Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
Vom Netzwerk:
frustriert. Es gab so vieles, woran sie sich nicht mehr erinnern konnte. Sie hatte Jahre damit zugebracht, die verstreuten Teile ihres Lebens zusammenzufügen, aber sie bekam solange kein Bild, das eine Bedeutung hatte, wie sie sich nicht an die wichtigsten Dinge erinnern konnte.
    Sie war noch jung gewesen, als sie sich gezwungen sah, allein zurechtzukommen. Einige Erinnerungen an diese frühen Jahre waren gnädigerweise spärlich, und ihren Verlust bedauerte sie nicht. Aber die Jahre davor ... warum bekam sie die nicht zu fassen?
    Wenn sie wenigstens die unregelmäßigen Träume hätte festhalten können. Sie verschwanden so schnell, daß nur flüchtige Bilder und schemenhafte Emotionen von großer Bedeutung zurückblieben, die sowohl von Freude als auch von schweren Verlusten herrührten. Es erschien ihr unmöglich, etwas so Starkes zu vergessen.
    Tzigone pfiff durch die Zähne und machte einen Schlenker zur Treppe aus Marmorstufen, die zur Promenade führte. Auf der Stadtmauer verlief ein breiter Weg, auf dem die modebewußten Bewohner Halarahhs spazierengingen, um andere zu sehen und vor allem um gesehen zu werden.
    An einem so schönen Abend waren alle unterwegs, gekleidet in farbenprächtige Seide und Brokat. Zauberstäbe und Waffen wurden unübersehbar zur Schau getragen. Die Bewohner Halruaas schmückten sich tatsächlich so gern mit Artefakten, wie sich die Reichen anderer Völker mit gewöhnlichen Edelsteinen behängten.
    Viele Spaziergänger führten exotische Haustiere mit sich. Winzige edelsteinbesetzte Drachen und geflügelte Katzen flogen in engen Kreisen an ihrer Leine über den Köpfen ihrer Besitzer. Die meisten der Flatterkätzchen waren über diese Zurschaustellung in etwa so glücklich, wie es jede gewöhnliche Katze gewesen wäre. Sie wanden sich und zerrten an der Leine, die sie in ihrer Freiheit einschränkte. Tzigone bemerkte eine besonders widerwillige Katze, die in Richtung der Bäume der Stadtparks davonflog und die Leine wie einen zweiten Schwanz hinter sich her zog.
    Echsen gehörten zu den beliebtesten Haustieren. Reptilien aller Art gab es in Halruaa im Überfluß, und Echsen wurden wegen ihrer leuchtenden Farben und extravaganten Rückenkämme oder Halskrausen gezüchtet. Einige der forscheren Spaziergänger führten gar kleine Behire aus. Die krokodilartigen Schnauzen der Monster waren zwangsläufig mit Maulkörben aus Leder und Elektrum versehen, aber das machte sie nicht weniger gefährlich. Sie gingen mit einer sonderbar wellenförmigen Bewegung und rollten auf sechs, zehn oder zwölf Beinen dahin, während ihre bernsteinfarbenen Augen durch die Zauber glänzten, die sie ruhig hielten. Doch selbst in diesem verzauberten Zustand konnten Behire Blitze austeilen, die so stark waren, daß sie den Glanz ihrer Herren in Schutt und Asche legen konnten.
    Die Promenade erstreckte sich über eine Länge von fast zwei Kilometern, und auf der gesamten Strecke gab es kaum eine Seitenstraße, einen Baum oder ein Gebäude, das Schutz oder eine Möglichkeit zur Flucht bieten konnte. Tzigone mied normalerweise solche Orte, doch heute lenkte sie keine wachsamen Blicke auf sich. Sie hatte auf einem Rosenbusch ein abgelegtes blaßgrünes Kleid gefunden und beschlossen, ein Handvoll Münzen für ein farblich dazu passendes Haarteil auszugeben. Dieses Netz, das sie um ihren Kopf band, war gefüllt mit Haaren, die man mit größter Sorgfalt vom Schweif mehrerer kastanienbrauner Pferde abgeschnitten hatte, und verlieh ihr das Aussehen einer Edeldame mit langem Haar.
    Sie schlenderte über die Promenade und hielt Ausschau nach jemandem, der sie mit Kholstar bekanntmachen konnte, dem prominentesten Behirhändler der Stadt. Nach einer Weile entdeckte sie einen hellblauen Behir, dessen Schuppen in der Farbe edlen Topas’ glitzerten und der hinter einer Frau hertrottete, die ein Kleid aus ähnlichem Material und in passendem Farbton trug.
    Diese Magierin war besonders arrogant. Die Leine, an der sie das magische Tier ausführte, war aus geflochtenem Leder, das mit Silber durchwirkt war und aussagte, daß sie das Monster so gut unter Kontrolle hatte, dass sie dessen Odemwaffe nicht fürchten mußte. Es sprach vieles dafür, daß sie sich gegen Unfälle abgeschirmt hatte, aber die Zurschaustellung war protziger als alles, was Tzigone in den letzten zwei Wochen gesehen hatte.
    Diese Mischung aus Arroganz und Stil sprach Tzigone an. Wenn sie schon Zeit in der Gesellschaft einer Magierin verbringen mußte, dann

Weitere Kostenlose Bücher