Rashminder Tage 3 (German Edition)
und Lyskir besitzen beide die Macht, zum gefährlichsten Mann der Welt aufzusteigen, doch die Götter haben sie in ihrer Weisheit mit Sanftmut gefesselt.“
Archyms Blick flackerte zu Lys hinüber, der sich beherrscht ruhig hielt.
„Naxander hat eure Talente erkannt, aber es nicht geschafft, sie für sich zu nutzen.“ Auch Lark betrachtete Lys, allerdings offen und ohne jedes Anzeichen von Unbehagen. „Kaiden ist dabei, die Fesseln abzustreifen, es wird interessant zu verfolgen sein, wohin das führen wird. Unser ganz großer Vorteil: Naxander glaubt, unser junger Freund ist tatsächlich tot.“ Lark grinste wölfisch bei diesem Gedanken. Lys war nach wie vor überzeugt, dass Lark selbst der gefährlichste Mann dieser Welt war, allerdings war Naxander der Feind, um den sie sich jetzt zu sorgen hatten.
„Was will er?“, fragte Kirian. „Warum hat er Inur getötet? Will er wahrhaftig die Machtverhältnisse in Irtrawitt umwälzen und uns mit hineinziehen? Zielt er auf Krieg ab?“
„Keineswegs.“ Lark seufzte tief, er schien mit sich zu ringen, wie viel er offenbaren sollte.
„Naxander will nicht nur in Irtrawitt im Hintergrund die Fäden ziehen, wie er es schon oft getan hat, und jeder Gedanke an Krieg liegt ihm fern. Nein, er will Kumiens Körper stehlen, und zwar dergestalt, dass er ihn vollständig übernehmen kann. Das heißt, er lässt den Körper, den er im Moment bewohnt, von seinen Leuten töten, nachdem er sich magisch in Kumien breit gemacht hat.“
„Das ist das Werk eines Wahnsinnigen, der längst hätte beseitigt werden müssen.“ Archym schlug mit der Faust auf den Tisch, dass die Trinkpokale klirrten.
„Woher weißt du das alles?“, fragte Kirian skeptisch.
„Von Naxander selbst, der es meinem Bruder erzählt hat. Lark der Kleinere, ihr wisst schon. Naxander vertraut ihm.“
„Warum?“ Kirian blieb skeptisch, während Lys sich darauf beschränkte, aufmerksam zu lauschen und die Körpersprache von Lark wie Archym zu studieren.
„Nun, er weiß, dass der kleinere Lark mich aus verschiedenen Gründen hasst. Naxander genügt es wie stets zu glauben, dass er Menschen durchschauen kann. Er müsste es besser wissen, nicht einmal ich kann meinen Bruder durchschauen.“
„Naxander glaubt also, dass der kleinere Lark ein doppeltes Spiel mit dir treibt und benutzt ihn gegen dich?“, fragte Kirian.
„Exakt.“ Lark grinste freudlos. „Das wirklich Schöne an der Angelegenheit ist: Mein Bruder treibt tatsächlich ein doppeltes Spiel mit mir, genauso wie er Naxander betrügt. Sein Ziel ist es, unsere Familie zu beschützen, deren Oberhaupt er ist. Er hält es immer gerade mit der Seite, die in seinem Sinn handelt.“
„Deshalb hat er Kaiden und Eryk hierher gebracht? Weil er glaubt, dass Lys der richtige Mann ist, um sich gegen einen Naxander in Kumiens Gestalt zu behaupten?“, fragte Archym bedächtig.
„Auch das ist richtig. Ich kann dem kleineren Lark in dieser Sache absolut vertrauen, zumal es nicht seine Art ist, falsche Informationen zu streuen. Er bevorzugt es, die Wahrheit zu verschleiern.“
„Du betonst das Bevorzugen auf merkwürdige Weise“, mischte sich Lys ein, dem nicht entgangen war, wie Lark kurz gezögert hatte. „Glaubst du, er hat dich bei einer anderen Information bewusst getäuscht?“
Lark zögerte wieder, bewegte den Kopf ruckartig, als könnte er sich nicht entscheiden, ob er ihn schütteln oder zustimmend nicken wollte.
„Es hat nichts mit euren Problemen zu tun … Nur so viel: Mein Bruder hatte mir gesagt, dass ein Verbrecher namens Karchos das Wiesel, den ich seit langer Zeit beobachte, ein Artefakt untergeschoben bekommen hat, in dem ein niederer Dämon gebannt ist. Sobald Karchos das Artefakt berührt, löst er einen Fluch aus und setzt den Dämon frei. Die sinnvollste Handlung, so riet mir mein Instinkt, war es, Karchos töten zu lassen, darum habe ich zwei meiner Leute losgeschickt. Seltsam war dabei, dass ich mich getrieben fühlte, einen Mann dafür auszuwählen, der unmittelbar zuvor auf Naxanders Befehl bestialisch gefoltert worden war. Eigentlich sollte er überhaupt nie wieder für einen Einsatz geeignet sein, und trotzdem …“
„Es gibt also eine Verbindung zwischen diesem Karchos und Naxander?“, hakte Lys nach. „Sind noch mehr Verbindungen zwischen diesen beiden unterschiedlichen Konflikten da?“
Nachdenklich nickte Lark vor sich hin.
„Tatsächlich ja. Der zweite Mann, den ich geschickt habe, ist ein besonders guter
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