Rashminder Tage 01 (German Edition)
nicht allzu sehr. Es hatte nichts mit ihm zu tun. Sollte Naxander sich ruhig austoben und glauben, dass Kaiden es wirklich genoss!
Als es vorbei war, kehrte er zurück und wartete, wie es weitergehen sollte.
„So war das richtig, mein Hübscher. Du gehörst mir. Mir ganz allein.“ Naxander tätschelte ihm die Wange, als er ihn endlich freigab und aufstand, um sich zu waschen. Kaiden vermied es, ihn anzusehen. Er wollte nicht, dass sich Eryks Anblick untrennbar mit Naxander verbinden würde. Konzentriert achtete er auf die Unterschiede von Wortwahl und Tonfall, auch die Stimme seines Liebsten wollte er nicht fürchten müssen.
„Ein bisschen Zeit haben wir noch. Du wirst …“
Weiter kam sein Peiniger nicht mit dem nächsten Befehl: Es klopfte laut und fordernd an der Tür.
„Zieh dich an und frag, wer da ist!“, zischte Naxander hinter ihm.
Gehorsam sprang Kaiden aus dem Bett und fuhr hastig in seine Sachen, die auf einem Hocker bereitlagen.
„Du wirst mich nicht verraten. Mit keinem Wort und keiner Geste wirst du dem da draußen andeuten, dass etwas nicht in Ordnung ist oder um Hilfe bitten. Wenn man dich direkt fragt, ob es dir gut geht, wirst du mit ja antworten. Keine Fluchtversuche. Egal, wer das ist, wimmle ihn ab. Sollte es eine dringende Bitte um Hilfe sein, versprich, in etwa einer Viertelstunde da zu sein.“
Kaiden nickte wie betäubt, als die Flut von Befehlen über ihn niederging. Kein Entkommen möglich, aber Aussicht, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde. Das klang gut. Barfuß tappste er zur Haustür und rief: „Wer ist da?“
„Macht auf, bitte, ich brauche Euch!“, flehte eine hohe weibliche Stimme.
Während Kaiden nach dem Knauf griff und dabei registrierte, dass das Schloss beschädigt war – gewiss, irgendwie musste Naxander hereingekommen sein – dachte er darüber nach, ob er die Stimme kannte. Seltsam hatte sie geklungen …
Eine dunkle Gestalt stand vor der Tür, verhüllt von einem dicken Kapuzenmantel. Bevor Kaiden etwas sagen konnte, wurde er hart gepackt und über die Schwelle gerissen.
„Lauf!“, brüllte es an seinem Ohr. Er taumelte, ließ sich mitreißen.
„Bleib stehen!“ Naxanders Befehl löste helle Panik aus, denn Kaiden konnte nicht gehorchen. Er sah eine Wand auf sich zurasen, stürzte in etwas, das sich wie halbflüssiger Matsch anfühlte, wurde mit brutaler Gewalt durch eine Tür gezerrt – und landete in Larks Wohnstube.
Halb bewusstlos blieb er liegen, froh, gerettet zu sein; und nun, da er dem Befehl folgte, auch keine Todesangst mehr durchlitt. Hier war es warm, hell, sicher. Kaiden schloss die Augen, wehrte sich nicht, als sich Hände um seine Arme schlossen und ihn zum Sitzen hochzogen. Irgendjemand sprach auf ihn ein. Zahlreiche Menschen beugten sich über ihn. Es interessierte ihn nicht.
„Wo ist Eryk?“, wisperte er rau.
Man brachte ihn auf die Beine, schob ihn voran.
Ein neuer Raum. Warm, hell, sicher. Gut.
Eine stille Gestalt in einem Bett.
Eryk.
Kaiden befreite sich von den stützenden Händen, kniete neben der Gestalt nieder. Ein einziger Blick genügte: Das hier war sein Eryk. Keine trügerische Illusion. Er griff nach den schlaffen Händen seines Liebsten, hielt sich daran fest, während er am Boden sitzend den Kopf auf die Matratze legte und haltlos zu weinen begann.
Naxander war zurück.
~~*~~
„Du musst mit ihm reden.“
„Das hab ich versucht, Lark. Er nimmt mich nicht einmal wahr.“
„Er ist dein Schüler und er braucht dich. Und wir brauchen Antworten, und zwar schnell.“
Kaiden hörte die Stimmen, fühlte sich aber nicht in der Lage, auf sie zu reagieren.
„Wenn du ihm befiehlst, mit dir zu reden, kann er sich nicht dagegen wehren.“
„Sieh ihn dir an, er ist völlig verstört. Sobald ich ihn gewaltsam meinem Willen unterwerfe, zerbricht er möglicherweise.“
„Wir müssen irgendetwas tun! Jede Minute, die verrinnt, ist ein Gewinn für Naxander! Möglicherweise müssen wir Eryk töten, falls Naxander irgendeine Verbindung zu ihm hat, mit dem er sein Wissen stehlen kann. Das müssen wir einfach jetzt, jetzt sofort wissen! Wir brauchen Informationen, und nur Kaiden kann sie uns geben! Und der einzige, der im Augenblick zu ihm durchdringen könnte, liegt dort bewusstlos!“
Kaiden umklammerte Eryks Hände ein wenig fester. Wenn sie ihn umbrachten, dann würde er ihm nachfolgen.
Jemand kam auf ihn zu. Kaiden rechnete mit Torgen und war entsprechend verwirrt, als sich Natt neben ihm
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