Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
Vom Netzwerk:
geschrumpfte
Körper sackte noch weiter in sich zusammen. »Sie geben wohl erst Ruhe, wenn ich
hier tot auf dem Boden liege.«
    »Na, nun
mal nicht so melodramatisch. So schlimm wird’s schon nicht werden. Also. Wo finden
wir Ihren Sohn? Ich glaube, er ist schon groß und kann selbst entscheiden, ob er
mit uns reden will oder nicht.«
    »Er wohnt
im Nachbarhaus.«
    »Na also!
Geht doch. Schönen Abend noch.«

Kapitel 40
     
    Hamburg-Blankenese, 10. November
2010
     
    Das Duo verließ das Haus der alten
Leute. Kaum war die Tür verschlossen, hielt Werner Martin am Arm zurück. »Musste
das unbedingt sein? Spätestens in einer Stunde weiß das das ganze Präsidium.«
    »Ach, Quatsch.
Nun hab dich nicht so. Der Alte ist ein Riesenarschloch. Das weiß ich und das weißt
du auch. Kein Mensch wird dem eine Träne nachweinen, wenn der unterm Rasen liegt.
Ich hasse solche Typen. Der hat so viel Dreck am Stecken, dass er damit den Boden
der ganzen Hölle pflastern kann. Und jetzt schnapp ich mir das Söhnchen.« Werner
verdrehte die Augen. Martin ließ ihn stehen und marschierte zügigen Schrittes in
Richtung Nachbarhaus. Werner lief hinterher und holte Martin ein, kurz bevor dessen
Finger die Klingel erreichte. »Bitte, sei diplomatisch. Oder lass mich mit ihm reden.«
    »Hey, jetzt
hast du aber echt Fracksausen, was? Keine Sorge, ich bin wieder ganz ruhig.«
    »Ja, das
hast du vorhin auch gesagt, bevor du nebenan das Desaster angerichtet hast.«
    Martin klingelte.
Der Mann, den man aus den Medien kannte, öffnete. Hartmut Wegleiter, Vorsitzender
der Rechtspartei im hohen Norden, beliebt vor allem bei den weiblichen Wählern wegen
seiner grauen Schläfen und dem charmanten Benehmen. Die gewellten Strähnchen über
dem zierlichen Bügel der randlosen Brille waren nach hinten gekämmt. Eine Art George
Clooney der Deutschen. Mit sicherem und freundlichem Auftreten in der Öffentlichkeit,
gepaart mit politischem Weitblick für das ganze Land, faszinierte er jeden, der
mit ihm in Kontakt trat. Er imponierte durch einen durchtrainierten Körper, der
von einem klugen und gewitzten Kopf geleitet wurde. Was sich darin verborgen abspielte,
verriet er nicht einmal seinen engsten Verbündeten. Er stand im Türrahmen seines
edlen Hauses und trug eine Art Hausmantel aus Seide, der zu jeder Tages- und Nachtzeit
einen eleganten Eindruck machte. Wie schon sein Vater, musterte auch er die Beamten
von Kopf bis Fuß und hielt sich lange mit der Analyse von Martins Outfit auf.
    »Guten Abend,
Herr Wegleiter. Kripo Hamburg. Mein Name ist Hartleib, und dies ist mein Kollege
Pohlmann. Tut uns leid, dass wir Sie an Ihrem wohlverdienten Feierabend stören müssen,
aber wir haben ein paar Fragen an Sie. Dürfen wir reinkommen?«
    »Ah, Polizei?«
Hartmut Wegleiter gab sich Mühe, betont jugendlich zu lachen. »Starsky und Hutch,
was? Haben Sie sich schon geeinigt, wer wer ist?« Wegleiter lachte erneut. »Hab
ich immer gern gesehen.« Martin sah Werner an und hielt sich geflissentlich zurück.
Er hatte schon genug verbockt und wollte sich diesmal Mühe geben. Zum einen kannte
er sich, durch seine zweijährige Abwesenheit in Ecuador bedingt, nicht mehr in politischen
Dingen aus, zum anderen war Werner definitiv der bessere Diplomat, das hatte er
schon gemerkt. Seine sprachliche Gewandtheit musste er in den letzten zwei Jahren
verfeinert, diverse Seminare zur emphatischen Gesprächsführung sowie sicherem und
autoritärem Auftreten in der Öffentlichkeit besucht haben.
    Der Politiker
führte seine Gäste in einen überhitzten Raum. Die Wand rechts neben der Tür war
vom Boden bis zur Decke mit Nussbaum-Bücherregalen verbaut.
    »Bitte,
nehmen Sie Platz.«
    Martin war
in diesem Haus ebenso überwältigt wie in dem vorigen. Was hatte er anderes erwartet?
Edler und geschmackvoller Prunk, so weit das Auge reichte. Eine Bibliothek wie aus
einem alten englischen Film. Zwischen den Büchern ließ sich keinerlei Lücke ausmachen.
Gegenüber dieser Wand züngelten kleine Flammen an Buchenscheiten in einem offenen
Kamin und verbreiteten eine behagliche Atmosphäre. Davor befand sich eine kleine
Sitzgruppe. Der Blick in die Tiefe des Raumes führte zu einer großen Terrassentür,
die zu dem wunderbaren Park führte. Alles in allem ein Ort, an dem man mühelos ohne
Fernseher Stunden verbringen konnte. Ein Whiskey auf dem mit Intarsien verzierten
Beistelltisch, ein spannendes Buch in der Hand, von ruhiger klassischer Musik begleitet
und das Prasseln des Feuers im

Weitere Kostenlose Bücher