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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Ermittlungen, und so kam auch diesmal das innere Gefühl
von Martin Pohlmann dicht an die Wahrheit heran, obgleich es dem Mörder, der dieses
Foto ebenfalls durch das Fenster des behaglichen Wohnzimmers mit einem Feldstecher
beobachtete und dabei höhnisch feixte, nicht in erster Linie darum ging, eine bestimmte
Reihenfolge einzuhalten, sondern vor allem, bei seinen Taten erfolgreich zu sein.

Kapitel 38
     
    Winsen an der Luhe, 10. November
2010
     
    »Ich weiß«, begann Feldmann und
setzte seine Tasse ab. »Sie sind deswegen hier.« Feldmann deutete auf die Zeitung,
die Martin in der Hand hielt. »Ist mir klar.« Feldmann wandte sich zu Werner um.
»Ich sagte Ihnen am Telefon, ich brauche keinen Polizeischutz. Es geht mir gut.«
    »Haben Sie
schon gehört, dass Armin Rohdenstock knapp einem Mordanschlag entkommen ist?«, fragte
Martin und ließ die Zeitung auf seine Knie sinken. Feldmann wirkte betroffen. »Nein,
das wusste ich nicht. Wann ist das passiert?«
    »Gestern«,
antwortete Werner. »Hätte er sich nicht nach Leibeskräften gewehrt, hätte der Mörder
ihn umgebracht.«
    »Wie …?
Ich meine …«
    »Er wollte
ihn vom Balkon stürzen. Es hätte vermutlich wieder wie ein Selbstmord aussehen sollen,
doch Rohdenstock hat derart gebrüllt und geschrien, dass der Killer befürchten musste,
jeden Moment von allen Hausbewohnern umringt zu sein, und geflohen ist. Er war maskiert,
sodass ihn keiner erkennen konnte. Die Spusi wertet noch die Spuren aus.«
    »Die wer?«
    »Entschuldigung.
Polizeijargon. Die Spurensicherung. Bis jetzt ist nicht viel Verwertbares dabei.«
    »Glauben
Sie wirklich, ich sei der Nächste?« Feldmann wurde nachdenklich. »Ich hatte eigentlich
noch nicht vor, diese Erde zu verlassen, doch wer weiß schon, wie spät es auf der
Lebensuhr ist.«
    Genau diese
Art von Sprüchen hasste Pohlmann über alles. Er konnte rein gar nichts damit anfangen,
obwohl er natürlich wusste, was Feldmann damit meinte. Obwohl die Beamten eigentlich
keine Zeit für religiöse oder psychologische Wortspielchen hatten, ließ sich Martin
auf die Diskussion ein. Er fühlte sich, wie schon eine Stunde zuvor, als er die
Themen des Flyers las, provoziert, obwohl dies gar nicht in Feldmanns Absicht lag.
    »Denken
Sie nicht, dass wir auch ein Wörtchen mitzureden haben, wann und wie wir uns von
dieser Welt verabschieden?«, fragte er, und eine Spur von Sarkasmus war deutlich
herauszuhören. »Ich meine, ich kann doch auf viele Weise auf mein Leben Einfluss
nehmen, positiv wie negativ. Nicht dass wir uns in Watte packen sollen, aber wenn
ich mich, rein theoretisch, gesund ernähre, keinen Alkohol trinke und auch sonst
nichts Gefährliches in meinem Leben zulassen würde, dann könnte ich doch steinalt
werden.«
    »Na ja,
theoretisch schon. Aber nennen Sie das dann Leben ? Hören Sie, ich weiß nicht,
was Gott noch mit meinem Leben vorhat, wie lange es noch währt – vielleicht noch
zehn Jahre, vielleicht noch einen Tag. Aber eines weiß ich: Wenn es Gott ist, der
darüber entscheidet, dann werde ich es wohl kaum verhindern können, oder? Und außerdem
– was ist bloß so schrecklich daran, diese verdorbene Welt zu verlassen?«
    Martin sah
Werner an, und die beiden dachten offenbar dasselbe. Feldmann hob beschwichtigend
die Hände. »Nein, nein, keine Sorge. Ich bin nicht lebensmüde. Es ist nicht so,
wie Sie denken. Ich glaube nur, dass nach dem Tod nicht alles vorbei ist und eine
tolle Ewigkeit auf uns wartet, und so gesehen spielen ein paar Jährchen mehr oder
weniger wahrscheinlich keine Rolle.«
    »Für Gott
vielleicht nicht, aber für mich«, betonte Martin. »Es ist ja noch niemand zurückgekommen.
Wer weiß schon, wie es da drüben ist. Ich habe jedenfalls keine Lust, dies vorzeitig
auszuprobieren, und das sollten Sie auch nicht tun.«
    Werner,
der diese Debatte, ohne ein Wort zu sagen, verfolgt hatte, rutschte auf seinem Sessel
hin und her und schaltete sich nun in das Gespräch ein. Er fürchtete, dass sie noch
am späten Abend bei Feldmann sitzen würden, sofern er nicht dem Ganzen ein Ende
machen würde.
    »Herr Feldmann,
ich muss leider an dieser Stelle mal unterbrechen.«
    Feldmann
hielt inne und blickte zu Werner.
    »Wir haben
leider keine Zeit, um dermaßen in die Tiefe zu gehen. Die Gründe, die Sie haben,
warum Sie sich nicht von uns beschützen lassen wollen, sind sehr persönlicher Natur,
und es ist Ihr gutes Recht als Bürger, unsere Hilfe auszuschlagen. Wir können Ihnen
nur dringend dazu raten,

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