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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Hintergrund. Martin spürte, wie sich Neid in ihm
regte. Ein allein von Steuern finanziertes Politikergehalt konnte dies nicht bewerkstelligen,
das war ihm klar. All dieser Reichtum musste aus früheren Quellen stammen. Gerüchte
über erfolgreiche Waffengeschäfte des Vaters, Immobilienhandel, Spekulationsgeschäfte
und vieles mehr, womit sich gediegener Reichtum anhäufen ließ.
    Martin und
Werner setzten sich und fühlten den weichen Bezug der bequemen Sessel. Hartmut Wegleiter
ging zu einer Ansammlung von Flaschen auf einem Tischchen.
    »Ich würde
Ihnen ja gern etwas anbieten, aber ich nehme an, Sie dürfen nicht. Sie sind ja im
Dienst.« Er goss sich einen Cognac ein, ließ ihn im Glas kreisen, roch daran und
nahm einen genüsslichen Schluck. Er gesellte sich zu den Beamten, schlug die Beine
übereinander und lehnte sich bequem zurück.
    »Wir haben
ein paar Fragen an Sie in Bezug auf eine Mordserie, die derzeit Hamburg erschüttert.
Sie werden davon gehört und gelesen haben?«
    »Sicher.
Wer nicht?« Der Politiker machte eine kleine Pause und schien nachzudenken. Dann
legte er das schelmische Grinsen auf wie zuvor. »Ach, Sie sind das? Sie sind die
ermittelnden Beamten?«
    Die beiden
ungleichen Polizisten nickten stumm.
    »Na, dann
möchte ich nicht in Ihrer Haut stecken. Ich denke, es wird Sie einige Mühe kosten,
Ihre Posten zu behalten, es sei denn, Sie kriegen noch rechtzeitig die Kurve.«
    »Keine Sorge,
Herr Wegleiter«, konterte Werner. »Genau aus diesem Grund sind wir hier.«
    Treffer,
versenkt , dachte Martin. Ja, Werner war der bessere Diplomat. Er beschloss,
nur zuzusehen, und hoffte, er würde nicht provoziert werden. Wegleiter verlor spontan
seine angestrengt bemüht gute Laune.
    »Entschuldigung,
meine Herren. Ich wüsste nicht, wie ich Ihnen da helfen könnte.«
    »Ja, das
hat Ihr Vater auch schon gesagt. Doch dann war er sehr kooperativ und hat uns an
Sie verwiesen.«
    Eine taktisch
kluge Notlüge . Martin staunte.
    »Sie würden
uns gewiss weiterhelfen können, meinte er«, fügte Werner hinzu.
    »Na, dann
schießen Sie mal los. Was möchten Sie wissen?« Hartmut Wegleiter blieb zunächst
entspannt. Was er dachte und fühlte, blieb hinter einer hart antrainierten Maske
verborgen. Eben ein Mann der Politik.
    Werner ließ
sein Gegenüber einen Augenblick schmoren und stellte unvermittelt die Frage, die
direkt den Nagel auf den Kopf traf. »Wussten Sie, dass Sie noch zwei Geschwister
haben? Uneheliche Kinder Ihres Vaters aus Kriegszeiten?«
    Wegleiter
stellte sein Glas ab. Seine Hände begannen, für einen aufmerksamen Betrachter deutlich
sichtbar, leicht zu zittern.
    »Was sagen
Sie da? Ich habe mich verhört, oder?«
    »Nein, haben
Sie nicht. Wir haben Beweise, dass Ihr Vater um 1940 zwei Kinder mit zwei verschiedenen
Frauen gezeugt hat. Diese Kinder sind in einem Kinderheim bei München, einem sogenannten
Lebensbornheim, zur Welt gekommen, sind jetzt an die 70 und waren ihr Leben lang
auf der Suche nach ihrem Vater. Jetzt endlich, nach vielen Jahren endloser Recherchen,
sind diese Menschen sicher, ihren leiblichen Vater gefunden zu haben. Eines dieser
Kinder ist vorletzte Woche ums Leben gekommen. Frau Ursula Seifert soll die uneheliche
Tochter Ihres Vaters gewesen sein.«
    Wegleiter
junior war fassungslos. Alles hatte er in den Trainingskursen gelernt. Rhetorik,
Sprachwitz, die richtige Atmung zur richtigen Zeit, nicht aber, wie man angemessen
auf Nachrichten reagiert, die einem den Boden unter den Füßen wegziehen. Nach einer
Weile fasste er sich und trank seinen Cognac in einem Zug aus.
    »Das sind
Mutmaßungen und keine Beweise. Sollte es tatsächlich solche geben, möchte ich sie
unverzüglich sehen.« Der Politiker zog die Brauen zusammen. »Das hat mein
Vater zugegeben?«
    Martin und
Werner schwiegen, unterstrichen ihre Behauptung mit einem bedeutungsvollen Gesichtsausdruck.
    »Hören Sie.
Das kann nicht sein. Mein Vater hat außer mir keine Kinder. Ich bin sein einziger
Sohn. Davon wüsste ich doch, oder? Außerdem – warum erzählen Sie mir das überhaupt?
Sie sind hier als Ermittler in einer Mordserie. Ich weiß, dass Frau Seifert angeblich
Opfer eines Mordanschlags geworden ist, aber bewiesen ist das noch lange nicht,
oder haben Sie schon den Mörder gefasst? Nein, haben Sie nicht, sonst wären Sie
nicht hier. In den Medien wurde davon berichtet, dass sie an einer Überdosis Propofol
gestorben ist. Sie war fettleibig und Diabetikerin.« Der Politiker verzog das Gesicht.
»Dicke

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