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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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über das Schlachtfeld und schob ihre Artgenossen zur Seite. Von den wenigen nicht so genießbaren Stücken abgesehen war das Mahl vorüber. Enttäuscht kehrte das Tier zu seinem Reiter zurück und sah ihn betrübt an.
    »Was nun?« fragte Themo enttäuscht, als er auf sein verärgertes Reittier stieg.
    »Vielleicht liegt die Antwort in Iagos jüngerer Vergangenheit«, sagte Matteo langsam. Seine Augen hatten einen bedauernden Ausdruck, als er sich dem kleinen Jordain zuwandte. »Du hast im Dienst Procopio Septus’ gestanden. Es ist anzunehmen, daß sein Jordain-Ratgeber Zephyr dich an Kiva verraten hat. Aber Zephyr hat dich nicht direkt der Elfe überantwortet.«
    Iagos olivfarbene Haut wurde blaß. »Das stimmt.«
    »Vielleicht sollten wir die Verbindungen verfolgen. Das hat schon einmal zu Kiva geführt, vielleicht passiert es ja wieder.«
    Der kleine Jordain ritt eine Weile lang schweigend weiter. »Ich verbrachte drei Tage in den Lagern der Crinti«, flüsterte Iago. »Als die Zeit um war, war ich dankbar dafür, als Sklave verkauft zu werden.«
    Matteo nahm seine Worte mit einem düsteren Nicken zur Kenntnis. »Verkauften die Crinti dich direkt an Kiva?«
    »Ja. Sie ersparten mir die Peinlichkeit eines Sklavenmarkts. Glaub mir, Matteo, die Gerüchte über die Schattenamazonen kommen der Wahrheit kaum nahe.«
    Themo warf Iago einen angeekelten Blick zu. »Wenn dir der Plan nicht gefällt, mußt du es nur sagen.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er nicht funktioniert«, entgegnete Iago. »Wenn mir ein besserer einfiele, würde ich es sagen.«
    »Ist er gefährlich?«
    »Ich spränge lieber nackt in eine Grube mit flüssigem Teer, statt in diese Hölle zurückzukehren.«
    Iago sprach mit einer Ruhe, die Matteo erschreckte, doch Themo nickte, als bestätigten diese Worte eine zutiefst gehegte Hoffnung. »Werden wir kämpfen müssen?«
    »Dafür kann ich garantieren«, murmelte Iago. Während er sprach, wurde sein Blick kühl und hart.
    Themo bemerkte die Veränderung im Ausdruck seines Freundes und johlte vor Begeisterung. Er ließ die Zügel auf den Hals der Echse niederfahren und war bester Laune. »Also, warum sind wir dann immer noch hier?«

SECHSTES KAPITEL
    E ine zierliche, durchnäßte Gestalt kämpfte sich durch den Dschungel, bewegte sich mühsam von einem Baumstamm zum nächsten und hielt sich so krampfhaft an den Stämmen fest, als könne sie Kraft aus ihnen schöpfen. Kiva, die einst so mächtige Bluthündin, bewegte sich barfuß voran, gekleidet war sie in die schlichte graue Tunika einer Azuth-Büßerin. Ihr langes, jadegrünes Haar hing ihr ins Gesicht. Die einzige Magie, die sie in Händen hatte, stammte von dem Mazganußbaum, an dem sie Halt gefunden hatte. Kiva fühlte den heftigen Puls des Waldes, hörte die sanfte Musik des magischen Gespinsts, das aber so schwach war, als wäre es sehr weit entfernt.
    Kiva war so erschöpft, daß sie eine beunruhigende Nähe zu ihrem eigenen Schatten spürte. Ihre Kraft war ihr beim Kampf mit dem Laraken geraubt worden. Ihre Magie war ihr entzogen worden. Tagelang hatte nur ihr Stolz sie am Leben gehalten, doch auch den hatte sie verloren. Kiva konnte sich nur uralte Erinnerungen ins Gedächtnis rufen – und die Blutrache, die aus ihnen entstanden war. Jedesmal, wenn vor ihren Augen alles zu verschwimmen begann, schloß sie die Augen und flüsterte: » Akhlaur !«
    Haß gab ihr ein Ziel und verlieh ihr Kraft. Sie hatte nicht 200 Jahre lang geplant und geübt, um jetzt zu sterben, ohne ihre Rache zu vollenden!
    Kiva stieß sich ab und taumelte weiter. Wenn ihr Gedächtnis sie im Stich ließ, half ihr Instinkt ihr weiter, immerhin war sie ein Kind dieses Waldes. Kein Elf – ganz gleich, wie weit er von den Bäumen seiner Geburtsstätte entfernt war oder was sich in den Jahren ereignet hatte – verlor je die Verbindung zu seinem Land. Kein Elf war je ganz frei von Magie.
    Als die Dämmerung kam, schwirrten Insekten in surrenden Wolken aus ihren Behausungen. Kindheitserinnerungen kehrten zurück, und sie atmete solange tief ein, bis sie das schwache, aber markante Aroma einer Acridiapflanze wahrnahm. Sie folgte dem Duft, pflückte einen dicken Stiel, zerdrückte ihn und verteilte das intensiv riechende grüne Gel auf ihrer Haut. Der Geruch verschwand, und die hungrigen Insekten taten es ihm nach.
    Der kleine Erfolg tat ihr gut. Sie sah eine kapuzenförmige Blume, die fast kniehoch war und ein blutrotes Staubgefäß hatte, das an einen grinsenden Kobold

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