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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Entschluss gefasst.« Feldmann stockte, und ein leichtes Schluchzen war zu
hören. »Ich werde Dräger fragen, ob er mich statt Ihnen und Emilie tötet.«
    »Ach was.
Das ist Unsinn«, wehrte Martin brüsk ab. »Hier opfert sich niemand.«
    »Nein, warten
Sie. Es geht doch in erster Linie darum, dass kein Prozess mehr zustande kommt.
Dräger wurde angeheuert, um die Kläger aus dem Weg zu räumen, und die meisten von
ihnen sind ja auch schon tot. Übrig sind nur noch Emilie und ich. Wenn ich ihn also
davon überzeugen könnte, dass Emilie allein keine Gefahr für seinen Auftraggeber
darstellt. Wenn es mich nicht mehr gibt, findet kein Prozess statt, und das war
doch der Sinn der ganzen Sache. Ich werde ihm sagen, dass Emilie völlig schwachsinnig
ist und dass er das doch am besten selbst wissen müsste als erfahrener Pfleger in
einer psychiatrischen Anstalt. Der Kerl ist empfänglich für Schmeicheleien. Der
hat ein Selbstbewusstsein wie eine Erbse. Ich könnte es immerhin versuchen.«
    »Hören Sie,
Feldmann. Ihre Opferbereitschaft in allen Ehren, aber die Sache hat trotzdem einen
Haken.«
    »Und der
wäre?«
    Pohlmann
sah zu Emilie hinüber. Sie hatte sich unter der Armeedecke wie ein Embryo zusammengerollt
und mit dem Gesicht zur Wand gedreht. Ein gleichmäßiges Atmen war zu hören, sodass
Martin davon ausging, dass sie schlief. Martin wandte sich Feldmann zu.
    »Nach dieser
Nummer heute Abend kann er keinen von uns dreien am Leben lassen. Wir sind Zeugen,
die er aus dem Weg räumen muss. Sogar Emilie könnte ihn verraten. Sie kennt ihn
aus der Klinik, das wissen Sie doch.«
    »Aber warum
will er uns foltern, bevor er uns tötet? Warum macht er nicht kurzen Prozess mit
uns? Mit jeder Stunde, die er uns am Leben lässt, wächst doch sein Risiko, dass
man uns findet.«
    »Rache.«
    »Ich verstehe
nicht.«
    »Er zahlt
es uns stellvertretend für das heim, was er als Kind erlebt hat. Er projiziert das,
was er uns antut, auf seine Eltern oder seinen Vater. Er hat mir erzählt, wie sein
Vater ihn für schlechte Noten bestraft hat. Er muss eine unglaubliche Wut auf seinen
Alten haben und hatte bisher keinen Kanal gefunden, das loszuwerden.«
    Feldmann
stützte seinen Kopf in die Hände.
    »In der
Bibel steht, dass Menschen besessen sein können, und dieser Mensch macht mir den
Eindruck, als wäre er es. Von finsteren Mächten ferngesteuert.«
    »Ach was.
Der Kerl ist einfach nur vollkommen durchgeknallt. Sie glauben tatsächlich an diesen
Kram mit Himmel und Hölle und Engel und Teufel und so, was? Ist das nicht ein bisschen
altmodisch?«
    Feldmann
schüttelte den Kopf. »Die Bibel ist nicht altmodisch. Die wird es auch noch geben,
wenn wir beide schon lange tot sind.«
    »Womit wir
wieder beim Thema wären. Ich hab noch keine Lust zu sterben, und wir täten gut daran,
uns zu überlegen, wie wir den Kerl überlisten können. Auch wenn Emilie eine kleine,
schwache Frau ist – dennoch sind wir zu dritt. Irgendwie wird sie ihn doch ablenken
können. Ich brauche nur eine Sekunde für einen Schlag, mit dem er nicht rechnet.
Außerdem habe ich noch einen Bleistift.«
    »Ach ja,
der Bleistift. Sie meinen, Worte sind schärfer als das Schwert. Wollen Sie ihm einen
netten Brief schreiben?«
    »Unsinn«,
antwortete Pohlmann barsch. »Ich möchte ihm den Stift in den Hals rammen. Direkt
in die Halsschlagader. Wenn er spitz genug wäre und die Miene nicht abbricht, könnte
ich ihm auch damit ins Auge stechen oder sonst wohin. Alles ist mir als Waffe willkommen.
Hauptsache, wir kommen hier raus.«
    »Also dafür,
dass er Sie derart zugerichtet hat, sind Sie noch erstaunlich fit.«
    »Das liegt
an der Wirkung der Pille, die er mir gegeben hat. Aber auch die wird irgendwann
mal nachlassen und dann …, dann sehen wir weiter.«
    »Wir sollten
jetzt schlafen, um für den morgigen Tag die Kraft zu haben, die wir brauchen. Andererseits
– sollten wir wirklich morgen sterben, möchte ich lieber wach bleiben«, sinnierte
Feldmann.
    »Wozu? Irgendwas
Tolles gibt es hier wirklich nicht zu erleben.«
    »Ich brauch
auch nichts Tolles zu erleben. Aber wenn ich bald meinem Schöpfer gegenübertreten
soll, müsste ich noch das eine oder andere mit ihm besprechen.«
    »Dafür haben
Sie noch genug Zeit, später, wenn alles vorbei ist.«
    »Ich muss
zu Lebzeiten meine Sünden bekennen. Danach kann ich es nicht mehr. Man muss es hier
auf Erden tun. Das ist wichtig. Es entscheidet darüber, wo und wie wir die Ewigkeit
verbringen.«
    »Na, wo
schon?

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