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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Zeitpunkt
war perfekt gewesen. Er begrüßte Emilie mit einem diabolischen Grinsen.
    »Hallo,
Emmi-Schatz. Na? Am Lesen? Das ist echt krank. Wie kann man nur so viel lesen? Na
ja, bald hat es sich für dich ausgelesen.«
    Dräger lehnte
Martin an die Wand neben Feldmann und wartete mit Martins Waffe in der Hand auf
das Erwachen der beiden. Die Wirkung seines Elektroschockers, Marke KH Security,
würde die beiden Männer für 15 Minuten handlungsunfähig machen. Geduldig beobachtete
er sie und hielt die entsicherte Pistole im Anschlag. Er würde sie nicht erschießen.
Viel zu einfach und zu laut. Er hatte andere Pläne mit ihnen. Sein von Dämonen geplagtes
Hirn freute sich auf die Perfektion des Tötens.

Teil 3

Kapitel 51
     
    Winsen an der Luhe, 11. November
2010
     
    Als Martin das Bewusstsein erlangte,
war ihm sofort klar, dass er aufs Neue versagt hatte. Wie stümperhaft seine Bemühungen
gewesen waren, einen Killer von seinen Plänen abzuhalten. Wie billig er sich hatte
überlisten lassen. Mit einem handelsüblichen Elektroschocker, den man für 60 Euro
in einschlägigen Läden kaufen konnte, hatte man ihn, den bewaffneten Polizisten
einer Sondereinheit, niedergestreckt. Der Schmerz, der ihm zugefügt worden war,
paarte sich in den Sekunden des Aufwachens mit grenzenloser Wut. Wut auf sich selbst
und auf diesen Scheißkerl, den er auf der Stelle töten würde, wenn man ihn ließe.
Diese Gelegenheit hatte er jetzt nicht mehr. Nun war er ein wehrloses Opfer und
nicht der souveräne Ermittler. Die Fäden hatte jetzt jemand anderes in den Händen.
    Martin drehte
sich zu Feldmann um. Dräger hatte ihn mit einem zusätzlichen Fausthieb ins Gesicht
übel zugerichtet, und das Blut lief ihm aus der Nase, am Mundwinkel vorbei, und
tropfte vom Kinn in seinen Schoß.
    Emilie kauerte
nach wie vor in dem Sessel, ohne Buch in der Hand und nicht mehr frei, sondern als
Gefangene eines Psychopathen, der sie über einen Zeitraum von über vier Jahren mit
großem Widerwillen gepflegt und betreut hatte.
    Dräger schien
seine neue Rolle als brutaler und menschenverachtender Verbrecher zu genießen. Eine
erregende Facette in seinem Leben, die er auszuleben gedachte.
    Mit vorgehaltener
Waffe verfrachtete Dräger seine drei Gefangenen unauffällig in Martins BMW und gab
den beiden Männern, sobald sie saßen, einen neuen, lang andauernden Stromstoß, der
sie für gut 20 Minuten außer Gefecht setzen würde. Emilie ließ er in Ruhe, von ihr
ging gemäß seiner Überzeugung keinerlei Gefahr aus. Die, die sich so oft das Leben
nehmen wollte, würde endlich an ihr Ziel kommen. Dass sie den Wunsch, vorzeitig
diese Welt durch eigene oder fremde Hand zu verlassen, gar nicht mehr hatte und
endlich leben wollte, wusste er nicht.
    Das freistehende
Haus von Lars Dräger reichte an einen großen Acker, der von einem baufälligen Zaun
begrenzt wurde. Es stand in einer trostlosen Seitenstraße zwischen Grevelau und
Scharmbeck, knapp 5 Kilometer von Feldmanns Haus entfernt. Hinter dem Haus stand
eine Scheune, die neben dem alten, defekten Traktor seines Vaters Platz für den
BMW bot. Den Wagen wollte er nach Martins Ableben im Osten für gutes Geld verschwinden
lassen. Dräger schloss nach seiner Ankunft das Tor von innen und stand in absoluter
Finsternis. Aus dem Wageninnern hörte er nichts außer einem feinen, angsterfüllten
Wimmern von Emilie. Er lenkte seine Schritte zu einer Nebentür, die über eine Treppe
direkt in den Keller führte. Er drückte den Schalter aus den Sechzigern und eine
15-Watt-Funzel gab so viel Helligkeit, dass die Stufen gerade erkennbar waren. Mehr
Licht brauchte er nie, um in seinen Hobbyraum zu gelangen, in dem er seine Spielzeuge,
die er über Jahre gesammelt hatte, aufzuheben pflegte.
    Dass Dräger
ein Faible für mittelalterliche Folterinstrumente besaß, wusste in der Anstalt niemand.
Keller gegenüber hatte er es einmal beiläufig erwähnt – ein Detail, das Kellers
Gutachten abrundete und Dräger endgültig als schizophren und dringend therapiebedürftig
einstufte.
    Dräger hatte
wenig Mühe, die geschwächten Männer und die verängstigte Frau die 14 Stufen in das
modrig riechende Untergeschoss zu verfrachten. Martin stieß sich wiederholt den
Kopf an der niedrigen Decke, und zwei Mal wäre er beinahe kopfüber die schmalen
Stufen hinabgefallen, hätte Dräger ihn nicht gestützt. Nein, so sollte Pohlmann
nicht sterben. Nicht ein einfacher Genickbruch bei einem Sturz, den er nicht einmal
selbst herbeigeführt

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