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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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zeigten sich vergnügt und lebendig und
funkten dem Gehirn garstige Botschaften.
    »Guten Tag,
Herr Kommissar.« Feldmann ging an Martins linke Bettseite, um ihm die Hand geben
zu können.
    »Sie zu
fragen, wie es Ihnen geht, erübrigt sich, glaube ich. Wenn ich ehrlich sein darf,
Sie sehen schlecht aus.«
    »Danke der
Nachfrage.« Martin nickte schwach. »Und? Wie geht es Ihnen?«
    »Darf ich
mich setzen?« Feldmann deutete auf einen Besucherstuhl, den er sich knarrend heranzog.
    »Tja, mir
sollte es, glaube ich, eigentlich ganz gut gehen. Ich lebe noch und sollte darüber
jubeln und jauchzen, dass dieser Mensch mich beziehungsweise uns nicht getötet hat«,
begann Feldmann umständlich. Eine kleine Pause entstand, die Martin Unbehagen bereitete.
Feldmann massierte seine Finger und blickte kurz zu Boden.
    »Ich möchte
Ihnen danken.«
    »Wofür?«
    »Dafür,
dass Sie mir und Frau Braun das Leben gerettet haben. Selbst wenn es bedeutet hat,
einem anderen Menschen dafür das Leben zu nehmen.«
    »Ich habe
ihn nicht getötet«, verteidigte sich Martin. »Ich wollte es, als ich Sie aus dem
Raum geschickt habe. Ja, zugegeben, ich hatte eine Stinkwut und war fest entschlossen,
dem Kerl die Lichter auszupusten.« Martin realisierte, dass sein Gesprächspartner
ein Geistlicher war, der eine andere Wortwahl gewohnt war.
    »Tschuldigung,
ich meinte, ihn umzubringen.«
    Feldmann
lächelte. »Ist schon gut.«
    »Aber ich
hab es nicht getan. Ich konnte nicht. Ich wollte die Tür mit den langen Dornen in
ihn hineinrammen, aber ich hatte im letzten Moment Skrupel, trotz meiner Wut.«
    Feldman
nickte.
    »Stattdessen
hab ich diesen schweren Klotz aus dem Stuhl gezerrt und auf dem Boden abgesetzt.
Auf der einen Seite hatte ich Mitleid mit ihm und andererseits wünschte ich ihm
den Tod an den Hals. Dass er am Ende doch noch gestorben ist, war nicht geplant.«
Martin stockte. »Ich wollte nicht, dass er stirbt. Bestraft werden – ja. In den
Bau kommen – na sicher. Aber ich wollte ihn nicht töten. Es tat mir fast leid, sein
Auge zerstört zu haben, obwohl genau das der Punkt war, der uns das Leben gerettet
hatte.«
    Feldmann
hörte Martin zu, ohne ihn zu unterbrechen. Als Pastor und Beichtvater war er gewohnt,
zu schweigen und erst zu reden, wenn er an der Reihe war.
    Martin fuhr
fort. Die Worte sprudelten aus ihm heraus, als hätten sie seit geraumer Zeit den
Weg ins Freie gesucht.
    »In all
den Jahren, in denen ich Polizist bin, habe ich noch keinen Menschen getötet, und
als wir in dem Verlies saßen, war ich fest entschlossen, nicht darüber nachzudenken.
Verstehen Sie, was ich meine? Die moralischen Konsequenzen und so weiter. Es galt
zu entscheiden – der Kerl oder wir. Wer hätte etwas davon gehabt, sich abschlachten
zu lassen und den Kerl am Leben zu lassen? Vermutlich hätte er nach uns noch viele
weitere Menschen getötet. Er musste gestoppt werden.« Martin dachte eine Weile nach,
was Feldmann geduldig ertrug.
    »Trotzdem
bin ich jetzt ein Mörder.« Martin sah Feldmann an und glaubte, nun die Absolution
für sein Handeln erteilt zu bekommen, die er schon von Werner erhofft hatte. Die
Geschehnisse nagten an seinem Gewissen, und die Antwort, die Feldmann ihm gab, war
wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Ja, vermutlich
sind Sie das.« Feldmann nickte mit dem Kopf, seine Gesichtsmimik drückte väterliches
Verständnis und Mitgefühl aus. »Ab jetzt betreten wir wohl mein Terrain, was?«
    Martin sah
ihn fragend an.
    »Ich höre
Ihre Gedanken, als würden Sie sie mit einem Megafon herausbrüllen. Sie möchten wissen,
wie Gott darüber denkt, dass Sie einen Menschen getötet haben. Sie hätten auch sich
und uns töten lassen können. Dann wären wir nur Opfer gewesen. Unschuldige Opfer
zwar, die den Tod nicht verdient hatten, aber immerhin keine Täter.«
    »Na, Sie
machen mir ja Mut, Herr Feldmann.«
    Feldmann
legte die Hand auf Martins Arm. »Trotzdem bin ich froh, am Leben zu sein, und das
verdanke ich nur Ihrem selbstlosen Heldenmut. Ich würde mir wünschen, dass es viel
mehr solcher Menschen gäbe, die sich für andere einsetzen, ohne sich auszurechnen,
was es für sie kostet. Noch einmal, ich danke Ihnen von Herzen.«
    »Na ja«,
wiegelte Martin ab. »Ich hab dabei auch meinen A…«, das Wort blieb ihm im Halse
stecken, »… also, ich habe ja auch mein Leben gerettet, wollte ich sagen.«
    Feldmann
lachte. »Und das haben Sie richtig gut gemacht.«
    »Genau genommen,
wenn Sie nicht den ollen Bleistift gefunden hätten. Ich

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