Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
dich Akhlaur zu stellen.«
Der Magier vollendete den Zauber mit Effet. Er erhob sich und strich über seine Schuppenhaut, während er an einer Käfigreihe entlangging.
Vor dem Verlies aus Knochen und Korallen, in dem der Laraken saß, blieb er stehen. Das Monster schoß instinktiv auf die lebensspendende Magie zu, die Akhlaur umgab, wich aber zurück, als es deren Quelle erkannte.
Akhlaur betrachtete seinen neuesten Gefangenen eine Weile. Er brauchte ein Testsubjekt, um den schwierigen Zauber versuchsweise anzuwenden, den er soeben niedergeschrieben hatte. Der Laraken hatte den Zauber schon einmal überlebt, aber Akhlaur war nicht ganz sicher, daß dies bei einem zweiten Versuch auch der Fall sein würde. Die meisten Zauber, die Kiva entzogen worden waren, wurden durch den Laraken vollständig weitergeleitet, doch dieser erreichte Akhlaur mehr wie der Schatten eines Zaubers. Der Laraken hatte die allgemeine Form des Zaubers in sich aufgenommen, als er gewirkt worden war, und diesen unvollständigen Bericht an seinen nekromantischen Meister weitergeleitet. Akhlaur hatte einige Lücken gefüllt und den Zauber verbessert, doch bei Elfenmagie war das nicht mit Sicherheit zu sagen.
»Zu riskant«, entschied Akhlaur. »Wir wollen ihn erst mal an einer anderen Bestie testen und sehen, was passiert.«
Der Nekromant spazierte an der Galerie gefangener Monster entlang. Ein wütender vierarmiger Fischmensch, der ihn an einen mutierten Sahuagin erinnerte, fiel ihm ins Auge. Diese Wesen kamen auf der Elementarebene oft genug vor. Sollte das Experiment scheitern, konnte er mühelos für Nachschub sorgen.
Mit einem Nicken holte Akhlaur die Pergamentrolle hervor und begann, laut zu lesen. Der Zauber, den er von dem Laraken gewonnen hatte, der ihn seinerseits von Kiva hatte, pflanzte sich durch das lebende Wasser fort. Luftblasen entwichen aus dem Mund des Nekromanten und trieben auf das Geschöpf im Käfig zu, hüllten es ein. Sie wirbelten, leuchteten und erinnerten an Elfen, die unter dem Sternenhimmel ausgelassen tanzten. Akhlaur ignorierte den elfischen Hauch von Kivas Zauber und konzentrierte sich ganz auf dessen Raffinesse.
Während er die Beschwörung fortsetzte, begannen die Blasen zu verschmelzen und dadurch immer größer zu werden. Als Akhlaur das letzte, entscheidende Wort der Macht sprach, schlossen sich die Blasen zu einer großen Kugel zusammen, die das Monster einhüllte.
Einen Moment lang stand der Nekromant einfach nur da und sah der Kreatur zu, die sich von einer Seite ihres Gefängnisses zur anderen warf und in der dünnen, ungewohnten Luft nach Atem rang. Der Geruch des Schreckens war so berauschend wie der duftende Kräutergarten einer Grünmaga. Akhlaur nahm ihn in tiefen Zügen in sich auf, um seine Schärfe zu genießen. Als er sich gut gesättigt fühlte, nahm er einen kleinen Korallenring aus einem Zauberbeutel und plazierte ihn zwischen sich und dem gefangenen Monster. Er hing im Wasser wie ein runder, leerer Bilderrahmen an einer unsichtbaren Wand oder wie ein Guckloch, das die Machtlosen und Mißtrauischen oft in ihre Türen bohrten.
Wieder begann Akhlaur, monoton zu singen. Eine Energiewand begann, von den Rändern des Korallenkreises auszugehen, der schwach grün leuchtete. Als die Wand sich über die gesamte Kammer erstreckte, nahm der Magier ein kleines Metallstück und schleuderte es auf den Korallenrahmen, während er ein einzelnes Wort rief.
Das Stück verschwand in einer Explosion aus Licht und Lärm. Die Blase näherte sich dem Korallenring und berührte ihn, woraufhin die Luft in einem Wirbel aus kleinen Blasen durch das Loch entwich. Auch das Monster wurde von der Öffnung angezogen und verformte sich zu einer langgestreckten Kreatur, die durch das Loch gesogen wurde wie ein Flaschen-Geist durch den Hals einer Flasche.
Augenblicke später war die gigantische Blase verschwunden, und das Monster war kaum drei Schritt von Akhlaur entfernt. Der ließ die Energiewand fallen und lächelte die Kreatur an, die ihm ihr abscheuliches Gesicht zuwandte und wie ein in die Enge getriebener Wolf die Reißzähne bleckte.
»Greif mich nur an«, forderte Akhlaur das Geschöpf. »Diesem Tag fehlt es an Abwechslung.«
Einen Moment rangen Instinkte miteinander, während das Monster sicheren Tod gegen weitere Gefangenschaft abwog. Ein gequälter Schrei entrang sich seiner Kehle.
Akhlaur grinste. »Unentschlossenheit ist auch eine Entscheidung«, stellte er fest. Er nickte, und sofort öffnete sich
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