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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Brot mit
Salami belegte, sah aus wie jene seiner alternativen Männer-WGs aus Studienzeiten
und bedurfte dringend weiblichen Einflusses, zumindest in Form von Ermahnungen und
Anleitungen, wenn nicht in vollständiger Übernahme dieses Terrains.
    Während
er die wohltuende Wärme von außen nach innen weiterleiten ließ und die Nase nebst
Gehirn freier wurde, dachte er an die Akten, die er aus dem LKH entwendet hatte.
An die Begegnung mit dem unsympathischen Dräger sowie an die auf einem Fliesenboden
stattfindende Literatursession mit Emmi. All diese Eindrücke waren in seinen nach
Ruhe verlangenden Gedanken wie in Watte eingehüllt, und er wünschte sich jemanden
an seiner Seite, der ihm half, Klarheit in diesen eigenartigen Fall zu bringen.
Er beschloss, noch an diesem Abend Hilfe einzufordern, und wählte mit dem auf dem
Beckenrand liegenden Handy die Nummer seines Freundes Werner Hartleib.
    »Hi, Werner,
hier ist Martin.«
    »Mein Gott,
du klingst ja schrecklich. Gut, dass du anrufst. Ich habe den ganzen Nachmittag
versucht, dich zu erreichen.«
    »Wieso,
was ist passiert? Ich hatte das Handy in der Klinik ausgeschaltet und im Wagen vergessen
anzumachen. Gibt’s ein Problem?«
    »Zwei Neuigkeiten.
Ich glaube, es ist besser, wenn ich dir das persönlich sage. Kann ich vorbeikommen?«
    »Darum wollte
ich dich gerade bitten.« Die Neugier trieb Martin nachzuhaken. »Gib mir wenigstens
einen Hinweis. Was ist los?«
    »Ich bin
in 20 Minuten bei dir, okay?« Die Verbindung riss ab und Martin starrte das Handy
an. Es war keine gute Idee gewesen, Werner anzurufen. Statt Hilfe bahnte sich ein
neues Problem an, ein unbekanntes noch dazu, auf dessen Enthüllung er warten musste.
    Martin hasste
es, auf irgendetwas warten zu müssen.
    Nach dem
Telefonat hielt er es nicht länger in der Wanne aus, trocknete sich ab und wickelte
seine Haare in einen Turban aus Frottee. Dann ging er unverzüglich zu seinem Medikamentenschrank
und nahm erst eine, dann, nach kurzem Zögern, eine zweite Schmerztablette. Das müsste
reichen, um diesen Abend zu überstehen. Von zwei Sprühstößen befreienden Nasensprays
erhoffte er sich mehr Effektivität als die Wannenzusätze aus der Apotheke. Er zog
sich bequeme Kleidung an, trocknete die langen Haare mit einem Turbo-Fön und bereitete
eine große Kanne Tee für den Abend vor. Er schlich an dem Brandy vorbei, der ihn
verführerisch anzulächeln schien. Martin schenkte ihm keinerlei Beachtung. Nicht
jetzt , dachte er. Heute nicht. Du musst warten, Baby.
    Fünf Minuten
später stand Werner Hartleib in der Tür. Seine weißen Wangen hingen eingefallen
unter den Jochbögen und drückten die Mundwinkel Richtung Kinn. Auch die Augen lachten
nicht, weder zum Schein noch ehrlich gemeint. Irgendetwas Schlimmes musste passiert
sein, und Werner hatte den ganzen Nachmittag die Aufgabe gehabt, es Martin mitzuteilen.
Pohlmann ließ Werner wortlos eintreten. Werners Körpersprache brauchte vorerst keine
Worte.
    »Tasse Kräutertee?«
Martin hielt die Kanne empor, und Werner setzte sich auf die Couch. Er reagierte
nicht auf Martins Frage, sondern deutete ihm mit einer Handbewegung an, sich zu
ihm zu setzen.
    »So, Mann,
jetzt mach es nicht so spannend. Was ist los? Bin ich gefeuert oder bist du es?«
    Werner machte
es sich nicht bequem auf der Couch, sondern lehnte sich nach vorn und stützte seine
Arme auf den Knien auf. Dann holte er Luft und rieb sich die Hände. Schließlich
begann er, die Neuigkeiten zu enthüllen. »Die kurze Version oder die ausführliche?«
    »Erst die
kurze, dann die lange. Red schon.«
    »Okay. Zwei
Nachrichten und beide sind unschön. Erstens, man hat versucht, Armin Rohdenstock
umzubringen, und zweitens hatte Lorenz heute Mittag, kurz nachdem diese Nachricht
reinkam, einen schweren Herzinfarkt. Was soll ich als Erstes erzählen?«
    »Mist. Lorenz«,
antwortete Pohlmann.
    »Lorenz
wurde sofort mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren und hat ’ne Chance, da rauszukommen,
in einer Größenordnung von eins zu einer Million.« Martin sackte in sich zusammen
und schnaufte. Er rieb sich über das unrasierte Kinn und ahnte zunächst vage, was
dies für ihn bedeuten würde. Werner fuhr fort, die Sache ausführlich zu schildern:
»Ich war nebenan in meinem Büro. Beide Türen waren zu und mir war, als höre ich
was von nebenan. Erst polterte es, als wenn Bücher aus einem Regal auf den Boden
fallen, dann hörte ich jemanden leise rufen. Ich spitzte meine Ohren und hörte es
wieder. Ich ging

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