Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
entschuldigend an. Matteo verstand und reagierte mit einem knappen Kopfnicken. Themo liebte Klatsch, und eine Abwechslung war jetzt genau das Richtige. »Wußtest du eigentlich, daß Matteo jede freie Stunde mit dem Mädchen verbringt, das den Laraken gerufen hat?«
Dieser kleine Skandal fesselte augenblicklich Themos gesamte Aufmerksamkeit, sein Gesicht nahm wieder ein wenig Farbe an. »Hat dich der Mond verrückt gemacht? Die Schülerin eines Magiers? Obwohl ich mir vorstellen kann, daß sie hübsch ist«, überlegte er. »Vor allem, wenn man auf große dunkle Augen steht.«
Matteo hörte nicht mehr länger zu. Er ging hinauf zu einem der Hügel und legte eine Hand darauf. »Fühlt das!«
Die anderen Jordaini folgten vorsichtig seinem Beispiel. Die konischen Hügel summten vor Energie – sogar die Jordaini konnten es durch ihren Magieschutz hindurch spüren! Der mit Moos überzogene Fels fühlte sich merkwürdig an, so, als sei er nicht völlig solide.
»Die Schleier sind hier dünn«, sagte Iago besorgt, während er sich über die Hüfte rieb, als wollte er das störende Kribbeln vertreiben. »Darum hören wir das Lied der Finsteren Feen.«
»Könnten sie hindurchkommen?« wollte Themo wissen.
»Es heißt, daß sie es von Zeit zu Zeit versuchen, doch nur ein oder zwei kommen herüber. Offenbar ist der Wechsel schwierig und nur an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten möglich.«
»Es besteht also nicht die Gefahr, daß eine Armee von ihnen aus diesen Dingern hervorkommt?« bohrte Themo nach und deutete auf die konischen Hügel.
»Nicht, wenn sie nicht gerufen werden«, beruhigte Matteo ihn. »Und diese Gefahr ist sehr gering. Wer würde denn so etwas machen? Wer könnte es?«
Iagos Augen weiteten sich, als er etwas erblickte. »Haben wir nicht ein Sprichwort, wonach man keine Fragen stellen soll, wenn man nicht wirklich eine Antwort bekommen will?«
Matteo folgte seinem Blick. Tzigone stand am Eingang zum Paß. Ihr blaues Gewand war von der Reise verschmutzt, und sie hatte es mit einem Gürtel gerafft, damit sie sich besser bewegen konnte. In ihrem blassen, aufgebrachten Gesicht wirkten ihre dunklen Augen noch größer.
»Hinter euch!« rief sie und zeigte in die entsprechende Richtung.
Er fuhr herum und war nicht überrascht, daß die Schatten auf der anderen Seite der Lichtung sich bewegten und eine Gestalt annahmen, die ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Finstere Feen, die so dünn wie Geister und finster wie Drow waren, betrachteten die Eindringlinge mit seltsam glühenden schwarzen Augen. Sie waren kaum größer als Kinder und bewegten sich mit einer überirdischen Anmut. Sie glitten so schnell zwischen den Hügeln hin- und her, daß das Auge ihnen nicht folgen konnte.
Matteo schluckte hart und zog seine Waffen. Im selben Moment verschwanden die Kreaturen. Er hörte ein Geräusch, leise wie der Wind, doch der Eindruck war so schnell vorüber, daß Matteo die Ursache nicht verstehen konnte, bis er die glühenden Augen sah, die sich auf ihn von einem näheren Hügel aus zubewegten. Die Finsteren Feen bewegten sich nicht mit Hilfe von Magie, zumindest war es keine Magie, die ihm vertraut war. Sie waren einfach von Natur aus so schnell.
»Laßt sie nicht entkommen«, schrie Tzigone. »Haltet sie im Tal fest!«
Matteo warf ihr einen fassungslosen Blick zu. »Sonst noch etwas?«
Sie rannte bereits in die andere Richtung. »Laßt euch was einfallen! Ich bin sofort wieder da. Ich muß nur noch rasch diesen Rattenbastard von Magier töten!«
Tzigones Stimme wurde leiser, so wie das Geräusch ihrer Stiefel auf dem rauhen Fels. Die katzenhaften Augen der Feen verschwanden ebenfalls, aber nur, um einen Augenblick später hinter einem anderen, näheren Hügel wieder aufzutauchen. Das Lied der Finsteren Feen setzte ein, eine beklemmende, unirdische Melodie, die von Hügel zu Hügel sprang und überall und nirgends zugleich war.
»Bei der Mutter von Mystra«, fluchte Themo leise, in dessen Augen das Feuer seiner Kampfeslust unsicher flackerte. »Wie zur Hölle können wir dagegen kämpfen?«
Matteo zog sein Schwert und ging auf den nächsten Hügel zu.
»So gut wir können.«
* * *
Tzigone eilte durch die Passage und warf sich Dhamari entgegen wie ein lebendes Geschoß. Sie gingen beide zu Boden und rollten unsanft über den felsigen Untergrund. Er war zu überrascht, um Widerstand zu leisten, und sie hatte ihn rasch überwältigt.
»Du hast mich reingelegt«, zischte sie ihn an, packte ihn
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