor von Amarganth wieder auferstanden“, sagte Lark d. G. „Amisha hat bestätigt, dass sie dieses Artefakt nicht in ihrer Truhe aufbewahrt hatte. Jemand hat ihn gestohlen, gewiss einer von Naxanders Leuten, bevor sie geflohen waren. Wir müssen davon ausgehen, dass Naxander anschließend mit dem Artefakt verschmolzen ist, denn nur so kann er beliebig viele magische Energien an sich ziehen und seine Gefolgschaft beherrschen.“
„Moment mal.“ Larks Worte sickerten durch Kaidens Bewusstsein. „Ihr habt es vorher gewusst!“ Er wollte aufspringen, ignorierte die Angst, die ihn sofort packte, als er dadurch Torgens Befehle verweigerte. Doch sein Körper war weniger widerstandsfähig; er sackte neben dem Bett zu Boden. Das hielt ihn nicht davon ab, Lark anzubrüllen:
„Verflucht sollst du sein! Ihr habt gewusst, dass Naxander nicht tot ist und habt uns nicht gewarnt? Sollten wir als Köder dienen? Waren wir schon wieder entbehrliches Spielzeug für alles und jeden?“
„Hör auf.“ Torgens nächster Befehl war zu viel. Kaiden biss sich auf die Lippen, kämpfte schnaufend und ächzend gegen die tödliche Angst. Natt hob ihn ohne viel Mühe hoch und verfrachtete ihn zurück ins Bett.
„Ja, wir
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