Rashminder Tage 01 (German Edition)

haben es gewusst. Und nein, ihr solltet nicht die Lockvögel spielen und ihr solltet auch nicht geopfert werden. Wir waren absolut sicher, dass Naxander sich ins Ausland abgesetzt hat, um erst einmal seine Kräfte und Anhänger zu sammeln.“ Natt sah ihm sehr ernst ins Gesicht, bevor er ihn zudeckte. Kaiden fühlte sich wie ein trotziges Kind, das man zur Strafe ins Bett schickte. Es schürte seine Wut. Es fühlte sich gut an, wütend zu sein, änderte aber nichts daran, dass er Torgens Befehlsgewalt hilflos ausgeliefert war. Diese Erkenntnis genügte, um ihn wieder zu einem verzweifelten Etwas zu reduzieren, das flehentlich zu seinem Meister aufblickte, damit der ihm Hoffnung schenkte.
    „Lark schwört, dass er keine Gefahr mehr für Eryk spürt. Nachdem er euch beide retten konnte, können wir davon ausgehen, dass seinem Instinkt weiter zu trauen ist. Das bedeutet, Eryk wird nicht in dem Moment sterben, in dem Naxander seine Gestalt aufgibt, sondern einfach aufwachen.
    Und du mein Junge, du wirst jetzt schlafen, ohne weitere Aufstände oder Diskussion.“ Torgen strich ihm leicht über das Gesicht und zwang Kaiden dadurch, die Lider zu schließen. Danach fehlte ihm die Kraft und der Wille, sie wieder zu öffnen, oder sich gegen den Sog zu stemmen, der ihn in das freundliche Vergessen des Schlafes riss.
    „Lass los, Kaiden. Wenn du aufwachst, wird Eryk bei dir sein und der Terror von Naxanders Übergriff ein Echo der Vergangenheit. Lass sie los, diese Erfahrung, die dich zum Opfer machte. Du kannst sie nicht vergessen, aber du sollst weiterleben, ohne dich von ihr fesseln zu lassen.“
    Es war erstaunlich, wie weitreichend und subtil Fluchmagie wirken konnte, dachte Kaiden distanziert. Er spürte, wie die Magie ihn zwang, sich auch bei diesen Befehlen zu unterwerfen. Falls er danach noch etwas spürte, war es ihm nicht mehr bewusst: Kaiden schlief ein.
     
    Natt atmete erleichtert auf, als er das leise Lächeln über Kaidens Gesicht huschen sah, bevor er sich entspannte und auf die Seite drehte, eng an Eryk gekuschelt.
    „Hast du Frieden mit ihm geschlossen?“, fragte Tardis und boxte ihm spielerisch in die Seite.
    „Eryk liebt ihn, und Eryk ist mir nah wie ein Bruder. Also werde ich ins Feuer springen, um den Kleinen zu retten, sollte es nötig sein. So einfach ist das.“ Natt zuckte achtlos die Schultern, als wäre sonst nichts weiter dabei. Tatsächlich war Kaiden der erste Magier, den Natt sympathisch fand. Selbst Torgen strahlte eine Art gefährlicher Macht und Unnahbarkeit aus, trotz seines sanften Wesens. Man spürte Kaiden die Magie nicht an, und er war ganz gewiss keiner der erhabenen, machtbewussten Zauberer, die sich für etwas Besseres als den Rest der Welt hielten.
    „Warum ist Naxander ein solches Risiko eingegangen?“, fragte er Lark den Größeren, um sich von den anderen Sorgen abzulenken.
    „Ich kann nur Vermutungen anstellen. Vielleicht dachte er, in der magielosen Zeit wäre es problemlos für ihn, Kaiden zu entführen. Er mag sie beobachtet haben, als sie das Haus verließen und hat die Gelegenheit genutzt, dass Kaiden allein zurückkam. Bleibt die Frage, warum er Kaiden haben will.“
    „Er scheint ihn sehr zu begehren.“ Tardis verzog ein wenig das Gesicht bei der Vorstellung.
    „Vielleicht wollte er auch lediglich testen, ob der Bann noch hält und er somit einen wehrlosen Sklaven mit erheblicher magischer Macht zur Verfügung hat?“ Eine Vorstellung, bei der nun Natt missbilligend das Gesicht verzog.
    „Das hatte er schon beim letzten Mal, aber da ist er schnell zu der Erkenntnis gekommen, dass ihn ein solches Band ablenkt und schwächt, da er tatsächlich so etwas wie Zuneigung zu Kaiden entwickelt hat.“ Lark seufzte tief und schüttelte den Kopf.
    „Naxander hat erleben müssen, wie sein Körper gestorben ist und sein Geist an magische Artefakte gefesselt wurde. Wer auch immer den Tor von Amarganth gestohlen hatte, wurde anschließend vermutlich zum Wirtskörper für Naxander. Das bedeutet für ihn, dass er sich mit fremden Erinnerungen, Vorlieben, Abneigungen, Wünschen, Ängsten, Empfindungen und vielem mehr auseinandersetzen musste. Da es sehr sicher ein Magier war, hat Naxander nun möglicherweise ein weiteres Haupttalent dazugewonnen. Alles das sind gewaltige Erfahrungen, die Naxander neu geprägt und verändert haben. Ich konnte bei dem alten recht gut nachvollziehen, wie er dachte. Der neue Naxander ist für mich fremd.“
    „Geblieben ist die Tatsache, dass