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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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war.
    Und er war angemessen mit Abwehrzaubern ausgestattet. Der Wemic begann sich zu regen und zu stöhnen, würde sich aber an keines der Ereignisse des Tages erinnern können.
    Nur um sicherzugehen, kniete sie sich neben den Wemic und wiederholte den kleinen Zauber. Es war ein Zauber, den sie gelernt hatte, während sie ihr Leben lang auf der Suche nach einem Heilmittel für ihre eigene Vergeßlichkeit gewesen war.
    Ihre Finger juckten und kribbelten noch, nachdem das Zaubern abgeschlossen war, doch es überraschte sie nicht. Magier schienen zu glauben, jegliche magische Energie müsse mit einem Zauber verschwinden. Ihr war das immer lächerlich vorgekommen. Magie war allgegenwärtig. Das Einzige, was Magier taten, war, Teile dieser Magie zu nehmen und sie zu etwas Neuem zusammenzuführen. Sie waren so von sich eingenommen, was ihre »großartige Kraft« anging, als erzeugten sie die Magie, die sie einsetzten, tatsächlich selbst. Als könnte das irgend jemand!
    Aber es schien ungewöhnlich viel Magie im Spiel zu sein. Und da war auch noch ein Schatz. Tzigones Finger streckten sich aus eigenem Antrieb nach dem Ohrring des Wemics aus. Der Stein war zu groß, um ein Rubin zu sein, aber auch wenn er ein Granat oder Karneol war, würde man an der Hintertür manches Edelsteinhändlers dafür einen guten Preis erzielen. Sie machte sich keine Sorgen, daß der Wemic schneller aufwachen könnte. Ihre Finger waren so geschickt, daß sie ihm den Ohrring sogar abnehmen konnte, wenn er hellwach war, ohne ihn den Verlust bemerken zu lassen.
    Aber kurz vor dem Stein hielt sie inne und riß instinktiv die Hand zurück, die sie zur Faust ballte. Dem Instinkt folgte die Erkenntnis. Der Rubin war ein Lockvogel gewesen, so wie es wohl auch bei dem roten Kleid der Fall gewesen war. Es war viel zu auffällig ausgestellt gewesen, sie hatte es viel zu mühelos stehlen können, und es hatte ihr viel zu gut gepaßt. Der letzte Punkt überzeugte sie davon, daß sie richtig lag. Das Kleid war aus teurer Rohseide geschneidert worden, aber es war viel zu klein, um einer der Damen von Reichtum und Stil zu passen, die alle üppigen Kurven zur Schau stellten. Sie verwettete Skie gegen Sand, daß es speziell für sie in Auftrag gegeben worden war und daß man es mit einem Suchzauber belegt hatte. Kein Wunder, daß der Wemic sie beinahe zu fassen bekommen hätte.
    Mit einer einzigen Bewegung richtete Tzigone sich aus der Hocke auf. Sie widerstand der Versuchung, dem Wemic einen Tritt zu versetzen, sondern wurde eins mit den länger werdenden Schatten des Nachmittags. Sie mußte einen Weg finden, um die Schuld vollständig zu begleichen, die sie dem jungen Jordain gegenüber hatte.

SECHSTES KAPITEL
    I n einem gemieteten Turmzimmer in der Nähe saß Kiva über die Kristallkugel gebeugt und beobachtete den Kampf zwischen Mbatu und dem jungen Jordain, der ihr schon früher am Tag aufgefallen war.
    Matteo faszinierte sie. Sie hatte sich Zephyrs Berichte vorgenommen und selbst Nachforschungen angestellt. Alles sprach dafür, daß er zu den vielversprechendsten Jordaini-Studenten zählte. Doch bis zum Morgen hatte sie ihn nicht als möglichen Rekruten in Erwägung gezogen. Er war von seinen Ansichten überzeugt, war von Geburt darauf vorbereitet worden, ein Jordaini zu sein, und er hatte alles über den Glanz des Jordaini-Mythos gelernt. Männer wie er waren nie leicht umzudrehen.
    Das hätte sie jetzt immer noch geglaubt, wenn sie nicht gesehen hätte, wie groß seine Trauer um seinen verlorenen Freund war. Matteo hatte vielleicht sein Leben der Wahrheit verschrieben, aber Kiva vermutete, daß Regeln und Fakten über kurz oder lang für ihn eine zu blutleere Geliebte sein würden.
    Im Augenblick war er ein so ordentlicher und hochmütiger junger Mann wie jeder andere in seiner Eliteklasse. Aber wenn sich das ändern ließ, würde er zum nützlichen Werkzeug werden. Seine Worte ließen auf Scharfsinn schließen, der Kiva gefiel. Er war noch viel zu jung und zu naiv, als daß diese Scharfsinnigkeit eine Bedrohung hätte darstellen können. Aber sie würde den Prozeß der Eroberung interessanter und lohnenswerter machen.
    Vom Bett war ein leises Stöhnen zu hören. Kiva zeigte gedankenverloren mit dem Finger auf ihren jüngsten Rekruten und erhöhte den Ausstoß an aromatisiertem Rauch, der aus dem Weihrauchbehälter neben seinem Bett quoll und ihn wieder tiefer schlafen ließ. Es war nicht ihre bevorzugte Anästhesiemethode. Lieber war ihr der Zauber, der

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