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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Gruppe von Gutmenschen, die sich von den anderen abgrenzen? Ich hatte dich schon einmal gefragt, ob dort auch deutsche Lieder gesungen werden.«
    »Du siehst Gespenster«, behauptete Stephan. »Gereon Trost hat ohne Zweifel ein elitäres Bewusstsein, aber ich kann nichts Nationalsozialistisches an ihm erkennen. Im Grunde hat er doch recht. In einer Gesellschaft, in der es sozial und wirtschaftlich immer enger wird, sind Verbindungen unter Gleichgesinnten von entscheidender Bedeutung. Dass Beziehungen nicht schaden, weiß jeder und ist auch nicht neu.«
    »Willst du es nicht sehen, oder siehst du es wirklich nicht?« Marie schüttelte den Kopf und fuhr sich verständnislos durch die Haare.
    »Dieser Mann verteidigt einen dieser Glatzköpfe, die in Springerstiefeln durch die Weststadt marschiert und ausländerfeindliche Hetzparolen gepöbelt haben. So etwas macht man nicht einfach so. Ich hoffe, du hättest ein solches Mandat abgelehnt, oder? – Mehr noch: Dich würden diese Nazis erst gar nicht aufsuchen, weil sie bereits ihre bewährten Kontaktadressen haben. Bitte sage mir nicht, dass dir so etwas nicht zu denken gibt, Stephan! Mir scheint, dass er dich schon längst gefangen hat, dieser grandiose Gereon Trost mit seiner edlen Gesinnung.«
    »Ich werde ihn danach befragen«, versicherte Stephan, als er den Artikel gelesen hatte. Trost war es gelungen, zugunsten seines Mandanten noch eine zur Bewährung ausgesetzte Freiheitsstrafe herauszuschlagen.
    »Wenn er selbst ein Nazi ist, wird er zu seiner Gesinnung stehen«, bekräftigte Stephan. »Und wenn das so ist, werde ich jede Zusammenarbeit mit ihm abbrechen. Ich verspreche es.«
    »Und du wirst keinen Kontakt mehr zu dem elitären Club der ›Zehn‹ halten«, forderte Marie.
    »Keinen Kontakt zu den ›Zehn‹«, bestätigte Stephan folgsam.
    »Er kommt mir vor wie ein Wolf im Schafspelz. Mehr kann ich zu deinem Freund nicht sagen. Denk darüber nach, was ich gesagt habe!«

14
    Trost und Stephan hatten sich am Samstagmittag, 21. Juli, um zwölf Uhr auf dem Bahnsteig verabredet. Marie war mit dem Kinderwagen bis in die Bahnhofsvorhalle mitgekommen. Auf den Bahnsteig konnte sie Stephan nicht folgen, weil es an dem nötigen Aufzug fehlte. Sie nutzte die Gelegenheit, sich die Örtlichkeiten genau einzuprägen, um in dem geplanten Beschwerdeschreiben an die Deutsche Bahn die Verhältnisse am Dortmunder Bahnhof präzise zu beschreiben. Stephan verabschiedete sich von ihr und der kleinen Elisa. Insgeheim war er froh, dass der fehlende Aufzug Marie daran hinderte, mit auf den Bahnsteig zu kommen, wo Maries auserkorener Gegner in Gestalt des Dr. Gereon Trost bereits am oberen Ende der Rolltreppe in legerer modischer Freizeitkleidung wartete. Marie erwiderte Trosts herzliches Winken nur mit einer knappen Handbewegung. Dann verschwand sie mit dem Kinderwagen in dem zum Ausgang führenden Fußgängertunnel.
    »Ich reise einfach gern«, freute sich Trost und rieb sich die Hände.
    »Wir beide werden gleich in den Speisewagen gehen und den Tag mit einem schönen Frühstück beginnen, auch wenn schon Mittag ist. In Leipzig werden wir unsere Aufgaben erledigen und ansonsten ein paar Stunden diese herrliche Stadt genießen. Ich habe für uns zwei Einzelzimmer im Seaside-Park-Hotel direkt am Bahnhof gebucht. Exzellentes Haus in bester Lage. Es wird Ihnen alles gefallen, Herr Knobel. Ich verspreche es!«
    Stephan nickte und erinnerte sich daran, dass er in gleichem Tonfall Marie versprochen hatte, gegenüber Trost wachsam zu sein. Ohne Zweifel war der Starverteidiger ein Macher. Er lenkte und dirigierte, aber es war ebenso offenkundig, dass Trost Vergnügen an dem empfand, was er plante und offensiv anging.
    Auf die kurze Leipzigreise schien er sich wie ein Kind zu freuen. Stephan dachte an Maries Bemerkung, dass es keinen Grund gebe, der zu der Hoffnung berechtigte, in Leipzig Erkenntnisse zu gewinnen, die man nicht in gleicher Weise auch von hier aus erzielen oder zumindest besser vorbereiten könnte. Denn außer der früheren Adresse von Michelle Crouchford wusste man nichts. Gemeldet war sie nirgends. Dass sie wieder unter ihrer früheren Anschrift in Leipzig wohnen würde, schien unwahrscheinlich.
    Der Disput über die Sinnhaftigkeit der Leipzigreise zwischen Stephan und Marie hatte sein Ende gefunden, nachdem sie sich darauf verständigt hatten, dass Marie in der Zwischenzeit Maxim Wendels geschiedene Frau aufsuchen sollte, die nach Maries Auffassung weit mehr über dessen

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