Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
abfällig. »Würde ich nicht sagen.«
Ihr eisernes Messer fuhr herab.
Sie riß daran, um die Klinge zu befreien und wirbelte herum, um die Lage mit einem Blick auf das Schlachtfeld zu erfassen. Matteo hatte das eiserne Schwert zur Seite geworfen, vermutlich weil es zu schwer geworden war. Statt dessen hatte er seine Dolche gezogen und kämpfte an der Seite seiner Freunde. Sie standen Rücken an Rücken in einer Dreiecksformation und stritten jeder gegen einen Widersacher. Die Finsteren Feen waren noch immer unnatürlich schnell, doch die Eisenwaffen schienen sie so ihrer Kraft zu berauben, wie der Laraken Magie gestohlen hatte.
Gerade hoffte Tzigone, daß sich das Blatt gewendet hatte, da ging der große Jordain zu Boden. Das Lied der Finsteren Feen schwoll triumphierend an, während sie weiter nach vorn drängten.
Tzigone eilte los, um den Platz des gefallenen Mannes einzunehmen. Ein Messer tauchte aus dem Nichts auf und traf sie an der Hüfte. Sie versuchte, nach dem Angreifer zu treten, traf aber nur Luft. Sie sah ein, daß ein einsamer Kampf zwecklos war, also gesellte sie sich zu Matteo und Iago und verfiel in den Rhythmus des Kampfs.
»Zurück mit dir, Tzigone«, sagte Matteo keuchend, während er einen Hieb nach dem anderen abwehrte. »Du bist dafür nicht ausgebildet.«
»Wer ist das schon?«
Er warf ihr einen raschen aufgebrachten Blick zu. »Verschwinde schon!«
»Ich habe sie herbeigerufen«, erwiderte sie ernst.
Matteo hätte nichts darauf sagen können, selbst wenn er es gewollt hätte. Da die Eisenwaffen die Bewegungen der Finsteren Feen verlangsamten, wurde aus ihrer Zahl ersichtlich, daß Dhamaris Zauber mehr als nur eine Gruppe der geisterhaften Kreaturen den Schleier hatte durchdringen lassen.
Plötzlich verstummte die Musik, und die Angreifer zogen sich zurück. Unsicher liefen sie durcheinander. Tzigones Herz machte einen Satz, da sie Hoffnung schöpfte, doch Matteo stieß einen lauten, unflätigen Fluch aus.
Sie sah ihn an. »Was?«
Matteo wischte sich Blut von der Stirn. »Ich habe diese Formation schon einmal gesehen«, sagte er, »aber nicht in einer Schlacht.«
Noch während er sprach, begannen die Finsteren Feen um sie herum zu kreisen. Ihr Lied erscholl erneut in einem grell triumphierenden Jubel, während sie sich wie kleine geisterhafte Wölfe ihrer Beute näherten, um zum Todesstoß auszuholen.
EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
E in gleißendes Licht erfüllte die Lichtung und ließ die Finsteren Feen augenblicklich die Flucht ergreifen. Matteo hielt sich eine Hand vor die Augen, während er versuchte, die Quelle des Lichtscheins auszumachen. Erleichtert ließ er die Schultern sinken, als er Basel Indoulurs Schiff entdeckte. Der Kampf war vorüber, und er sank neben Themo auf die Knie.
Auf den ersten Blick wirkten die Wunden des großen Jordain nicht so schwerwiegend, sondern sahen nach den gleichen oberflächlichen Schnitten aus, die auch er selbst erlitten hatte. Doch der matte, leere Blick seines Freundes sprach eine andere Sprache.
Karmesinrote Seide raschelte, als sich Basel neben ihm auf ein Knie niederließ. »Wie kann ich helfen?«
»Die Finsteren Feen können einen Sterblichen ebenso entweihen wie ein Vampir«, sagte Matteo. »Themo muß geheilt und geläutert werden, sonst wird er möglicherweise nie wieder mehr sein als das, was Ihr jetzt seht. Habt Ihr einen Priester an Bord?«
Der Magier schüttelte den Kopf. »Wir bringen ihn zum nächsten Tempel.« Noch während er sprach, wanderte sein Blick zum Rand der Lichtung, wo Tzigone stand. Sie hatte stur das Kinn vorgeschoben und stand dicht bei einem sehr gereizten Iago. Der Jordain schien Tzigone Vorhaltungen zu machen und ihr die Schuld an dem zu geben, was sich ereignet hatte. Zur Abwechslung hielt die junge Frau einmal ihre Zunge im Zaum. Matteo kannte ihren verdrehten Sinn für Humor und wußte, daß die Last des mißratenen Zaubers bereits auf ihren Schultern ruhte.
Basel trat rasch zwischen den wütenden Jordain und seine Schülerin. »Geh an Bord der Avariel , Tzigone«, sagte er ruhig. »Hol die anderen.«
Iago spuckte aus. »Ich werde nicht auf dem gleichen Schiff reisen wie diese Hexe!«
»Du bist auch nicht eingeladen«, erwiderte Basel kühl. »Reite mit den Söldnern in die nächste Stadt oder bleib hier und stell dich wieder diesen Kreaturen, wenn dir das lieber ist.«
Der Jordain entfernte sich und unterhielt sich kurz und mürrisch mit Dhamaris Männern. Einen Moment später kam der Captain der
Weitere Kostenlose Bücher