Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
wie vor unsere Waschräume und Toilette mit fließendem Wasser«, ergänzte der Wirt.
»Perfekt«, meinte Trost und stellte seinen Rucksack zur Seite.
»Nehmt ihr noch was zu essen?«, fragte der Wirt.
Er trat ans Fenster und schaute ins Tal.
»Da unten kommen die beiden.«
Er hatte mit dem Fernglas zwei rote Punkte ausgemacht, die sich über den Pfad nach oben mühten. Die ersten Regentropfen schlugen an die Scheiben.
»Sie haben Glück, wenn sie sich beeilen«, meinte der Wirt. »Ist es Ihnen recht, wenn wir mit dem Essen warten, bis die beiden hier sind? Ich zaubere dann was Deftiges. Und einen guten Veltliner gibt es dazu. Recht so?«
Trost nickte. »Alles wunderbar! – Willst du dich erst frisch machen, Stephan?«
»Später. Erst möchte ich kurz Marie Bescheid geben, dass ich angekommen bin.
Er sah den Hüttenwirt an.
»Dürfte ich kurz telefonieren?«
Der Wirt runzelte die Stirn.
»Du weißt schon, dass eine Bergwanderung etwas anderes ist als eine Reise durch eure hektische Welt da unten, wo man stets erreichbar sein muss?«
Stephan nickte.
»Es ist wichtig, bitte!«
»Die beiden haben ein krankes Kind«, sprang ihm Trost bei.
Der Hüttenwirt verstand und bedeutete Stephan, ihm zu folgen, schaltete die Leitung frei und überließ Stephan das Telefongerät.
Stephan fasste sich kurz, nahm Marie ihre Sorgen und erkundigte sich betont nach Elisa, weil er den Hüttenwirt in Hörweite wähnte.
Dann kehrte er zu Trost zurück.
Stephan genoss es, nur auf der Holzbank zu sitzen und sich auszuruhen. Im Aufenthaltsraum war es angenehm warm. Draußen wurde das Wetter schlechter. Zugleich brach jetzt schnell die Dunkelheit herein. Der Hüttenwirt machte ein zusätzliches Licht an, und Stephan lehnte sich behaglich zurück, während Trost seinen und Stephans Rucksack in den Schlafraum verbrachte. Stephan ahnte, was Trost beschrieben hatte: Hier oben war das Leben einfach und auf das Wesentliche reduziert. Es gab keine reizüberflutete Umwelt, keine Hektik, sondern nur die nun in die Nacht eintauchende grandiose Bergwelt, ein immer gleiches majestätisches Panorama in wechselndem Farbenspiel der Tageszeiten und der Witterungen. Hier war man für und bei sich. Das Hüttenleben folgte schlichten Ritualen.
Trost kam aus dem Schlafraum zurück. Er rieb sich die Hände und sah Stephan zufrieden an. Erstmals an diesem Tag schien er ausgeglichen zu sein. Anspannung und Unruhe waren gewichen. Er setzte sich zu Stephan auf die Bank.
»Die beiden sind gleich da«, rief der Hüttenwirt ihnen im Vorbeigehen zu. »Ihre tanzenden Lichter sind nur noch wenige Meter entfernt.«
Der Regen prasselte nun heftig gegen das Haus. Sie hörten, wie die beiden Wanderer dankbar ins Haus huschten und umgehend der Vorgabe folgten, sich der nassen Schuhe zu entledigen. Dann traten sie in den Aufenthaltsraum. Die Regentropfen auf den knallroten Regenumhängen glitzerten im Lampenlicht und perlten mit leichtem Klopfen auf den Dielenboden. Sie nahmen ihre Kapuzen ab. Stephan sah erst jetzt ihre nassen, glänzenden Gesichter und erschrak. Es waren Traunhof und Böhringer.
Stephan verkrampfte und griff intuitiv an seine Hosentasche, in der sich das Handy befand, das ihm nicht helfen würde. Unwillkürlich rückte er von Trost weg, von dem er sich hintergangen und verraten fühlte, doch Trost schien ebenso überrascht wie Stephan oder tat jedenfalls so.
»Lieber Gereon, da sind wir!«, verkündete Traunhof und streckte sich behaglich. Er lachte und befreite sich umständlich von seinem Regenumhang.
»Es ist ein Sauwetter. Danach sah es nicht aus, als wir von Spinas aus aufgebrochen sind.«
Lutz Böhringer zog still seine triefende Kleidung aus, hing wie Traunhof seinen nassen Umhang in den Flur und ging zur Toilette ins Untergeschoss. Traunhof folgte ihm pfeifend die Treppe hinab.
»Ich finde keine Worte, Gereon«, stammelte Stephan.
»Ich schwöre, dass ich nicht wusste, dass wir hier von denen Besuch bekommen«, beteuerte Trost. Sein Gesicht war kalkweiß.
»Und woher konnten sie wohl wissen, dass wir hier sind?«, fragte Stephan lauernd.
»Es kann nur eine Möglichkeit geben«, erwiderte Trost leise. »Böhringer hat zurzeit einen Schlüssel zu meinem Haus, weil er die Außenanlage gestaltet. Er muss in meinen Computer geschaut haben. Ich habe den Flug und die Reservierung in der Hütte online gebucht.«
»Darauf bist du aber schnell gekommen«, stellte Stephan misstrauisch fest.
»Ich werde dir nicht beweisen können,
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