Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)
Strocka mehrfach gebrochen war. Ein Mal kann ein
Mensch wie Keller vielleicht im Affekt zuschlagen, aber nicht seinem eigenen Vater
den Schädel zertrümmern. Nein, also wirklich, das glaube ich nicht.«
»Haben Sie
eine Ahnung, wo Keller die anderen Unterlagen aufbewahrt haben könnte? Außer diesen
drei Akten haben wir nichts gefunden.«
»Nein, leider
nicht. Hans war ein großer Geheimniskrämer. Diese Geschichte mit dem Geheimfach
passt zu ihm. Tut mir leid, dass ich Ihnen da nicht weiterhelfen kann. Was haben
Sie jetzt vor?«
»Nun, ich
denke, wir werden als Nächstes Wegleiter und Fürst einen längst fälligen Besuch
abstatten. Den beiden Saubermännern auf den Zahn fühlen. Außerdem bekomme ich noch
einige Unterlagen aus dem Bundesarchiv zugeschickt.«
Martin und
Werner standen auf und ließen sich von Feldmann zur Tür begleiten. In dem Moment
fiel Martin der Flyer ein und er zog ihn, als er die Klinke der Tür in der Hand
hatte, hervor. »Geben Sie noch diese Seminare?«
Feldmann
lachte. »Nein. Den letzten Kurs habe ich vor drei Jahren im Rahmen einer Einkehrwoche
für Manager gehalten.« Martin nickte und sah zu Boden.
»Sie können
mich aber jederzeit wieder besuchen, ich meine privat, außerhalb dieser unschönen
Sache.«
Martin blickte
zu Boden. »Ja, vielleicht mache ich das mal. Danke.«
Martin und Werner verließen das
Haus von Alois Feldmann. Sie wussten von unbelehrbaren Menschen, die, entgegen ihrer
Überzeugung, dass schon nichts geschehen werde, von ihrem Peiniger aufgesucht, geknebelt,
gefesselt, missbraucht, gefoltert oder im günstigsten Falle bewusstlos geschlagen
und ausgeraubt wurden. Feldmann strahlte eine Ruhe und Gelassenheit aus, die die
beiden Beamten ihm von Herzen gönnten, und sie hofften, dass Feldmann recht behalten
möge, doch eines war beiden klar: Es wurde Zeit, dass sie ihren Job machten und
zwar gut und schnell.
Kapitel 39
Winsen an der Luhe, 10. November
2010
Es war gegen 16 Uhr, und sie beschlossen,
die Zeit so effektiv wie möglich auszunutzen. Werner gab erneut eine Adresse in
das Navi ein: Elbchaussee 73 in Hamburgs nobelstem Vorort Blankenese. Es war die
Adresse der Familie Wegleiter. Gemäß ihrer Recherchen wohnten Wegleiter senior und
junior unter einem Dach, genauer gesagt, bestand das Anwesen aus vielen Dächern.
Ein Komplex von mehreren Häusern, den Martin online bei Google Earth bewundern durfte.
Die Wirklichkeit, die sie erwartete, war noch um einiges prachtvoller, als es virtuell
zu erahnen gewesen war.
Der Weg
von Winsen an der Luhe zurück nach Hamburg betrug eine halbe Stunde, und sie erreichten
das Grundstück, als es dämmerte. Der dichte Wolkenteppich hatte sich für kurze Zeit
gelichtet. Das Ausmaß der Größe des immobilen Vermögens ließ Martin und Werner erblassen.
Sie brachten den Wagen vor dem imposanten Tor zum Stehen. Das gesamte Anwesen war
mit einer hohen Mauer umgeben, auf deren Krone eine nach innen gerichtete Stacheldrahtrolle
angebracht war. Ein einfaches Darüberhüpfen war somit für jeden Einbrecher ausgeschlossen.
In einem Abstand von 20 Metern surrten Kameras und erfassten die Umgebung lückenlos.
Martin drückte
den Klingelknopf, der neben einem großen Schild zu finden war, auf dem die Namen
der dort wohnenden Familien zu lesen waren. Offensichtlich sah man keinen Grund,
sich für seinen Namen zu schämen. Nachdem Martin geschellt hatte, ertönte eine weibliche
Stimme, die einer älteren Dame zugeordnet werden konnte.
»Ja, bitte?«
»Kripo Hamburg.
Würden Sie uns bitte aufmachen?«, sagte Werner mit ruhiger, fester Stimme.
»Zu wem
möchten Sie?«, fragte die ältere Dame.
»Wir möchten
Franz Wegleiter und eventuell seinen Sohn sprechen.«
»Haben Sie
einen Termin?«
»Nein, haben
wir nicht.«
»Dann machen
Sie bitte erst einen Termin mit der Sekretärin meines Mannes oder meines Sohnes,
je nachdem, zu wem Sie wollen.« Es klickte in der Leitung, und die Angelegenheit
schien für die Dame des Hauses erledigt zu sein.
Martin sah
Werner mit großen Augen an. »Ich fasse es nicht. Was sind das denn für Typen?« Er
schellte erneut drei Mal hintereinander. Nach einer Weile ertönte der Summer der
Sprechanlage wieder. »Ja, bitte«, erklang es gereizt.
»Mit wem
spreche ich, bitte?« Martin neigte sich zum Mikrofon hinunter.
»Wegleiter.«
»Gut, dann
hören Sie mir mal zu, Frau Wegleiter. Wir sind von der Mordkommission, und ich ersuche
Sie dringend, die Tür zu öffnen. Anderenfalls lasse ich
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