Rasputins Erbe
gemacht hatte. Jetzt hatten sie fast einen kompletten Monat Ferien und Verena sehnte bereits die ersten gemeinsamen Abenteuer im Bett herbei.
Seit der Schwangerschaft hatten sie seltener Sex gehabt, weil Matthias befürchtete, er könnte etwas kaputt machen. So drückte er es aus. Verena fand das süß. Sie war froh, dass sie einen so liebevollen Partner abbekommen hatte.
Als Verena unter der Dusche stand, dachte sie über ihren Plan nach. Sie hatte weder Matthias noch Julia davon erzählt. Sie wollte erst einmal sichergehen, dass ihre Theorie stimmte, bevor sie den Teufel an die Wand malte.
Julia hatte wahrlich genug andere Sorgen, wie sie fand. Verena beschloss Matthias das Frühstück vorzubereiten, bevor sie ging. Sie wollte ungefähr um zehn Uhr in der Stadt sein. Am Vorabend hatte Verena im Internet nach der Adresse der Softlift GmbH gesucht. Sie wollte Alexej einen kleinen Besuch abstatten.
Verena erhoffte sich davon ehrliche Antworten. Julia sollte endlich ihren Seelenfrieden bekommen, dachte Verena grimmig, als sie sich ankleidete.
Nach dem Frühstück verließ sie das Haus, in das sie erst zwei Jahre zuvor gezogen war. Wenige Sekunden später schloss sie jedoch die Tür wieder auf und ging zurück in die Küche.
Da saß Amica, ihre Katze, und miaute vorwurfsvoll. Verena sah, dass sie sich beschwerte, also machte sie der Katze eine Freude, indem sie ihr nicht nur die übliche Portion Futter gab, sondern auch ein kleines Schälchen mit Milch neben ihren Napf stellte.
Aus dem Miauen wurde ein zufriedenes Schnurren und Verena verließ das Haus zum zweiten Mal, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Katze die Milch auch wirklich zu schätzen wusste.
Es war fünf nach zehn, als Verena den Lift betrat und den Knopf für die dritte Etage drückte. Es handelte sich um ein relativ kleines Bürogebäude, in welchem die Softlift GmbH und zwei ihrer Tochtergesellschaften den gesamten dritten Stock belegten.
Verena wurde von einer lächelnden Frau am Empfang begrüßt: „Guten Morgen. Womit kann ich Ihnen weiterhelfen?“
„Hallo. Ich möchte gerne mit Alexej Gromow sprechen. Es ist eine persönliche Angelegenheit. Ich -“, begann Verena, aber sie wurde unterbrochen.
„Haben Sie denn einen Termin?“, fragte die Frau und hob erwartungsvoll die Augenbrauen. Verena sah, dass sie unsauber gezupft worden waren, aber sie verdrängte den Gedanken, da sie wirklich Wichtigeres zu tun hatte.
„Äh, nein, aber -“, antwortete Verena und ahnte bereits, dass ihr Plan nicht ganz ausgereift war. Sie hatte nicht daran gedacht, dass die hohen Tiere – zum Beispiel Alexej Gromow - in einer solchen Firma wohl kaum Zeit für zufällige Besuche hatten.
Ihr wurde erneut das Wort abgeschnitten: „Das ist schlecht. Ohne Termin kann ich Ihnen nicht weiterhelfen.“ Die Frau wurde von Sekunde zu Sekunde unfreundlicher und Verena erkannte, warum das so war. Aus dem Augenwinkel sah sie eine Illustrierte, die aufgeschlagen auf dem sonst sehr aufgeräumten Schreibtisch lag. Verena sah in diesem Umstand jedoch eine Chance.
„Hören Sie, es ist wirklich wichtig. Wie Sie sehen, bin ich schwanger und Stress ist Gift für mich. Wenn Sie mir nicht weiterhelfen wollen, dann sehe ich mich leider dazu gezwungen, eine Szene zu machen. Sie wollen in Ihrem Magazin lesen, ich will Alexej Gromow sprechen. Es dauert wirklich nur ein paar Minuten. Erfinden Sie irgendwas“, sagte Verena und bemühte sich, selbstbewusst zu wirken.
Verena fühlte sich wie ein Filmstar. Ihr war bewusst, dass solche hohlen Sprüche eigentlich nur auf der Kinoleinwand erfolgreich waren, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass die Frau händeringend nach einer Ausrede suchte, um sich endlich wieder ihrem Magazin widmen zu können.
Die Dame musterte Verena argwöhnisch und wägte offenbar ab, ob sie tatsächlich in der Lage war, ihr den Vormittag zu versauen. Schließlich seufzte sie vernehmlich und nahm den Telefonhörer von ihrem Schreibtisch in die Hand.
„Hier ist jemand für Herrn Gromow. Nein, es ist eine Frau. Ja. Nein, sie hat keinen Termin. Ja, in Ordnung.“ Die Frau legte auf und deutete auf eine bequem erscheinende Sitzgruppe am anderen Ende des Raumes. Verena lächelte, nickte ihr gönnerhaft zu und setzte sich.
Wenige Minuten später erschien eine andere Frau, ebenfalls jung, aber um einiges attraktiver als die vom Empfang, wie Verena feststellte.
Sie hatte mit einem Mann gerechnet, aber sie realisierte nun, dass es doch um einiges
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