Rashminder Tage 3 (German Edition)
fing ihn am Handgelenk ab, was der Wunde, verursacht von Eisenfesseln, nicht allzu gut tat. Bevor Natt wusste, wie ihm geschah, lag er auf dem Bauch, mit der Nase nur einen halben Fingerbreit über dem Boden, den Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht. Vor kurzem erst hatte Cael ihn in dieser Haltung das erste Mal durchgenommen … Schwer atmend hielt Natt still und wartete, was geschehen würde.
Ein Ring landete vor ihm auf den grob gezimmerten Holzbrettern. Ein schlichter goldener Reif ohne besondere Kennzeichen.
„Weißt du, was das ist?“, wiederholte Cael im drohenden Tonfall.
„Nein, verdammt, lass mich los!“
„Das ist ein verbotenes Artefakt. Du warst dabei zu krepieren, ich hatte keine Wahl! Ich musste dich ficken, sonst wärst du gestorben!“
Es dauerte einen langen Moment, bis Natts umnebelter Verstand all die Worte begriff, die Cael brüllte, ohne ihn loszulassen. Erschrocken gab er jeden Widerstand auf, als ihm endlich die Zusammenhänge klar wurden.
„Bei den Schatten, Cael, wo hast du das Ding her?“ Er starrte zwischen dem verfluchten Artefakt und den zornigen Augen, die ihn fixiert hielten, hin und her.
„Naxander. Ich hab ihn bestohlen.“
Natt hatte damit gerechnet, ruckartig losgelassen zu werden und sich innerlich gewappnet, um nicht auf das Gesicht zu fallen. Doch stattdessen wurde er hochgezogen und fand sich in Caels Umarmung wieder.
„Ich konnte nicht anders, du hast im Sterben gelegen, ich schwöre es“, flüsterte es an seinem Ohr. Der abrupte Wechsel von gefährlicher Bedrohung zu zärtlicher Fürsorge verwirrte ihn.
„Schon gut, ich … schon gut.“ Natt drückte Caels Kopf gegen seine Schulter, wühlte durch das struppige schwarze Haar und streichelte dem mit einem Mal zitternden Mann beruhigend über Nacken und Rücken. Nun war zumindest klar, warum er sich insgesamt so stark fühlte.
„Das war gefährlich für dich, oder?“, fragte er nach Weile. „Ich meine, wenn du zu viel Kraft an mich abgegeben hättest.“ Seine raue Stimme ließ ihn husten und zwang ihn, seine Worte möglichst kürzer zu wählen.
„Kann wohl sein. Hab’s vorher nie ausprobiert“, sprach Cael gedämpft. Sein warmer Atem auf Natts Haut verursachte ein Prickeln, das diesmal ziemlich angenehm war, wenn auch unwillkommen. Natt wollte nicht erregt sein. Nicht hier, und nicht jetzt, wo sie beide so stark geschwächt waren.
Überhaupt fühlte er sich so müde, dass er am liebsten wieder einschlafen würde. An der Art, wie Caels Atemzüge tiefer wurden und sein Kopf immer schwerer, war deutlich, dass es seinem Gefährten ähnlich erging.
„Ich möchte mich anziehen“, murmelte er. „Wir können gerne so Arm in Arm bleiben, aber im Liegen.“
Cael zuckte vor ihm zurück.
„Ich wollte nicht …“
„Pst, ganz ruhig. Mir tut es gut, dich zu spüren.“
Ich wechsle genauso wirr von Wut zum Klammern. Wir sind beide rettungslos verrückt!
Mit steifen Bewegungen streifte sich Natt das Hemd über. Die Hose gehörte eindeutig nicht ihm, sie war zu groß und deutlich zu weit. Er ahnte, was mit seiner eigenen geschehen sein musste – Karchos hätte sie ihm besser direkt zu Beginn der Folter ausgezogen, bevor er sich vor Schmerz selbst …
Froh, endlich liegen zu können, schmiegte er sich an Caels starken Körper.
„Warum hat Karchos mich nicht umgebracht, als er merkte, dass ich seine Fragen nicht beantworten kann?“, murmelte er müde.
„Das Wiesel tötet nicht, wenn irgendetwas dagegen spricht. Karchos wollte vermutlich Lark nicht provozieren. Vielleicht hat er sogar gehofft, dass man dich befreit und ihm dadurch das Problem abnimmt, dich mühsam entsorgen zu müssen.“ Caels Stimme klang verwaschen vor Erschöpfung.
„Danke“, flüsterte Natt in die Dunkelheit, hoffend, dass klar wurde, dass er alles meinte, was geschehen war. Dass Cael zurückgekommen war, obwohl er sich hätte in Sicherheit bringen können. Dass er sich beinahe selbst umgebracht hätte, um ihn mit seiner Lebenskraft zu füttern. Wann hatte Cael die Laterne gelöscht? Gleichgültig. Erst einmal schlafen …
Kapitel 17
„Wie gehen wir jetzt weiter vor?“ Natt hatte soeben seine Rasur in Karchos’ recht luxuriös eingerichtetem Baderaum beendet. Es gab sogar einen Spiegel und einen großen Vorrat an sauberem Süßwasser, dazu verschiedene Seifen und Öle, die gewiss ein Vermögen kosteten und hier so achtlos zurückgelassen worden waren.
Sie hatten sich beide gründlich gewaschen und an fremden
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